Kapitel 29: Angeknackstes Vetrauen

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POV Giyuu

Am Nachmittag trafen wir pünktlich mit den anderen Säulen im Versammlungsraum von Meister Oyakatas Anwesen ein. Als Meister Oyakata hereinkam, knieten wir uns alle wie selbstverständlich hin, nur Lucinda mal wieder nicht. Ich unterdrückte ein Seufzen während sie von den Blicken der Anderen förmlich erdolcht wurde und trotzdem stur stehen blieb.
„Es freut mich zu sehen, dass ihr alle gesund hier eingetroffen seid, meine Kinder.", begann Meister Oyakata nun und lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf ihn zurück. „Setzt euch."
Es lag eine angespannte Stimmung in der Luft während wir uns setzten. ‚Was ist denn los?', dachte ich und sah zu den anderen.
„Es gibt einige sehr ernste Dinge, die wir alle zusammen besprechen müssen. Tengen, Sanemi, ich übergebe nun euch das Wort. Erzählt was passiert ist.", sagte Meister Oyakata und nickte den Beiden zu.
Grimmiger als sonst richtete sich die Windsäule auf und begann:
„Vor zwei Tagen wurden wir zu einer kleinen Stadt im Süden geschickt, da es hieß man hätte den Mondsteinteufel dort gesichtet. Als wir jedoch dort ankamen waren alle Bewohner tot. Ein fürchterliches Massaker."
Wir zogen alle scharf die Luft ein und Tengen fuhr fort: „Wir haben uns dort genauestens umgesehen in der Hoffnung einen Hinweis oder Überlebenden zu finden. Bei ersterem wurden wir fündig... und das hat etwas mit unserer Gefangenen hier zu tun."
Letzteres sagte er mit messerscharfer Stimme während alle Köpfe sich zu Lucinda umwandten, die nur unbeeindruckt zurück starrte.
„Na, schieß los.", erwiderte sie herausfordernd. Abfällig schnaubte Tengen und redete weiter:
„Als wir eine Straße entlanggelaufen sind, kam uns plötzlich eine Krähe entgegen. Allerdings keine normale, diese hier hatte weiß leuchtende Augen und flog auch nicht normal obwohl sie nicht verletzt war. Nachdem sie uns gesehen hat, flog sie auf uns zu und warf diese Schriftrolle hier ab. Und zufälligerweise ist sie an dich geschrieben, Lucinda."
Sanemi kramte eine kleine Schriftrolle aus seiner Tasche und überreichte sie wortlos Lucinda. Niemand sagte ein Wort und man spürte wie das Misstrauen gegen meinen Schatz wuchs. Davon ließ sie sich aber nichts anmerken und entrollte seelenruhig das Stück Papier.
Während sie las was da stand, zogen sich ihre Augenbrauen immer mehr zusammen und ihre Gesichtszüge verhärteten sich.
Sie sah wieder auf nachdem sie fertig war und blickte ins Leere. Voller Ungeduld riss nun Kyojuro das Papier aus der Hand und las:

„Lucinda, nach all den Jahren hast du dich wirklich nicht verändert...
Wenn die Erde sich zwischen Sonne und Mond stellt und den Mond zum Bluten bringt, wirst du deine Bestimmung erfüllen.
Der Größte aller Höllenfürsten schuldet dir seinen Dank.
Wie unglaublich lästig nur dein Käfig ist..."

Stille legte sich über uns. Nur wenige Sekunden später brachen alle in Reden und Tuscheln aus, das allerdings gleich wieder verstummte als Meister Oyakata seine Hand mahnend erhob.
„Was hat das zu bedeuten Lucinda?", fragte er mit einer Schärfe, die wir noch nie zuvor gehört hatten. Die Schwarzhaarige ballte die Hände zu Fäusten zusammen und stieß hervor: „Ich weiß absolut nicht was das zu bedeuten hat!"
„Lügnerin!", fauchte Obanai und sprang auf. Anklagend zeigte er mit dem Finger auf sie.
„Warum sollte dir jemand, den du offensichtlich sehr gut kennst, eine Nachricht schicken, die du nicht entschlüsseln kannst?! Sag uns jetzt sofort, was das heißen soll!"
Energisch schüttelte Lucinda den Kopf und sah mit einem kalten Blick zurück. „Ich weiß es nicht!" - „Dann müssen wir das wohl anders klären.", kam es finster von Tengen, der nun ebenfalls aufstand. ‚Die wollen doch jetzt nicht vor dem Meister kämpfen, oder?!', dachte ich entsetzt. Erschrocken keuchte ich auf als Obanai zum Angriff überging. Zwar konnte Lucinda ausweichen, doch viel Platz hatte sie nicht. „Schluss jetzt!", kam es von Meister Oyakata, doch...
Sie hörten nicht auf ihn!
„Dieses Miststück hat die beiden verflucht, warum sonst sollten sie wohl nicht auf den Meister hören!", rief Kyojuro und sprang ebenfalls auf.
Plötzlich krachte etwas und ich sah nur noch wie Lucinda sich wieder aufrichtete. Hinter ihr lag an der Wand Tengen. ‚Wie hat sie diesen Riesen ausgeknockt?!'
Nun stürzte sich Obanai auf sie, diesmal mit gezücktem Schwert. Bevor er ihr etwas antun konnte, zog ich mein Schwert und stellte mich zwischen die Beiden. Funken sprühend krachten unsere Katanas gegeneinander.
Nun galt der hasserfüllte Blick der Schlangensäule mir. „Wagst du es etwa, dieses Weib zu verteidigen?!", zischte er mir zu.
Ich antwortete ihm nicht und stieß ihn nach hinten zurück. Alle Blicke im Raum waren entsetzt auf uns gerichtet.
„Das reicht."
Unisono lenkten wir unsere Aufmerksamkeit wieder zu Meister Oyakata.
„Fesselt sie."

POV Lucinda

Ich konnte einen erschrockenen Laut nicht unterdrücken. Hilflos sah ich zu Giyuu, der mich mit einer Mischung aus Reue und Enttäuschung ansah.
Ich musste schlucken.
Ja, ich wusste teilweise was in dem Brief stand.
Aber ich könnte ihnen niemals sagen, was es hieß, das würde alle, einschließlich Giyuu und Mitsuri, in Gefahr bringen!
Grob stieß Obanai Giyuu zur Seite und näherte sich mir mit einem Seil in den Händen. „Komm gar nicht erst auf die Idee irgendwelche Tricks anzuwenden, ich hab kein Problem damit dich zu töten, kapiert?!", zischte er mir zu und band das Seil fester als nötig um meine Handgelenke nur um mich danach einmal quer durch den Raum zu schubsen, sodass ich mit einem dumpfen Laut auf dem Boden vor den Säulen aufkam.
Stumm setzten sich alle wieder hin. Eine Zeit lang blieb es still bis der Alte wieder das Wort ergriff.
„Lucinda, du stehst nun unter dem Verdacht mit den Teufeln gemeinsame Sache zu machen, ist dir das bewusst?"
Ja! Ja, verdammte Scheiße, das war es!
„War das ne rhetorische Frage.!", blaffte ich zurück und bekam einen festen Schlag zwischen die Schulterblätter. Zähneknirschend sah ich nach oben. Oyakata überging meinen Kommentar und schwieg nachdenklich. Hinter mir hörte ich die Säulen untereinander flüstern.
„Wir sollten sie gleich töten!" - „Nein, erstmal einsperren, vielleicht kriegen wir noch was aus ihr heraus!" - „Ist sie vielleicht selbst ein Teufel?!" - „Wer hat ihr das geschrieben?" - „Was bedeutet der blutende Mond?"
Finster blendete ich sie einfach aus. Ich saß gerade ziemlich in der Tinte.
‚Verdammt, ist der Blutmond nicht nach den Berechnungen... heute Nacht.!', dachte ich und ein Schlag der Erkenntnis traf mich. Verdammt!
Aber wie wollte denn mein Lehrmeister mich hier herausholen, wenn doch alle Säulen hier anwesend waren! Viel zu viele Gedanken schwirrten mir gleichzeitig im Kopf herum. Suchend dreht ich mich nach hinten um und sah zu Giyuu.
Ein leichter Schmerz durchbohrte meine Brust als ich seinen eisig kalten und emotionslosen Blick sah.
Er vertraute mir nicht. Nicht mehr.
Entsetzt riss ich die Augen auf. Flehend blickte ich in seine Augen, doch er drehte nur den Kopf zur Seite.
Erneut traf ein Stich mein Herz und ich drehte mich zähneknirschend um. Ich erstarrte und auch das Getuschel hinter mir erlosch.
Oyakata hatte sein Gesicht zu einer grässlichen Fratze verzogen und begann aus dem Nichts heraus zu lachen. Es war ein Lachen bei dem jedem Anwesenden das Blut in den Adern gefror.
„Herrlich!", kicherte die Person vor uns. „Das war ja alles ganz nett, aber nun müssen wir wirklich los. Der Meister wartet bereits auf euch, besonders auf dich Lucinda!" Mit diesen Worten verwandelte er sich in einen grässlich aussehenden Teufel. An seinem Körper hingen mehrere Masken, die mit hohlen Geräuschen aneinanderschlugen während er die Arme ausbreitete.
„Gute Nacht!"
Ich spürte noch wie hinter mir dumpf die anderen Säulen umkippten bis ich selbst das Bewusstsein verlor.

Tja, da hat jemand Lucinda ganz schön in die Scheiße reingeritten. Die Arme zieht das Pech aber auch wirklich an😂.
Was wird als nächstes passieren?
Wir bleiben gespannt!
Peace and Love,
Pia🖤

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt