❄️Kapitel 1: Die Fremde im Wald❄️

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Es war tiefste Nacht als die beiden Hashira Shinobu Kocho und Giyuu Tomioka den Wald in der Nähe eines Dorfes im Norden durchstreiften.
Vor kurzer Zeit waren viele Meldungen von einem Teufel, der seit einiger Zeit in der Gegend frei herumlief, angekommen. Zusätzlich gab es Berichte, dass in ebenjenem Wald eine junge Frau ihr Unwesen trieb, die jegliche Menschen, meist mit Gewalt daraus vertrieb und diesen beiden sollten die Wasser- und die Insektensäule nachgehen. Da die Leute, die von der Regierung geschickt worden waren, allesamt dort verschwanden, sollten sich die Demon Slayer dem nun annehmen, mit dem Verdacht, dass es sich bei der Frau um einen Teufel in Menschengestalt handeln könnte.
Die typischen Schneestürme des Frühjahrs wüteten und erschwerten den Auftrag noch zusätzlich. Der Wind fegte heulend über die Landschaft und zwischen den Bäumen hindurch und machte jegliche Geräusche so gut wie unhörbar. Als sich der Sturm für einen Moment etwas legte, rief Shinobu, die etwas weiter hinten lief, ihrem Auftragspartner zu: „Hier irgendwo müsste er sein, an den Bäumen sind überall frische Krallenspuren!" Wissend nickte Giyuu und sah sich genau um. Jetzt, da der Wind nicht mehr so laut pfiff, müsste der Teufel, sollte er in der Nähe sein, leichter zu orten sein. Wachsam schweiften ihre Blicke über die Umgebung, auf jede Bewegung gefasst und bereit zum Angriff.
Als links von der Lichtung, auf der sie sich gerade befanden, sich etwas krachend seinen Weg bahnte, wussten sie, dass sie eines ihrer Ziele gefunden hatten und zogen in kämpferischer Bereitschaft ihre Katanas.
„Mich würde nur zu sehr interessieren ob wir vielleicht etwas besser mit ihm auskämen, wenn wir ihn nicht schon mit gezückten Schwertern empfangen würden...", sagte Shinobu mit einem etwas verträumten Blick.
„Wir haben keine Zeit für sowas, vorallem nicht unter diesen Umständen!", sagte ihr Begleiter nur kalt und beobachtete genauestens das Dickicht aus dessen Richtung der Teufel kam. Schon im nächsten Moment sprang ein dunkler Blitz daraus und griff die beiden Säulen an, die jedoch mühelos ausweichen konnten. Der Teufel war erschreckend groß, anscheinend hatte er in den vergangenen Nächten das Dorf häufig im Visier gehabt, wo die Verluste rasant in die Höhe gestiegen waren.
Erneut griff er die beiden Demon Slayer an, die durch seine schnellen Attacken langsam aber sicher zurückweichen mussten. In einem günstigen Moment brach die Insektensäule aus dem Angriffsfeld aus und setzte zu einem Gegenschlag an. Jedoch prallte ihr Katana wirkungslos ab. ‚So so, es hat also einen Panzer oder zumindest sehr dicke Haut...' Giyuu sah kurz zu Shinobu hinüber, die ihm zunickte. Sie würde den Teufel weiterhin ablenken, während Giyu mit einer kraftvolleren Attacke ihn ausschalten würde... Während Shinobu zwangsweise immer weiter zurückwich um den schnellen Attacken des Teufels auszuweichen, der langsam immer wütender wurde und frustriert brüllte, näherte sich Giyuu bereits von hinten und setzte zu einer Attacke an.
Plötzlich jedoch flog mit rasanter Geschwindigkeit eine Gestalt von der Seite heran, die ihn in der Luft als Trittbrett benutzte und sich an seiner Brust abstieß um dem Teufel von hinten zu durchbohren. Die Wassersäule landete im Schnee, der Teufel drehte sich einmal im Kreis und versuchte mit einem Hieb die Fremde zu erwischen, die wie aus dem Nichts attackiert hatte.
