Hannah:
Hannah und ihre Kinder lebten sich schneller ein, als sie es für möglich gehalten hatte. Die beiden Mädchen fühlten sich im neuen Kindergarten sehr wohl. Sie fanden schnell Freunde und Hannah bemühte sich sehr darum, die Kinder und ihre Eltern nachmittags zum Spielen einzuladen oder zu treffen. So lernte auch sie schnell nette Leute kennen.
Ihre neue Arbeit war für Hannah sehr ungewohnt. Es herrschte kein Zeitdruck, die Leute, die ins Pfarrbüro kamen, waren alle sehr nett. Hannah erkannte schnell, dass vor allem die älteren Leute hauptsächlich kamen, um sich unterhalten zu können.
Schnell lernte Hannah die Vorzüge des Lebens in einem so kleinen Ort lieben. Wenn sie mit den Mädchen unterwegs war, dann wurde sie erkannt und gegrüßt und auch sie kannte schnell viele Leute. Jeden Sonntag ging sie mit Emma und Leni in die Kirche. Sie fand, das gehörte zu ihrem Job einfach dazu. Anfangs fiel es den beiden Mädchen schwer, still zu sitzen, aber sie gewöhnten sich daran.
Manchmal gab es nach den Gottesdiensten noch einen kleinen Umtrunk oder Imbiss, der von verschiedenen kirchlichen Verbänden organisiert wurde. „Hallo, sind Sie jetzt fest hergezogen?" Erstaunt sah Hannah auf. Dann erkannte sie Marie, die sie beim Pfarrfest kennengelernt hatte. „Ja, wir fühlen uns auch schon wirklich wohl." „Hier ist es auch schön. Wir wohnen auch noch nicht so lange hier. Und mein Mann und ich sind auch sehr viel unterwegs." „Das ist bestimmt spannend, oder?" „Ja, aber manchmal wäre ein bisschen mehr Alltag auch nicht schlecht." „Mama, Mama, dürfen wir mit den anderen auf den Spielplatz gehen?" Emma zog aufgeregt an Hannahs Ärmel. „Ja, aber ihr passt gut an der Straße auf und geht nicht weiter weg, ja?" „Ja, versprochen." „Viel Spaß."
Hannah unterhielt sich noch eine Weile mit Marie. „Entschuldigung, da muss ich ran gehen."
Marie ging mit ihrem Handy in der Hand ein paar Schritte zur Seite.
„Wer ist das?" fragte Steffi neugierig. „Das ist Marie, sie saß beim Pfarrfest an unserem Tisch." „Achja, ich habe sie schon ein paar Mal gesehen. Sie ist manchmal in der Kirche." „Sie hat erzählt, dass sie und ihr Mann beruflich viel unterwegs sind." „Mann? Einen Mann habe ich noch nie mit ihr gesehen." Hannah lachte. Ihre Schwester war schon immer sehr neugierig gewesen.
„Entschuldigung. Hallo." „Hallo, ich bin Steffi." „Marie." Die beiden Frauen schüttelten sich die Hände. „Ich bin Hannahs Schwester. Und du wohnst auch hier im Ort?" „Wir wohnen ein bisschen außerhalb. Wir sind vor einem dreiviertel Jahr ungefähr hergezogen." „Ah, okay. Und was machst du so beruflich?" „Ich bin Journalistin." „Das hört sich ja spannend an." Hannah hörte zu, wie Steffi Marie ausfragte. „Und du bist hier in der Kirche engagiert?" fragte Marie neugierig. „Ja, ich bin im Pfarrgemeinderat und Lektorin und Kommunionhelferin. Ich arbeite schon daran, Hannah auch zu motivieren." Erstaunt sah Hannah ihre Schwester an. Sie musste doch gar nicht motiviert werden. Aber dann verstand sie, dass sie das nur sagte, um Marie die Möglichkeit zu geben, sich auch zu engagieren. „Wir sind immer auf der Suche nach jemandem, der sich hier in der Gemeinde engagieren möchte." „Vielleicht als Lektorin. Das war ich schon öfter mal. Mal sehen." „Marie, hi, schön, dich zu sehen!" Pfarrer Reitlinger umarmte Marie. „Hallo Martin, ja, jetzt bin ich mal wieder da." „Ich versuche gerade, Marie zu überreden, bei uns als Lektorin tätig zu werden," erklärte Steffi. „Das ist eine sehr gute Idee. Überleg es dir." „Das mache ich."
Hannah und Steffi sammelten die Kinder auf dem Spielplatz ein und gingen alle zu Steffi nach Hause. „Diese Marie scheint sehr nett zu sein. Aber sie wirkt ganz schön einsam. Wie ihr Mann wohl ist?" „Keine Ahnung, wir werden ihn bestimmt mal kennen lernen, wenn er hier ist."
Paddy:
Die Musik hatte ihn wieder komplett verschluckt seit Joelle abgereist war. Paddy stürzte sich wieder mit aller Energie in seine Arbeit.
Er genoss diese Abwechslung. Die komplette Hingabe an die Musik, ohne irgendeinen störenden Einfluss von draußen. Ohne Termine, ohne den nervigen Alltag. Paddy war so froh, dass er sich diese Zeit so komplett für die Musik genommen hatte. Bald hatte er zwar etliche Termine, aber jetzt gehörte die Zeit nur ihm und der Musik.
Und wenn Joelle da war, dann konnte er die Zeit ganz mit ihr verbringen. Er nahm sich die Zeit ganz bewusst für seine Frau und auch für London. Was für eine tolle Stadt. Er konnte hier anders sein und auch Joelle war hier anders. Sie beide waren irgendwie entspannter, ungezwungener, freier, leidenschaftlicher. Es tat ihnen gut.
DU LIEST GERADE
Ein einziger Fehler
FanfictionEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.