Hannah:
Schnell einkaufen, dann Wäsche waschen, aufräumen und dann die Kinder vom Kindergarten abholen. Milch nicht vergessen!
„Hi!" Dieses fröhliche Hi riss Hannah aus ihren Gedanken. „Hallo." Marie stand neben ihr am Regal mit den Müslis und lächelte sie an. „Sorry, ich war mit meinen Gedanken gerade ganz woanders." Marie lachte nur. „Dann bist du wohl ziemlich im Stress, oder? Entschuldigung, ist es okay, wenn ich Du sage?" „Ja, natürlich. Naja, Alltagsstress. Zu Hause wartet Wäsche und absolutes Chaos auf mich." „Darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Eine kurze Pause schadet vielleicht nicht?" Hannah zögerte, aber dann stimmte sie zu. „Sehr gerne. Der Wäscheberg läuft ja nicht weg." „Ja, das stimmt. Der Haushalt bleibt immer da." Marie zog eine Grimasse. „allerdings muss ich zugeben, dass ich deutlich weniger zu tun habe, wenn mein Mann nicht da ist. Er ist ehrlich gesagt nicht unbedingt der Ordentlichste." Hannah lachte. „Mein Ex-Mann hat auch immer alles da liegen lassen, wo er es ausgezogen hat und so."
Die beiden Frauen beendeten ihre Einkäufe und setzten sich dann in das kleine Café, dass sich im Eingangsbereich des Supermarktes befand. Sie unterhielten sich über alles Mögliche und die Zeit raste nur so davon. „Oh Mist, ich muss die Mädchen vom Kindergarten abholen." „Ich wollte dich nicht so lange aufhalten. Bitte entschuldigen." „Das macht gar nichts, es war total nett. Vielen lieben Dank für den Kaffee." „Sehr gerne. Tschüss." „Ciao."
Hannah eilte davon und stürzte sich wieder in ihren Alltag.
Als sie abends vor dem Wäschekorb saß und Wäsche zusammenlegte, fielen ihr die Worte ihrer Schwester ein. „Ich glaube, Marie ist einsam." Den Eindruck hatte Hannah auch gewonnen. Sie mochte Marie. Aber sie hatte nicht einmal ihre Handynummer.
Auch wusste sie nicht so genau, ob Marie wirklich Lust darauf hatte, sich mit einer Mutter anzufreunden. Hannah hatte den Blick gesehen, mit dem Marie auf den Babybauch von Steffi geblickt hatte. Sie glaubte auch aus der Unterhaltung am Nachmittag herausgehört zu haben, dass sich Marie eine Familie wünschte. Aber das ging sie ja auch erst einmal nichts an.
Als Hannah Marie am nächsten Wochenende im Gottesdienst sah, fasste sie sich anschließend ein Herz und sprach Marie an. „Ähm, hast du vielleicht Lust, mal zum Kaffeetrinken zu uns zu kommen, oder so?" „Sehr gerne." Die beiden tauschten also ihre Handynummern aus.
Gesagt, getan. Wenige Tage später lud Hannah Marie zum Kaffeetrinken ein. Sie hatte Kuchen gebacken und freute sich auf den Besuch.
„Vielen Dank für die Einladung." Marie hielt Hannah einen kleinen, fröhlichen Blumenstrauß hin. „Oh vielen Dank, das ist ja nett." Emma und Leni verschlangen den Kuchen und eilten dann in den Garten. „Deine zwei Mädchen sind echt süß," meinte Marie lächelnd und sah den beiden Wirbelwinden nach. „Manchmal," antwortete Hannah mit einer Grimasse. „Es ist bestimmt anstrengend, wenn man alleinerziehend ist, oder?" „Ja, das stimmt, aber es hat sich halt so ergeben. Aber Steffi und Max sind ja hier in der Nähe und Max Eltern sind auch total nett. Sie haben schon gesagt, dass sie sehr gerne auch auf Emma und Leni mal aufpassen, wenn ich jemanden brauche."
Es war ein sehr schöner Nachmittag und Marie bedankte sich sehr herzlich für die Einladung. „Ich bin jetzt eine Weile unterwegs, aber ich melde mich, wenn ich wieder da bin." „Klar, sehr gerne."
Paddy:
Er war tatsächlich ein wenig nervös, als er Joelle die fertigen Songs vorspielte. Ihre Meinung war ihm wichtig. Es gab wenige Leute die ihn so gut kannten, wie seine Frau.
Er musste sich dazu zwingen, nicht auf und ab zu tigern. „Die Songs sind toll. So verschieden und trotzdem alle du." Joelle musste ihm genau erklären, welche Songs ihr warum am besten gefielen. Paddy hörte aufmerksam zu. Er war besonders nervös, was sie zu einem Song sagte, bei dem er sich bis zum Schluss nicht sicher gewesen war, ob er ihn wirklich aufnehmen sollte. Aber irgendwie hatte sich dieser Song, der seine innere Zerrissenheit ausdrückte, aufgedrängt. Obwohl Paddy ihn wirklich nicht hatte aufnehmen wollen, hatte er ihn einfach nicht losgelassen. Auch wenn er es nie zugeben würde, so spiegelte sich in diesem Song seine innere Gefühlswelt am besten wider. Er liebte Joelle, er liebte sie so sehr und trotzdem war da immer noch diese leise Stimme, die ihn in den unpassendsten Momenten an Hannah erinnerte. Paddy war sich sicher, dass er diesen Song nicht live singen wollte, aber er hatte ihn irgendwie aufnehmen müssen. Zumal seine Co-Writer von dem Song total begeistert waren, als er ihn das erste Mal vorgespielt hatte. Das war mitten in der Nacht gewesen. Dieser Song und damit die Erinnerungen an diese eine, einzige Nacht hatten sich mitten in der Nacht in das halbdunkle Studio geschlichen und nun würde diese verbotenen Erinnerungen wahrscheinlich für immer auf einem Album festgehalten werden.
Nein, er musste noch einmal darüber nachdenken. Noch hatte er ja zu viele Songs und musste noch welche streichen und dieser Song musste einfach raus. Er wollte doch nur vergessen, dass er einen solchen Fehler gemacht hatte. Wie also konnte er diesen Song für immer festhalten? Nein, das ging nicht.
![](https://img.wattpad.com/cover/138625401-288-k531958.jpg)
DU LIEST GERADE
Ein einziger Fehler
FanficEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.