Da das Monster von ihr abgelassen hatte, lief Shinobu rüber zu ihrem Missionspartner. „Bist du verletzt?", fragte sie knapp. Ihr Kollege antwortete nur mit einem kurzen Kopfschütteln während er sich aufrichtete und mit scharfem Blick den Kampf zwischen der Kreatur und der Fremden beobachtete. „Meinst du das ist unser zweites Ziel?", fragte er Shinobu ohne den Blick abzuwenden. „Höchstwahrscheinlich, wer sollte sonst so verrückt sein nachts im Wald, in dem ein Teufel haust, herumzulaufen?"
In dem Moment erwischte die Kreatur die Unbekannte am Arm und schlug sie so zurück. Blut spritzte auf den Schnee, was sie aber nicht zu kümmern schien. Schlitternd bremste sie überraschend schnell ab und ihr nachtblauer Umhang verrutschte dabei und enthüllte ihr Gesicht.
Sofort heftete Giyuus Blick sich an sie und musterte das Mädchen, während sie angespannt wie eine Raubkatze dastand und den Teufel beobachtete.
Sie hatte kalte, hellblaue Augen, die sich konzentriert auf ihr Ziel fixierten und im Mondlicht silbern schimmerten und eine gezackte Narbe, welche sich quer über ihre linke Wange zog. Schwarze, lange Haare, teils zu einem Zopf zusammengebunden, umflossen ihren schlanken, athletischen Körper wie ein dunkler Wasserfall. In ihren Händen hielt sie mit festem Griff zwei dunkelblaue Sonnenschwerter, deren Klingen das Mondlicht reflektierten. Die Fremde verzog nicht einmal das Gesicht trotz der tiefen Wunde an ihrem Arm und stellte sich wieder in Angriffsposition auf.
Sie schloss die Augen und selbst aus der Distanz, die sie trennte, konnten die beiden Demon Slayer sehen, dass sie die Atmung beherrschte. Plötzlich stieß sie sich mühelos von dem schneebedeckten Boden ab und flog fast schon im vollen Tempo und mit flatternden Haaren auf den Teufel zu.
„Sternenatmung, 5. Form: Pfad der Sterne.", zischte sie. Sogleich erschien ein Pfad aus funkelnden Sternen, dem ihre Katanas mühelos folgten. Innerhalb von nur wenigen Sekunden hatte sie den Teufel von mehreren Seiten aufgeschlitzt ohne dass er überhaupt reagieren konnte. Wütend drehte er sich zu der Schwertkämpferin um, die hinter ihm abbremste und ihn mit eiskaltem Blick erneut ins Visier nahm.
‚Wer ist dieses Mädchen? Sie hat zwei Sonnenschwerter, doch sie trägt nicht die Ausrüstung der Demon Slayer und es wurde auch nicht gesagt, dass schon jemand hier wäre!', dachte Shinobu. Ihnen war beiden klar, dass sie die Sonnenschwerter von anderen Demon Slayern gestohlen haben musste... und vielleicht sogar getötet hatte!
Die Schwarzhaarige blockierte mit einem Schwert den Angriff und schnitt dem Teufel in einer fließenden Bewegung mit dem anderen den Kopf ab. Während die beiden Säulen sie ungläubig beobachteten, richtete sich die Unbekannte wieder auf und packte den Kopf des Teufels, dessen Blut bereits den Schnee tränkte, an den Haaren um ihn hochzuheben. Mit gleichgültigem Blick sah sie ihm in die Augen und der Körper löste sich bereits auf.
„Richte schöne Grüße in der Hölle aus.", sagte sie mit einer Stimme, die messerscharf und kälter als Eis zu sein schien. Kurz nachdem sie das gesagt hatte, zerfiel der Rest in ihren Händen auch schon zu Fetzen, die vom wieder aufkommenden Wind davongetragen wurden.
