Paddy:
Endlich nach Hause. Zu Joelle. Er musste sie sehen. Er hatte sie vermisst. Diese Abende im Hotel bekamen ihm nicht gut.
Zweimal war Paddy mit seiner Band im jeweiligen Hotel etwas trinken gewesen und jedes Mal hatte er sich dabei ertappt, dass er Ausschau nach Hannah hielt. Wenn er eine Frau an einem Tisch sitzen sah, die ihr auch nur im entferntesten ähnlich sah, dann schlug sein Herz schneller.
Und er träumte wieder von Hannah, von der Nacht mit ihr. Davon, dass sie irgendwo auf ihn wartete und ihn anstrahlte, wenn er kam. Und er wollte sie einfach nur in den Arm nehmen und küssen.
Und das durfte er nicht. Jedes Mal schrak er mit einem extrem schlechten Gewissen aus diesen Träumen auf. Aber damit musste jetzt Schluss sein.
Paddy fuhr die letzten Kilometer nach Hause und versuchte seinen Kopf frei von den unerwünschten Gedanken zu bekommen. Es war doch alles gut gewesen, wo kam das denn nun wieder her. Es musste einfach aufhören. Das machte ihn einfach wahnsinnig.
Obwohl er es mit aller Macht versuchte zu verhindern, hatte er doch begonnen, an seiner Entscheidung zu zweifeln.
Er hielt im Hof und stieg aus. Keiner begrüßte ihn.
Verwundert schloss er die Haustür auf. „Hallo?" rief er ins Haus. „Im Wohnzimmer!"
Paddy betrat das Wohnzimmer und da war sie. Joelle strahlte ihn an und umarmte ihn. „Schön, dass du da bist. Ich habe dich so vermisst." „Ich dich auch." Paddy zog seine Frau an sich. Sie fühlte sich so vertraut an. Sie roch so vertraut. Hannah blitzte durch sein Hirn.
„Ich habe ein Geschenk für dich!" Joelle wirkte total aufgeregt, als sie ihm eine Schachtel reichte. Neugierig zog Paddy die Schleife auf. Verwirrt sah er den Inhalt der Schachtel an. Ein Stäbchen und zwei kleine Schuhe. Was sollte das bedeuten? Er sah Joelle an, die ihn erwartungsvoll anlächelte. „Was ...." Dann war es ihm auf einmal klar. „Du bist schwanger? Du – ich – wir?" Joelle lachte und küsste ihn auf die Wange. „Ja, du wird Papa." „Oh wow." Paddys Knie wurden ganz weich und er setzte sich auf die Couch. Er wurde Papa? Joelle war schwanger?
Durch Paddys Kopf rasten tausende Gedanken gleichzeitig. Er wurde Papa. Das hatte er sich so gewünscht. Er hatte nicht mehr darauf zu hoffen geglaubt. Aber Hannah. Er wurde Vater. Dadurch änderte sich alles. Es war endgültig. Er und Joelle. Es gab keinen anderen Weg. Die Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Freude gemischt mit einer ungreifbaren Trauer, die ihn wütend auf sich selber machte. Angst vor der Verantwortung. Alles überrannte ihn gleichzeitig. Paddy konnte keinen der Gedanken wirklich greifen. Die Gefühle waren ein Wirrwarr.
Joelle setzte sich neben ihn auf die Couch. „Freust du dich denn gar nicht?" „Doch, oh doch." Überschwänglich umarmte er seine Frau. Sie wurden Eltern. So lange hatten sie darauf gehofft. „Ich kann es gar nicht glauben." Joelle griff nach einem Umschlag, der auf dem Couchtisch lag und holte ein Foto heraus. Paddy erkannte, dass es ein Ultraschallbild war. Er konnte darauf überhaupt nichts erkennen. „Geht es dir gut? Wann, also.... Oh Mann, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!" „Ich habe es kaum ausgehalten, dir nichts zu sagen und auch sonst niemandem. Natürlich solltest du es als allererstes erfahren! Ich bin jetzt im dritten Monat. Ganz bald können wir es allen sagen. Die Ärztin sagt, es ist alles gut." „Dann musst du ganz gut auf dich aufpassen. Du musst dich schonen und darfst nichts heben und...." „Ja, ich weiß." Joelle strahlte. Er hatte sie noch nie so glücklich gesehen. Sie wurden Eltern. Er wurde Vater. Paddy schluckte. Er wollte unbedingt ein guter Vater sein. Er musste für seine Frau und das Baby da sein! „Am liebsten würde ich die restliche Tour absagen, um bei dir sein zu können." „Solange du da bist, wenn das Baby da ist, also am Anfang, meine ich, dann ist alles gut."
Der Gedanke, dass er Vater beherrschte alles. Er versuchte es zu begreifen, zu verstehen. Joelles überschäumende Freude darüber, ihr munteres Geplapper über die Pläne und alles, was sich ändern würde, es überforderte ihn kurzfristig. Aber langsam, ganz langsam erfasste auch ihn diese Freude.
Wenige Tage später machten sie sich auf den Weg zum Gottesdienst. „Paddy, ich möchte gerne Hannah erzählen, dass ich schwanger bin, jetzt sind die ersten 12 Wochen ja rum und da ..." Paddy nickte nur.
Joelle wollte ihr erzählen, dass sie schwanger war. Wie Hannah wohl reagieren würde? Bei dem Gedanken daran, Hannah gleich zu sehen, schlug sein verräterisches Herz schneller. Paddy schimpfte sich selber. Er stieg aus dem Auto aus und ging zu seiner Frau. Um sich zu beruhigen, nahm er sie in den Arm. Er hielt sie einfach wortlos fest. Ihre Nähe tat ihm gut. Sie erdete ihn. Sie war seine Heimat. Hier gehörte er hin. Zu dieser Frau! Zu seiner Frau!
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Ein einziger Fehler
FanfictionEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.