Hannah:
Es tat weh, Axel so offen mit Barbara zu sehen. Die beiden gaben sich ganz offen als Paar zu erkennen. Hannah wurde von einigen gemeinsamen Bekannten darauf angesprochen. Freundinnen riefen sie an und beschimpften Axel als Betrüger. Hannah klärte mit schlechtem Gewissen auf, dass sie sich bereits getrennt hatten, bevor die beiden zusammen gekommen waren. Aber es blieb ein mulmiges Gefühl. Ja, sie hatte Axel betrogen, aber so schnell wie er sich wieder getröstet hatte, das fühlte sich nicht gut an. Es tat weh, so schnell ersetzt zu werden. Hannah kam es so vor, als hätte er nur darauf gewartet, dass er sich jemand anderen suchen konnte. Was, wenn die beiden doch vorher schon etwas miteinander gehabt hatten? Sie wirkten so vertraut miteinander. Aber selbst wenn es so war, es nahm Hannah nicht ihr schlechtes Gewissen. Aber es half ihr dabei, eine Entscheidung zu treffen.
Sie spürte, dass es den Kindern nicht gut damit ging, ihren Vater mit einer anderen Frau zusammen zu sehen.
Hannah kündigte ihren Job, ohne einen neuen zu haben. Ihr Herz raste, als sie das Büro ihres Chefs nach dem Gespräch verließ. Mit weichen Knien setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Sie hatte tatsächlich gekündigt. Sie brauchte ganz schnell einen neuen Job und eine neue Wohnung. Oh Gott. Es wurde ernst. Ihr komplettes Leben änderte sich.
Hannah dachte unwillkürlich an die Nacht, die dazu geführt hatte, dass alles anders wurde. Ihr Puls beschleunigte sich immer noch, wenn sie daran dachte.
Um sich abzulenken öffnete sie das Jobportal der Lokalzeitung des Örtchens, in das sie ziehen wollte. Sie scrollte durch die Jobangebote und stutzte schließlich. „Pfarrsekretärin gesucht" stand dort. Hannah öffnete die Stellenanzeige und las sie sich durch. Sie erfüllte alle Anforderungen. Gut, vielleicht war sie ein bisschen überqualifiziert, aber es las sich nicht langweilig. Ein Job, bei dem man nicht viele Überstunden machen musste und bei dem man nicht von Zuhause noch arbeiten musste, wenn die Kinder im Bett waren, weil man sonst nicht fertig wurde, das wäre schön. Kurzentschlossen öffnete sie ein Worddokument und entwarf ein Anschreiben.
An diesem Abend setzte sich Hannah an ihren Laptop und machte die Bewerbung fertig. Sie schickte sie mit ihrem Lebenslauf, Zeugnissen und einem Bewerbungsfoto an Pfarrer Reitlinger.
Paddy:
London war so toll. Joelle war zu Besuch und sie konnten einfach durch die Stadt schlendern. Natürlich gab es hier auch deutsche Touristen, aber die rechneten ja nicht mit ihm. Es fühlte sich so gut an, sich wie ein normaler Mensch bewegen zu können. Schaufensterbummel, Tea Time, Museum, alles, was normale Pärchen auch machten.
„Ich liebe dich! Es ist so schön, dass du hier bist!" Übermütig umarmte Paddy seine Frau und gab ihr einen langen Kuss. Engumschlungen gingen sie weiter und Joelle schmiegte sich an ihn.
„Hast du Lust irgendwann mit mir in ein Musical zu gehen? Hier laufen so viele tolle Sachen." „Hm, du weißt, dass ich nicht so der Musical Fan bin." Als Paddy Joelles enttäuschtes Gesicht sah, setzte er hastig hinterher: „Aber mit dir gehe ich sehr gerne ins Musical." „Ich kümmere mich morgen um Karten, wenn du im Studio bist. So kurzfristig gibt es bestimmt keine mehr, aber dann halt in den nächsten Monaten. Ich komme dich ja noch ein paar Mal besuchen." „Sehr, sehr gerne. Ich freue mich, dass du hier bist. Was möchtest du denn jetzt noch machen?" „Ich möchte mir gerne den Tower noch einmal ansehen, da war ich das letzte Mal vor 100 Jahren mit der Schule." „The London Tower it is. Please follow me, madame." Paddy bot ihr seinen Arm an und Joelle hakte sich kichernd unter.
Sie stellten sich also in die Schlange an der Kasse, besichtigten den Tower und bewunderten die Kronjuwelen. „Apropos Kronjuwelen, komm mit!" Kurzentschlossen zog Paddy Joelle in einen Juwelier. „May I help you?" „My wife is looking for a necklace." Joelle sah Paddy erstaunt an. Er lächelte nur und ließ sie sich eine Kette aussuchen. „Du bist ja verrückt, ich habe doch gar keinen Geburtstag oder so." „Du bist meine Frau, du bist hier und ich liebe dich! Das ist Grund genug." „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass du ein schlechtes Gewissen hast." Joelle bewunderte ihre neue Halskette in einem Schaufenster und Paddy kämpfte fieberhaft darum, sich nichts anmerken zu lassen. Joelles Worte hatten die Wunde wieder aufgerissen. Sein schlechtes Gewissen drohte ihn zu überrennen und beinahe hätte er ihr alles gebeichtet. Paddy versuchte mit aller Gewalt die Flut an Bildern der einen Nacht zu verdrängen. Der Nacht, die sich so sehr in seinem Kopf eingebrannt hatte, obwohl er sich nichts mehr wünschte, als endlich vergessen zu können, was passiert war. Hannahs Gesicht wollte sich in den Vordergrund drängen, aber Paddy zog Joelle für einen langen Kuss zu sich heran. Dies war seine Frau, er liebte sie. Er durfte an keine andere Frau denken.
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Ein einziger Fehler
FanficEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.