Ungerührt steckte die Schwarzhaarige ihre Schwerter wieder in ihren Gürtel, drehte sich um und wollte davongehen um im Schneetreiben zu verschwinden.
Für eine Sekunde rührten sich die beiden Demon Slayer nicht von der Stelle, überrascht von der Tatsache, dass sie ignoriert wurden. „He- He! Moment mal!", rief dann Shinobu bestimmt und ging einen Schritt auf die Fremde zu, welche auf einer Anhöhe stehen blieb und nach hinten blickte.
„Huh, ist irgendwas.", erwiderte sie, während um sie herum die Schneeflocken tanzten.
„Hör mal, ich hab keine Zeit für Plaudereien, sei froh, dass ich euch überhaupt am Leben gelassen habe. Tch, so einen Lärm hier zu veranstalten...", redete sie weiter, als sie von Giyuu unterbrochen wurde, der sich ihr nun auch näherte. „Was denkst du mit wem du hier redest? Beantworte mir nur eine Frage: Bist du diejenige, die die Menschen aus diesem Wald vertreibt oder tötet?"
Mit einem vollkommen gleichgültigen Blick, als würde sie über das Wetter reden, antwortete sie: „Ja, was dagegen." Lächelnd wie immer, sagte Shinobu: „Wenn das so ist, dann müssen wir dich mitnehmen, so lautet unser Befehl."
„Tch, denkt ihr, dass ich einfach so mitkomme.", sagte die Schwarzhaarige und zog wieder ihre Schwerter.
‚Sie lässt sich also nicht einfach so mitnehmen...'
Giyuu lehnte sich zu der Insektensäule und flüsterte ihr zu: „Ich werde versuchen, sie mit schnellen Attacken aufzuhalten, versuch du sie mit deinem Schlafmittel zu treffen!" Kurz darauf stürmte er auch schon mit gezücktem Katana los. Die Unbekannte wartete schon auf ihn und parierte den Schlag leicht. Gleich darauf attackierte auch Shinobu sie, damit sie nicht merkte, dass sie einen Plan in der Hinterhand hatten.
Immer abwechselnd prasselten die Schläge der Demon Slayer auf die Schwarzhaarige ein bis sie es schließlich schaffte Shinobus Schwert fernzuhalten und sie mit einem gewaltigen Tritt aus dem Sichtfeld zu schleudern, bevor sie sich Giyuu zuwandte.
„Sternenatmung, 7. Form: Sternenschauer!", sagte sie während sie in die Höhe sprang. Die Wassersäule konnte dem nicht mehr ausweichen und landete mitten in ihrem Angriffsfeld. Unermüdlich und mit einer unglaublichen Kraft und Schnelligkeit versetzte sie ihm Tritte gegen den Brustkorb. Es knackte schon unheilvoll und ein scharfer Schmerz durchfuhr Giyuu als die Unbekannte elegant von ihm absprang und er rückwärts wieder im Schnee landete.
Mit langsamen Schritten näherte sie sich ihm. „Zu schade, ich hätte euch ja verscho-", begann sie, endete jedoch gleich abrupt.
Ihr Blick wurde leer und ihre Beine knickten ein, sodass sie neben den verletzten Demon Slayer in den Schnee stürzte. Hinter ihr erschien, mit einem triumphierenden Lächeln, Shinobu an deren Katana etwas Blut heruntertropfte.
„Tut mir leid, dass ich so spät war. Bist du verletzt?", sagte sie, während sie die Handgelenke der Schwarzhaarigen mit einem Seil auf dem Rücken zusammenband. „Es geht schon.", antwortete Giyuu nur und richtete sich mit seinem üblich undurchschaubaren Blick auf. „Und die müssen wir jetzt noch zum Hauptquartier schleppen?..." - „So lautet der Befehl, ja.", erwiderte die Insektensäule und nahm die im Schnee Liegende huckepack. Schweigend machten sie sich auf den Weg zurück.
Der Sturm war verstummt und eine schwere Stille legte sich über den frostleidenden Wald.

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt