Anziehung

532 31 6
                                    

Hannah:

Emma und Leni waren krank. Sie hatten sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen und waren arme kleine Häufchen Elend. Hannah eilte drei Tage von einer zur anderen, wusch unendliche Ladungen Wäsche und hatte das Gefühl nur noch zu rennen und zu rennen.

Dann ging es den beiden endlich wieder besser. Müde saß Hannah in ihrem Büro. Sie musste sehr darum kämpfen wach zu bleiben. Als ihr erneut fast die Augen zufielen, stand sie auf. Wenn sie Ablage machte, dann musste sie sich wenigstens bewegen.

Paddy:

Paddy war vom Flughafen aus direkt zum Pfarrhaus gefahren. Er musste mit Hannah reden, bevor er nach Hause zu Joelle fuhr. Die letzten Tage hatte ihn die Sorge umgetrieben, dass Hannah seiner Frau erzählte, was sie beide für ein dunkles Geheimnis miteinander hatten.

Er träumte davon, dass Hannah Joelle schon alles erzählt hatte und diese ihn nur testen wollte. Dass sie ihn mit gepackten Kisten erwartete und raus warf, oder dass er in ein leeres Haus kam und sie ausgezogen war.

Paddy öffnete die Bürotür ohne zu Klopfen. Hannah saß nicht an ihrem Schreibtisch. Er sah eine Bewegung im Augenwinkel und drehte sich um. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben und stellte gerade einen Ordner zurück in einen Schrank. Dann nahm sie das nächste Blatt und drehte sich in seine Richtung.

Erschrocken quietschte sie auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Hast du mich erschreckt!" „Sorry, dass wollte ich nicht. Hannah, ich muss mit dir reden. Können wir kurz in deine Wohnung gehen? Martin sollte das nicht hören." Sie zögerte sichtlich, aber dann griff sie nach dem Schlüsselbund, der auf ihrem Tisch lag und ging voran aus dem Büro.

Paddy folgte ihr durch den Garten zur anderen Seite des Pfarrhauses. Hannah sperrte die Wohnungstür auf und ließ ihn eintreten. Abwartend blieb sie stehen und sah ihn fragend an.

Hannah:

Hannah schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Was wollte Paddy von ihr. Warum hatte er sie so ernst angesehen? Warum war er hier? Warum konnte er nicht in ihrem Büro mit ihr sprechen?

Nervös stand sie in ihrem Wohnzimmer und sah ihn an. Ohne ein Wort zu sagen, trat er auf sie zu. Mit dem Daumen strich er ihr sanft übers Gesicht.

Hannahs Herz fing an zu rasen. Er war ihr so nahe. Seine Berührung fühlte sich so gut an.

Paddy:

Sie sah so erschöpft aus. Ganz blass. Und sie hatte so tiefe Schatten unter den Augen.

Paddy konnte nicht anders, als ihr behutsam über diese dunklen Schatten zu streichen.

Ihre Augen, dieser Blick, es zog ihn magisch an.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, näherte er sich ihr. Er versank in ihren Augen. Seine Lippen berührten die ihren. Hannah schloss die Augen. Sie legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn näher zu sich heran.


Hannah:

Endlich. Dieser Kuss fühlte sich so richtig an. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch tobten.

Hannah hatte das Gefühl, als wäre ihre Welt mit einem Mal wieder gerade gerückt.

Paddy legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie näher zu sich heran. Er vertiefte den Kuss und es lag soviel Leidenschaft darin. So viele Gefühle.

Hannah musste sich an ihm festhalten. Die Wucht der Gefühle überrannte sie. Sie fühlte sich so schwindlig.

Dann ließ er sie los. Er trat einen Schritt zurück und stützte sich an der Wand ab, so als wäre ihm auch schwindlig. Aus weit aufgerissenen Augen sah er sie an.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Hatte er sich für sie entschieden? Aber Joelle! Der Kuss war so intensiv gewesen. Sie wollte ihn! Aber Joelle, was war mit ihr?

Ein einziger FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt