❄️Kapitel 12: Der Schleier lichtet sich❄️

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„Daddy, Daddy, es tut mir leid!", rief das kleine schwarzhaarige Mädchen ängstlich und zuckte zusammen als ihr Vater ihr nochmals eine Ohrfeige verpasste. Mit Mühe unterdrückte sie die aufkommenden Tränen als sie von dem Mann am Kragen gepackt und in die hintere Ecke des Raums gezerrt wurde. Dort hob der Mann eine schwere Falltür an und ging mit der Kleinen im Schlepptau die Stufen hinunter, nicht beachtend, dass sie sich mehrmals den Kopf anschlug. Unten angekommen warf er sie einfach auf den Boden und wandte sich wieder ab. Ängstlich schrie das Mädchen auf als er die Stufen wieder hochging und die Falltüre donnernd zuschlug, sodass sie alleine im Dunkeln saß. Blind rannte sie in die Richtung in der die Stufen gewesen sein mussten und stolperte dabei mehrere Male im Dunkeln. Mit schmerzenden Knien und Händen krabbelte sie die Stufen hoch und begann mit den kleinen Fäusten gegen die Türe zu schlagen. „Daddy!", heulte sie immer wieder. Eine kleine Träne lief über ihre Wange. Schnell wischte sie diese weg, sonst würde es wieder Ärger geben...
„Daddy, bitte lass mich hier nicht allein, ich hab Angst!", schrie sie panisch. Ihr Geschrei ging noch lange weiter, bis sie sich schließlich erschöpft und angstvoll in einer Ecke des Raumes zusammenkugelte. Immer wieder ließen leise Geräusche sie aufschrecken, sodass sie nicht einschlafen konnte.
„Warum.", flüsterte sie tonlos. Die Dunkelheit schwieg.
Plötzlich-



„Lucinda. Lucinda! He, was ist denn los?!", rief mir jemand zu sodass ich aus meiner Trance gerissen wurde. „N-nichts!", rief ich ihm stotternd zu und fokussierte mich wieder auf die Realität. Ich trat einige Schritte vor und sagte etwas ruhiger zu Giyuu: „Du kannst runterkommen." Kurze Zeit später stand er auch schon neben mir und sah sich genauestens um. Wir standen in einem kleinen Raum mit ein paar zusammengebrochenen Regalen, kaputten Werkzeugen und noch einigen anderen Sachen. Doch das war nicht der Raum den ich gesucht hatte. Wenn mein Lehrmeister die Teufel „untersucht" hatte, waren die Geräusche von oben hörbar gewesen und sie waren hinter diesem unterirdischen Raum gewesen, da war ich mir ganz sicher. Als ich mich nochmals zu Giyuu umdrehte, sah ich wie er etwas unter seinem Haori verschwinden ließ. Etwas verwundert sah ich ihn an, zuckte dann aber die Schultern, was Spannendes konnte es eigentlich nicht sein.
Dann bemerkte ich hinter einem noch relativ intakten Regal eine weitere Tür. Kurz stellte ich die Lampe auf den Boden und stemmte mich gegen das morsche, von Staub und Spinnenweben verklebte Holz. Mit einem lauten Quietschen und Knarren, was Giyuu alarmiert zusammenzucken und zu mir sehen ließ, verschob es sich Stück für Stück bis die Tür freilag.
Ich rüttelte an dem Knauf, nicht überrascht dass sie abgeschlossen war. Da das Holz alt und morsch war, trat ich ein Stück zurück und brach die Tür mit einem gezielten Tritt auf. Noch mehr Staub wirbelte auf und ich musste husten. Als sich der Dreck etwas gelegt hatte, betrat ich den Raum dahinter und blieb überrascht stehen. Ich hörte wie Giyuu hinter mir scharf die Luft einzog bei dem Anblick des Raumes.
In der Mitte war ein großer dunkler Fleck, der stark metallische Geruch, der immer noch hier festhing sagte mir dass es wohl Blut sein musste. An den Wänden hingen teilweise verrostete oder mit altem Blut verschmierte Werkzeuge aller Art, deren Nutzen ich definitiv nicht erfahren wollte. Angeekelt hielten wir uns beide den Ärmel, oder in meinem Fall, ein Teil meines Umhangs vor die Nase. „Was ist das hier??!", hörte ich den Schwarzhaarigen hinter mir entsetzt fragen. „Hier hat er wohl an den Teufeln geforscht.", sagte ich nachdenklich und hob die Lampe etwas höher. Im hinteren Teil des Raums entdeckte ich einen Tisch mit einem zugeklappten Buch darauf. Schnell lief ich darauf zu und schlug es auf. Als ich auf der ersten Seite mehrere Texte und Zeichnungen von und über Teufel sah, flüsterte ich leise: „Bingo!" Ich drehte mich mit dem Buch in der Hand zu Giyuu um und zeigte es ihm. „Wir haben gefunden was wir gesucht haben. Hier sind seine Forschungen drin.", sagte ich. Mein Begleiter schien jedoch immer noch etwas geschockt von dem Raum und reagierte nicht wirklich darauf. Die Brutalität meines Lehrmeisters war mir nicht neu, deshalb schockte mich das Ganze auch nicht wirklich.
Kurzerhand klemmte ich mir das Buch unter den Arm und packte Giyuu an seinem Haori um ihn mit mir aus dem Raum zu ziehen. Schnell stiegen wir die Treppen wieder hoch und schlossen die Falltür hinter uns.  Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich dass es draußen wieder etwas schneite und meinte sogar das Brüllen eines Bäres aus der Ferne zu hören. Das Gebrüll wurde erschreckenderweise von einem Artgenossen beantwortet, der sich sogar ganz in der Nähe befand. Ich zog die Vorhänge zu und kommentierte: „Wenn wir jetzt rausgehen, enden wir als Mitternachtssnack. Ich sage, wir bleiben hier." Mit einem stummen Nicken wurde mein Vorschlag angenommen und ich begann etwas Holz in der abgesenkten Feuerstelle zu stapeln. Nach ein paar Versuchen, flackerten die ersten Flammen auf und griffen schnell auf die größeren Scheite um. Da die Decke zu einem großen Teil aus Stein besteand und auch um uns herum nicht wirklich etwas brennbares war, war das glücklicherweise auch ungefährlich, ich war ja nicht dumm. Es wurde angenehm warm und ich zog entspannt meinen Umhang und die Stiefel aus. Kurzerhand schnappte ich mir einen Besen damit wir uns zumindest auf den Boden setzen konnten und klopfte einige Decken und Kissen auf meinem Schlafplatz aus. Ich deutete auf diesen in der hintersten Ecke des Raumes.
„Wenn du willst kannst du da schlafen, Giyuu." Er sah kurz zu mir auf. „Und du?", fragte er zurück, doch ich winkte nur ab. „Ich schlaf auf dem Boden, das macht mir nix." - „Du gehst schlafen, ich bleibe wach.", sagte er bestimmt. Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Angst, dass ich dich im Schlaf abmurkse."
„Ja.", gab er frostig zurück. Aus irgendeinem Grund spürte ich für eine Sekunde ein Pieksen in der Brust, als würde eine Nadel in mich stechen. Was war das auf einmal. Doch das leichte Stechen verschwand schnell und so legte ich mich zum Schlafen hin. „Wie du meinst.", brummte ich und schloss die Augen.

POV Giyuu
Ich beobachtete wie sie sich, wie zum Trotz, auf den Boden legte und einschlief. Kopfschüttelnd stand ich auf und trug sie rüber zu ihrer Schlafstelle. Nachdem ich sie zugedeckt hatte, setzte ich mich wieder an meinen ursprünglichen Platz. Warum ich das getan hatte, wusste ich selbst nicht so genau... warum kümmerte ich mich so sehr um sie?!
Ich stieß einen leicht frustrierten Seufzer aus, da ich diese Frage immer noch nicht beantworten konnte.
Nach einer Weile holte ich das Buch, das ich in dem ersten Kellerraum gefunden und eingesteckt hatte, wieder heraus. Als ich es in den Händen gehalten hatte, bekam ich ein schlechtes Gefühl... deshalb zögerte ich auch zuerst es zu öffnen. Pf, warum überhaupt, es war doch nur ein Buch!
Also schlug ich einfach die erste Seite auf und begann zu lesen.

„1. Woche
Nach dem schier endlosen Marsch, den die Kleine glücklicherweise überlebt hat, sind wir nun endlich hier angekommen. Das kleine Balg war nervtötender als gedacht, doch das trieb ich ihr schnell aus. Sie wird lernen, dass es außer mir keinen anderen Menschen in ihrem Leben gibt. Kinder vergessen schnell, das sollte also leicht werden.
Nun kann mein großer Plan endlich beginnen... wie lange ich darauf hingearbeitet habe! Wenn er gelingt, dann haben wir nicht nur die stärkste Schwertkämpferin auf unserer Seite, sondern werden auch noch reichlich entlohnt...

2. Woche
Das Training für sie hat begonnen. Das wird viel Arbeit werden, sie ist ein unglaublicher Schwächling! Immerhin hat sie verstanden, dass sie bestraft wird, wenn sie nicht spurt, das macht das ganze noch einfacher.
Sie besitzt allerdings noch immer ihre Gefühle... das darf nicht so bleiben, sonst wird sie nie so stark werden wie sie muss... darum werde ich mich als erstes kümmern..."

Mit klopfendem Herzen sah ich von der Seite weg. Das war ein Tagebuch und das kleine Mädchen war ohne Zweifel Lucinda. Endlich lichtete sich ihre Vergangenheit ein wenig... auch wenn ich schlucken musste, schlug ich die nächste Seite auf und las weiter.
Bis der Morgen dämmerte, ich es bis zur 462. Woche geschafft, also etwa neun Jahre nach Beginn dieses Tagebuchs. Die grausamen und hartherzigen Methoden dieses „Lehrmeisters" würden mir vielleicht noch Alpträume bereiten...
Schnell klappte ich das Buch zu und versteckte es wieder unter meinem Haori, als ich sah wie Lucinda sich regte und aufwachte. Äußerlich ließ ich es mir nicht anmerken, doch innerlich überkam mich eine große Welle Mitleid für sie. Was sie erlebt hatte, war wirklich unmenschlich gewesen...
Doch fürs erste wollte ich ihr nicht zeigen was ich aus ihrer Vergangenheit wusste. Jetzt würden wir erst zu Meister Oyakata zurückkehren und ihm das Buch über die Teufelsforschungen übergeben, er würde dann entscheiden was damit passieren würde.

Helloooo ma friends🌚😂
Wie findet ihr das neue Cover?
I tried my best😅
Uuuuund der Endspurt wird eingeleitet! Schon 858 Reads, bald hat das Buch 1000🥺🥺
Aiiiiii, ich freu mich schon voll^^ Fragen für das Q&A könnt ihr natürlich immer noch stellen🌚.
Peace and Love, Pia🖤

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt