POV Giyuu
Als ich am nächsten Morgen früh aufwachte, fiel mein Blick sogleich auf das mir gegenüber liegende Bett. Es war leer, anscheinend hatte Shinobu sie bereits losgebunden bevor ich aufgewacht war. Ja, wir hatten sie tatsächlich in weiser Voraussicht mit einem Seil ans Bettgestell gefesselt, damit sie nicht ungefragt herumspazierte oder abhaute.
So lieb wie sie sich momentan anstellte, traute ich ihr alles zu.
Einige Minuten später nachdem ich meine übliche Kleidung angelegt hatte, lief ich auf der Suche nach Shinobu und Lucinda durch die Gänge. Letztendlich fand ich beide im Trainingsraum. Während die Insektensäule am Rand saß und die Schwarzhaarige scharf und genau beobachtete, trainierte Lucinda eine unbekannte Kampftechnik.
Grüßend nickte ich Shinobu zu und setzte mich zu ihr. Leise erzählte ich ihr von dem was ich gestern Abend herausgefunden hatte und grübelten beide darüber nach wie das ganze zusammenhängen könnte.
„Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl bei dem Ganzen... ich finde wir sollten versuchen mehr über sie und ihre Vergangenheit herauszufinden.", sagte die Frau neben mir schließlich nach einer Weile.
„Achte mal auf ihren Rücken. Man kann zwar nicht viel sehen, aber sind das nicht lauter Narben?" Ich blickte hinüber zu Lucinda. Sie trug heute ein ärmelloses Shirt zum Trainieren, und war am Rücken etwas tiefer geschnitten. „Tatsächlich. Und wie es aussieht waren das nicht irgendwelche Schrammen..." Shinobu nickte bekräftigend.
„Das dachte ich mir auch. Ich fürchte, da steckt weit mehr dahinter als wir bisher vermutet haben." Als wir wieder nach vorne sahen, hatte Lucinda aufgehört und stand mit einem misstrauischen Blick in der Mitte des Raumes. „Tratscht ihr zwei da über mich. Wenn was ist, dann fragt, ob ich antworte entscheide ich selber.", sagte sie bissig.
„Nein, wir haben uns nur über einige geheime Informationen über unseren derzeitigen Feind ausgetauscht, die heute Morgen angekommen sind.", antwortete Shinobu ruhig. Sofort schien das Misstrauen aus den wunderschönen und doch kaltblauen Augen- Moment, stopp. Was war denn jetzt los?
Ich schüttelte leicht den Kopf und stand auf. „Shinobu, wie lange wird es dauern bis wir unseren nächsten Auftrag annehmen können?" Die Angesprochene sah zuerst mich und dann Lucinda kritisch an. „Ich würde schätzen in einer Woche sollten wir soweit sein."
Die Schwarzhaarige in der Mitte des Raums nickte kurz angebunden und verschwand durch die Tür. Fragend sah ich zu Shinobu neben mir. „Sollten wir ihr nicht hinterhergehen und aufpassen dass sie nicht abhaut?", fragte ich. „Nicht nötig, ich habe Kanao auf sie angesetzt, sollte sie auch nur einen Fuß aus dem Anwesen setzen, werden wir das rechtzeitig erfahren.", antwortete die Frau ruhig. Etwas beruhigt lehnte ich mich zurück, auf Kanao war Verlass wenn die Insektensäule ihr so etwas anvertraute.
„Was werden wir als nächstes tun?", fragte Shinobu mich. „Im Bezug auf sie? Ich würde vorschlagen, dass wir ihr Können ein wenig auf die Probe stellen und wenn möglich mehr über ihre Hintergründe erfahren... Dass sie nützlich ist will ich gar nicht leugnen, aber ich fürchte, dass sie weit mehr Kraft besitzt als wir bisher angenommen haben. Wir dürfen sie nicht unterschätzen."POV Lucinda
Schweigend hatte ich das gesamte Gespräch um die Ecke herum mit angehört. „Dumm scheinst du ja nicht zu sein, Giyuu. Du kriegst deine Informationen, aber sie werden dich nur ins Leere laufen lassen... denn ich weiß selbst nicht was hinter all dem steckt was mir beigebracht wurde, doch das würde ich auch nie hinterfragen.", sagte ich leise zu mir selbst. Das Ganze schien sich in eine schöne Richtung zu entwickeln, aber ich durfte nicht aus dem Blauen heraus zu einem offenen Buch werden. Nein, ich musste mich ein wenig zieren, wie wenn ich ein Tier in eine Falle locken wollte. Nicht zu viel Futter streuen, nur gerade genug, dass das Tier dranblieb.
Wenn ich es schaffte ihr sogenanntes Vertrauen zu erlangen, könnte ich vielleicht an wertvolle Informationen herankommen. Wenn mein Lehrmeister zurückkäme und ich diese bereit hätte... wer weiß, vielleicht erkannte er mich endlich als volle Kriegerin an! Dann hätte sich all das jahrelange Training gelo-
Die Schritte der beiden Säulen, die sich dem Ausgang näherten, rissen mich aus meinen Gedanken. Schnell huschte ich lautlos um die Ecke und zurück in das Krankenzimmer. Dort angekommen nahm ich einen frischen Verband und rollte mein Trainingsshirt ein wenig hoch um den Alten um meinen Bauch abzunehmen. Nachdem ich den Kleinen, die sich um die Verletzten kümmern sollten sehr schnell klar gemacht hatte, dass ich Körperkontakt nicht leiden konnte, tat ich das selber.
Prüfend musterte ich die Wunde, die sich quer über meinen Bauch zog. Sie war nicht allzu tief, lag an dieser Stelle aber ungünstig, da sich durch die häufige Bewegung das ganze wieder öffnen könnte. Ich begann den Verband drumherum zu wickeln, darauf bedacht, dass er keine Falten warf. Gerade als ich den Verband zuknotete, ertönte hinter mir eine Stimme, die mich kurz erschreckt einatmen ließ. „Dein Rücken sieht übel aus.", sagte Giyu, der im Türrahmen stand und mich mit seinem typisch blanken Gesichtsausdruck musterte. Ich zuckte nur die Schultern. „Kommt davon, wenn man Jahre in der Wildnis lebt.", sagte ich ausweichend. Damit vermied ich die wahre Herkunft der Narben und streute ein paar Informationen, die sie wie ihre Raben die Brotkrumen, sorgfältig einsammeln würden... nur waren Raben deutlich klüger.
Jetzt widmete ich mich der Wunde an meinem Arm, welche deutlich tiefer war. Nach einigen mühseligen Versuchen, hatte ich es immer noch nicht geschafft meinen Arm ordentlich zu verbinden, da ich nicht so gut herankam. Giyuu sah mich mit einem leicht belustigten Blick an. „Soll ich dir helfen?", fragte er und ich nickte widerwillig. Ohne ihn anzusehen reichte ich ihm den Verband und er begann die Wunde schnell und ordentlich zu verbinden. Aus irgendeinem Grund begannen die Stellen an denen seine Finger meine Haut berührten leicht zu kribbeln. ‚Was ist das.!', dachte ich. Glücklicherweise war er gerade fertig geworden, sodass ich nicht länger darüber nachdenken musste. Ich zog mir kommentarlos mein richtiges Shirt über als er anmerkte:
„Bedanken kennst du wohl auch nicht oder wie?" - „Kenn ich wirklich nicht." - „Wenn jemand etwas Nettes für einen getan hat, sagt man im Normalfall ‚Danke'." - „1. Das war keine Aufforderung für eine Erklärung, 2. bin ich dann wohl ein Sonderfall." Ich hielt irritiert inne als Giyuu plötzlich den leisen Anflug eines Grinsens zeigte.
„Das bist du wirklich.", sagte er nur während ich mich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Aus heiterem Himmel drehte ich mich nochmal um und blickte ihn direkt an. „Danke." Ich sah noch für einen Moment seinen irritierten Gesichtsausdruck bevor ich anfing in schnellem Tempo den Gang hinunterzulaufen. Was war da nur gerade in mich gefahren. Verdammt, so ein Ausrutscher durfte mir nicht nochmal passieren! War das vielleicht der Grund für Regel Nummer 8.
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Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||
Fanfiction🌊Giyuu x OC🌊 Eines Nachts taucht eine geheimnisvolle und gleichzeitig brutale Frau auf, die alles was ihr im Weg steht ohne zu Zögern umbringen würde. Gegen ihren Willen wird sie zur Demon Slayerin gemacht um die Hashiras zu unterstützen. Ihr Ziel...