Wie konnte das passieren?

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Ich habe bestimmt 20-mal angefangen, diese Geschichte weiterzuschreiben.

Sie hat mich nicht losgelassen und gefordert, dass ich sie fertig schreibe.

Hier ist für euch die einzige Version, die sich hat beenden lassen.

Bestimmt nicht perfekt, anders als ich sonst schreibe, aber es wollte so weitergehen.

Bitte gebt der Story eine Chance! DANKE!



Hannah:

Hannah hatte ein extrem schlechtes Gewissen. Sie war sehr froh, dass niemand zu Hause war, als sie dort ankam. Sie packte ihre Sachen aus, stellte eine Waschmaschine an und setzte sich dann mit einer Tasse Tee in den Wintergarten.

Was hatte sie nur getan. Hannah konnte überhaupt nicht fassen, dass sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte, mit Michael Patrick Kelly. Wie hatte das passieren können? Ja, sie hatten Alkohol getrunken, aber nicht so viel, dass sie es darauf schieben konnte.

Hannah wurde knallrot, als sie an die Nacht dachte, daran, was sie alles getan hatten. Es hatte sich so toll angefühlt. Es war der beste Sex ihres Lebens gewesen. Und der verbotenste. Sie fühlte sich unendlich schlecht.

Als sie es zu Hause nicht mehr aushielt, ging sie in die Kirche. Sie betete und bat um Vergebung. Aber sie wusste selbst, dass das nicht verzeihbar war.

Hannah ging eine Runde spazieren. Ihre Gedanken rasten im Kreis herum. Die letzten zwei Jahre der Beziehung mit ihrem Mann Axel waren sehr schwierig gewesen. Er hatte seinen Job verloren und es hatte lange gedauert, bis er etwas Neues gefunden hatte. Hannah war dafür wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Axel hatte sich so minderwertig gefühlt und das alles hatte ihn extrem heruntergezogen. Dass sie ihm Vorwürfe machte, weil er, obwohl er den ganzen Tag zu Hause war, den Haushalt nicht machte, hatte nicht unbedingt geholfen. Aber auch sie hatte sich total überfordert gefühlt. Vollzeit arbeiten, zwei Kinder, Haushalt, das alles war ihr irgendwie über den Kopf gewachsen. Und dann noch Axel, der sich total gehen ließ.

Zum Glück hatte er vor einem halben Jahr wieder einen neuen Job gefunden, aber so richtig gut ging es ihnen als Paar immer noch nicht. Hannah wollte ihre Stunden unbedingt wieder reduzieren, weil ihr alles zu viel war, aber Axel wollte davon nichts hören. Er hatte Angst, dass ihr Geld nicht reichen konnte. Natürlich verstand sie ihn, aber Hannah wollte irgendwann auch wieder ein kleines bisschen mehr Zeit für sich selbst. Sie hatte das Gefühl sich selbst verloren zu haben.


Paddy:

Es klopfte an der Tür des Hotelzimmers: „Paddy, komm, wir müssen los." Paddy seufzte. Er stand auf und öffnete die Tür. „Was ist los? Hast du gestern noch so viel gebechert, dass du jetzt krank bist?" Pino, sein Manager, sah ihn forschend an. Paddy schüttelte nur den Kopf und nahm seine Sachen. Gemeinsam stiegen sie in den VW-Bus, der sie zum nächsten Konzertort fahren sollte.

Pino wollte mit Paddy verschiedene Sachen besprechen, aber Paddy hörte kein Wort von dem, was er sagte. Er dachte ununterbrochen an die vergangene Nacht. Wie hatte ihm das passieren können? Es gab nach fast jedem Konzert Frauen die auf ihn warteten und manche boten sich ihm mehr oder weniger unmissverständlich an. Aber noch nie, niemals hatte ihn das gereizt. Er war verheiratet, er liebte Joelle, er war immer treu. Bis jetzt. Wie hatte das passieren können? Wie konnte er Joelle je wieder in die Augen sehen? Der Frau, die ihn nach dem Kloster, als er so vollkommen haltlos gewesen war, aufgefangen hatte. Die ihm gezeigt hatte, dass er doch dazu fähig war zu lieben. Die ihm so sehr geholfen hatte, wieder im normalen Alltag anzukommen. Mit der er eine Familie haben wollte. Zusammen Altwerden, das war ihr Plan. Und er hatte all das mit einer Nacht kaputt gemacht. Zugegeben, es war die beste Nacht Lebens .... – oh Gott, was dachte er da nur.

Ehebruch war eine Sünde, eine schwere Sünde. Das stand gegen alles, an das er glaubte. Und ihm war es passiert. Was heißt passiert. Er hatte sich auf Hannah gestürzt, wie ein notgeiler Teenager.

„Paddy, was ist denn los?" Pinos laute Frage riss ihn aus seiner inneren Standpauke.

Da sah er ein Schild an der Autobahn. Autobahnkirche. „Können wir da vorne bitte runter fahren? Ich möchte beten." „Paddy, wir sind echt schon spät dran. Ich weiß, dass du so .." „Es muss sein. Ich muss beten." Paddy stieg aus dem Auto und eilte in die Autobahnkapelle. Er kniete sich eine Bank und vertiefte sich ins Gebet. Er flehte Gott an, ihm zu vergeben und ihm einen Weg zu zeigen, damit umzugehen. Was soll ich Joelle sagen? Soll ich ihr überhaupt etwas sagen? Aber Lügen ist eine weitere Sünde. Was soll ich nur tun? Bitte hilf mir doch.

Aber selbst das Beten, das ihm fast immer half, konnte ihm heute überhaupt nicht helfen, seine Ruhe wiederzufinden. Er fühlte sich körperlich richtig unwohl. Paddy verließ schließlich die Kapelle und setzte sich in die Sonne auf eine Bank davor. Pino, der vor der Kapelle auf ihn gewartete hatte, setzte sich neben ihn. „Was ist denn los?" Paddy zögerte, aber dann brach es aus ihm heraus. Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Ich habe Mist gebaut. Richtig großen Mist." „Was für Mist?" „Ich habe gestern Nacht mit einer anderen Frau geschlafen." Pino starrte ihn entgeistert an." „Du? Du hast ..." „Ja ich. Und ich weiß jetzt gar nicht, was ich machen soll?" „Wer ist sie? Wo hast du sie kennengelernt. Hat sie es darauf angelegt? Meinst du, sie hat irgendwas gefilmt oder Fotos gemacht? War sie alleine?" „Nein, sie hat nichts gemacht. Oh Gott Pino, wie konnte mir das nur passieren? Was soll ich denn jetzt Joelle sagen? Ich hasse mich, wie konnte das nur passieren?" Paddy vergrub sein Gesicht in den Händen. Er hätte am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen. Er war so wütend auf sich selbst. „Oh Mann. Komm, lass uns weiterfahren. Wenn du zu spät zum Konzert kommst, dann hilft das auch nichts. Ganz ehrlich? Ich weiß gerade nicht, was ich dazu sagen soll!" Paddy las aus Pinos Blick Fassungslosigkeit und menschliche Enttäuschung, „Sieh mich nicht so an. Ich fühle mich so schon beschissen genug. Ich weiß, dass ich riesengroßen Mist gebaut habe. Ich kann es heute überhaupt nicht mehr verstehen." Er stand auf und ging zum Auto.

Während der Weiterfahrt starrte Paddy aus dem Fenster und die Erinnerung an die letzte Nacht zog ihn immer weiter runter. Vor allem, weil sich unter das extrem schlechte Gewissen gegenüber Joelle, immer wieder klitzekleine Gedankenblitze hineindrängten, die ihn daran erinnerten, wie toll die Nacht gewesen war. Dafür schämte er sich am allermeisten, dass sein Körper gar kein schlechtes Gewissen zu haben schien.

„Paddy, mach auf jeden Fall nichts Unüberlegtes. Wenn du mit Joelle reden willst, dann persönlich, wenn du wieder zu Hause bist und ihr Ruhe habt," riet ihm Pino. „Aber macht es das nicht noch schlimmer, wenn ich es nicht sofort beichte?" „Beichten. Vielleicht solltest du wirklich beichten gehen? Du sagst doch, dass dir das so wichtig ist. Vielleicht hilft dir das ein bisschen. Aber wenn du jetzt Joelle anrufst und ihr sagst, was passiert ist, dann ...." „Fuck, fuck, fuck." Paddy schlug gegen die Autotür. „Du musst dich irgendwie in den Griff kriegen, okay?" „Du hast leicht reden." „Du bist ein Profi. Du schiebst das jetzt irgendwie zur Seite und machst deinen Job. Nach dem Konzert kannst du weiter überlegen, was du machen willst." Paddy seufzte. Er war Profi darin, sich selbst zur Seite zu schieben und den Musiker rauszuholen. Aber heute gelang ihm das nicht wirklich. Er war ein Betrüger. Er hatte Joelle betrogen. Es würde sie so verletzen, wenn er ihr erzählte, was passiert war.

„Paddy, reiß dich jetzt zusammen!" Pino war ganz offensichtlich sauer. Paddy atmete tief ein und aus und ließ sich von der Musik verschlucken. Die Musik war immer für ihn da.


Ein einziger FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt