Hannah schlug die Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Als kurz darauf jemand in die Kirchenbank neben sie rutschte, zuckte sie zusammen. Warum war Paddy zurückgekommen? Aber es war nicht Paddy der neben ihr saß, es war Pfarrer Reitlinger, ihr Chef. Hannah wischte sich hektisch die Tränen aus dem Gesicht.
"Hannah, darf ich Hannah sagen?" Sie nickte nur. "Es tut mir leid, aber ich habe mitbekommen was ihr gesprochen habt und ich habe mir so etwas schon gedacht. Du und Paddy, ihr seid euch also näher gekommen. Aber es ist sehr richtig, dass ihr jetzt Abstand zueinander haltet. Paddy wird Vater. Joelle ist überglücklich und sie werden eine glückliche Familie werden. Es ist mit Sicherheit für dich gerade nicht einfach, aber du musst ihn loslassen. Du musst ihn ziehen lassen. Du musst ihn glücklich werden lassen und auch du wirst glücklich werden. Du hast zwei wundervolle Töchter und mit Sicherheit wird auch irgendwann, wenn du das möchtest, ein toller Mann in dein Leben treten. Aber es kann und darf nicht Paddy sein. Du musst aufhören ihm nachzutrauern."
Hannah starrte den Pfarrer an. Es war ihr unendlich peinlich, dass er, der ihr Chef war, jetzt wusste was passiert war. "Ich weiß, dass es falsch war, aber es ist einfach irgendwie passiert. Herr Pfarrer Reitlinger, können wir das nicht vergessen? Es ist mir so unangenehm, dass sie das wissen." "Bitte nenn mich doch Martin. Fehler sind menschlich. Es ist entscheidend, was man daraus macht. Ich kann dir nur einen Rat geben: werde glücklich und hänge dein Glück nicht an etwas was nicht sein kann. Wir sehen uns morgen früh im Büro." Martin verließ die Kirche und Hannah blieb mit ihrem Gefühlschaos zurück. Sie blieb noch lange sitzen, bis es Zeit war, die Kinder bei ihrer Schwester abzuholen.
Noch einmal kniete sie sich hin und betete zu der Marienfigur, die vor ihr stand und ihr Kind auf dem Arm hielt. So wie Joelle bald ihr Baby auf dem Arm haben würde.
Hannah wusste, was richtig war. Aber es fühlte sich nicht richtig an.
Sie verließ die Kirche und machte sich auf den Weg zu Steffi.
Ein Mann verließ mit einem großen Strauß Rosen den Blumenladen. Ein dunkelhaariger, gutaussehender Mann. Hannah bemühte sich um ein ehrliches Lächeln. "Sag Marie viele Grüße von mir. Ich freue mich sehr für euch, ehrlich. Den Rest werden wir irgendwie hinbekommen." Paddy strahlte sie an. Er wirkte unendlich erleichtert.
Hannah ging weiter und seufzte einmal. Den ersten Schritt in die richtige Richtung hatte sie getan. Den Schritt weg von Paddy. Er fuhr zu seiner Frau und brachte ihr einen wunderschönen Blumenstrauß, weil er sich so freute, dass er Vater wurde. Weil er sie liebte. Paddy liebte seine Frau. Nicht Hannah.
Sie ging weiter, immer weiter von Paddy weg. Diese Schritte fühlten sich wichtig an. Weg von Paddy, hin zu ihren Kindern. Zu ihrer eigenen Familie. Hannah drehte spontan um. Sie kaufte auch einen Strauß Blumen, nein zwei. Einen für Steffi und einen für sich. Man brauchte keinen Mann für Blumen und schon gar keinen Mann, der einer anderen Frau gehörte. Aber es tat trotzdem ein bisschen weh. Vernünftig sein, tat weh.
"Die Blumen sind wirklich schön! Wer sind denn die Glücklichen?" fragte eine Bekannte neugierig, als Hannah mit dem Blumen zu ihrer Schwester ging. "Zwei Frauen!" "Recht hast du. Wenn man darauf wartet, dass einem Männer Blumen schenken, dann kann man ganz schön lange warten." Hannah lachte und ging weiter.
Ein Auto kam ihr entgegen und der Fahrer winkte. Paddy, es war Paddy. Er hatte wohl noch etwas besorgt. Hannahs Herz schlug schneller. Paddy fuhr zu Joelle. Weg von ihr. Paddy liebte nur Joelle. Wenn sie es sich oft genug sagte, dann würde sie es mit Sicherheit verstehen.
Paddy liebte Joelle! Er wurde Vater! Er sollte glücklich werden!
Hannah musste schlucken. Glücklich ohne sie. Paddy war glücklich ohne sie!
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Ein einziger Fehler
FanfictieEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.