Neuanfang

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Hannah:

Die Zeit raste davon. Hannah packte alles ein, was schon eingepackt werden konnte. Zwangsläufig musste sie auch für Axel mitpacken. Sie versuchte, es für die Kinder trotzdem so gemütlich wie möglich in der Wohnung zu lassen. Aber ihre Nervosität vor dem Neuanfang übertrug sich auch auf die Kinder.

Und dann war es auf einmal so weit. Max kam mit ein paar Freunden mit einem Kleinlaster und sie luden alles auf.

Hannah ging mit Emma und Leni noch einmal durch die Wohnung. Sie verabschiedeten sich von jedem Raum und gemeinsam zogen sie schließlich die Tür hinter sich her. Die Mädchen weinten und auch Hannah verdrückte ein paar Tränen. Sie ließen so viel hinter sich. Nicht nur die Wohnung, sondern vor allem auch die Möglichkeit, die Erinnerung, die Illusion einer glücklichen Familie.

Auf der Fahrt in ihr neues Zuhause hielt Hannah bei einem McDonalds. Sie holte für sie alle ein Eis und gemeinsam überlegten sie, was die neue Wohnung unbedingt haben sollte. Leni und Emma wünschten sich übereinstimmend eine Spielküche und einen Kleiderschrank für ihre Puppen. Hannah nahm sich vor, Max zu fragen, ob er etwas für die Mädchen bauen konnte.

Fröhlicher gestimmt setzten sie die Fahrt fort.

Neugierig betrat Hannah mit ihren Töchtern die Wohnung, die nun ihr Zuhause sein sollte. Pfarrer Reitlinger hatte sie angerufen und ihr gesagt, dass er nicht da war, aber er hatte Max den Schlüssel gegeben.

„Wow!" Staunend sah sich Hannah um. Von der Blümchentapete und dem altmodischen Look der Wohnung war nichts mehr zu sehen. „Und? Ist es so okay?" Hannah fiel Max um den Hals und schluchzte. „Hey, hey, so hässlich ist es doch gar nicht geworden." Er strich ihr über den Rücken.

Hannah ließ ihren Schwager los und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Vielen, vielen Dank! Tut mir leid. Irgendwie ...." Sie machte eine rudernde Handbewegung und atmete ein paar Mal tief ein und aus. „Jetzt ist es echt so weit." „Ja und es wird euch hier gut gehen! Die Leute hier sind echt in Ordnung und ihr werdet euch hier ganz schnell einleben." Hannah hoffte sehr, dass Max recht hatte. In den letzten Tagen hatte sie immer wieder die Panik überfallen, dass es doch ein Fehler war, alles aufzugeben und neu anzufangen.

Aber sie musste vor allem ihren beiden Töchtern das Einleben so einfach wie möglich machen. Hannah ging also ins Kinderzimmer und setzte sich zu Emma und Leni auf den Boden. „Was meint ihr? Wo wollen wir eure Betten hinstellen?" „Ich will hier schlafen." „Und ich da." „Gut, dann fangen wir mal an." Max war Hannah gefolgt. Er lächelte sie an und holte gemeinsam mit seinen Kumpels nach und nach die Möbel und Kisten in die Wohnung.

Hannah bemühte sich darum, alles so schnell wie möglich auszupacken, damit die Wohnung gemütlich war. Es fehlten noch ein paar Möbel, denn Sachen von Axel hatte sie nicht mitnehmen wollen. Aber das würde sich alles finden. Sie würde alles daran setzen, ihren Kindern ein glückliches Zuhause zu schaffen. 



Paddy:

Joelle war zu Besuch und sie war ganz euphorisch. Ihre Arbeit war sehr gut angekommen und sie würde mit großer Wahrscheinlichkeit Folgeaufträge bekommen.

Paddy führte seine Frau zum Essen aus und sie bestand darauf, danach noch in einen Club zu gehen und zu feiern. Paddy war kein großer Freund von Clubs, aber Joelle strahlen zu sehen, dafür war er auch bereit in einen Club zu gehen.

Sie saßen an der Bar, hörten der Live-Band zu, die gar nicht so schlecht war und tranken unverschämt teure Cocktails. Joelle strich ihm immer wieder über das Bein und den Rücken und Paddy wusste, dass sie gleich ins Apartment zurück gehen würden. Er spürte schon das angenehme Kribbeln der Vorfreude. Er beugte sich zu Joelle herüber und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals. Sie legte ihm den Arm um den Nacken und kicherte leise.

„Ich fühle mich heute richtig verrucht," flüsterte sie ihm ins Ohr. Paddy beobachtete über ihre Schulter hinweg, wie ein Mann zu einer Frau an den Tisch trat. Er sprach sie an und setzte sich zu ihr. Er deutete fragend auf ihr leeres Glas und sie nickte ihm lächelnd zu.

Paddy lief es eiskalt den Rücken herunter. Er hatte das Gefühl, als würde er sich selbst sehen, wie er zu Hannah an den Tisch trat. Paddy schüttelte den Kopf. Er wollte diese Bilder loswerden, die sich wieder in seinen Kopf drängen wollten. Joelle strich ihm über den Rücken und ihre Hand striff wie zufällt seinen Hintern.

Kurzentschlossen zog Paddy Joelle von ihrem Stuhl. Ohne ein Wort zu sagen, führte er sie aus dem Club und das kurze Stück bis zu seinem Apartment. Die Tür knallte fast zu, so eilig schloss er sie. Dann drückte er Joelle dagegen und küsste sie heftig. Er riss ihr fast das Kleid herunter und versuchte verzweifelt, sich nur auf sie zu konzentrieren.

„Wow, das war ganz etwas anderes." Außer Atem lagen sie beide nebeneinander im Bett. Joelle strich Paddy über die Brust und schmiegte sich an ihn. Er fühlte sich seltsam. Einerseits sehr erfüllt, andererseits hatte er ein schlechtes Gewissen, weil die starke Erregung, der er freien Lauf gelassen hatte, nicht nur seiner Frau gegolten hatte.

„Ich liebe dich!" sagte er und sah Joelle an. Ja, er liebte diese Frau. Sie war das Beste, was ihm je passiert war und er durfte sie nicht verlieren, auf keinen Fall!

Ein einziger FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt