Kapitel 31: Kampf für die Freiheit

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POV Lucinda

„WIE KONNTEST DU NUR?!"

Laut hallten die Wörter in meinem Kopf nach und ich drehte mich zitternd zu der Person um, die geschrien hatte.
Mit einem wütenden und enttäuschten Blick sah mich mein Lehrmeister an.
‚Verdammt, er war gar nicht weg...'
Bevor ich reagieren konnte, war er mit schnellen Schritten vor mich getreten und schlug mir gleichzeitig in Gesicht und Bauch. Zweimal ertönte ein hässliches Knacken und Schmerz durchflutete mich. Meine Rippe und meine Nase war gebrochen und Blut begann aus zweiterem zu fließen.
Er trat mir die Beine weg und drückte mich an meinem Hals fest zu Boden. Seine zweite Hand war wieder mit Krallen besetzt und bohrte sich tief in mein Bein. Ich hustete und Blut spritzte meinem Lehrmeister ins Gesicht.
Langsam drückte er immer fester zu bis ich nicht mehr atmen konnte.
Gedämpft konnte ich hören wie die anderen anfingen die Teufel zu bekämpfen. Meine Sicht begann zu verschwimmen und ich versuchte mit aller Kraft die Hand zu lockern, doch ich hatte keine Chance.
Dann fiel mir etwas ein.
Mit einem erstickten Röcheln löste ich eine meiner Hände, die den Arm meines Lehrmeisters umklammert hatten und stieß blindlings in die Richtung seines Gesichts.
Mein Messer schoss aus dem Ärmel und bohrte sich brutal neben der Nase in seinen Kopf. Überrascht lockerte sich der Griff und ich schnappte erleichtert nach Luft. Entschlossen griff ich nach meinem Sonnenschwert und schlug nach dem Teufel, doch er wich rechtzeitig aus und löste dafür gezwungenermaßen seine Klauen aus meinem Bein.
Ich wollte mich schnell umschauen um zu sehen wie es den Anderen ging, doch mein Gegner ließ mir keine Zeit und attackierte mich sofort wieder.
Er war schnell. Und verdammt stark.
‚Ich muss ihn töten... meinen eigenen Vater... denn wenn ich es nicht tue... dann sterben meine Freunde... auch wenn sie mich gerade hassen...', dachte ich verzweifelt während ich den Angriffen auswich.
‚Ich brauche dringend einen Plan!'
Plötzlich baute sich eine Art Spannung in der Luft auf. Die Luft erwärmte sich und schien zu flimmern.
Ein Schild baute sich um uns auf.
‚Verdammt!', schoss es mir durch den Kopf. Jetzt konnte mein Lehrmeister zwar die anderen nicht auch noch zusätzlich angreifen, aber gleichzeitig konnte ich ihnen auch nicht helfen!
Grinsend wandte sich der Teufel wieder zu mir. „Dein jämmerlicher Tod gehört mir!", lachte er und sprang auf mich zu.
Mit Mühe konnte ich ihn abwehren und stolperte etwas zurück.
‚Ich kann nicht... er ist zu stark.'
Doch ich kämpfte weiter, unermüdlich.
Ich wollte nicht von dieser Erde verschwinden ohne wenigstens alles zu erklären.
Und ein letztes Mal... Giyuu in die Augen sehen.
Wut überkam mich. Dass ich in dieser Situation war, lag nur an meinem Lehrmeister! Mit einem Kampfschrei rannte ich auf ihn zu und griff an, schneller und stärker als zuvor.
Die Wut machte mich mutiger, stärker und schneller. Gab mir die Kraft zu kämpfen. Verlieh mir Flügel, die meinen blutenden Körper über den Boden trugen.

‚Der Tag wird kommen, da bin ich frei!'

„Ich werde... dich besiegen... koste es was es wolle.", knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Literweise Adrenalin schoss durch meine Adern und drängte den Schmerz an den Rande meines Bewusstseins.

Mein Lehrmeister hatte das gehört und begann irre zu lachen.
„Du? Mich besiegen? Dass ich nicht lache! Sieh dich an Lucinda... sieh deine ‚Freunde' an.", sagte er und deutete mit einer umschweifenden Geste nach draußen. „Ihr seid zu schwach! Lange werden sie nicht mehr durchhalten und dann... dann beginnt für uns ein neues Zeitalter! Wir werden über diese Welt herrschen!"
‚Er ist vollkommen wahnsinnig geworden!', dachte ich und hob entschlossen mein Schwert.
„Dann bin ich eben schwach! Dann ist das so! Ich weiß, dass ich nie genug für dich sein kann, Vater. Das ist mir schon so lange bewusst! Aber... egal wie sehr du mich runtermachst, folterst und verletzt... ICH WERDE KÄMPFEN! BIS ZUM SCHLUSS!", rief ich und stürmte auf ihn los.
„Sternenatmung, 4. und 5. Form: Sternenkollision und Pfad der Sterne!"
Glühend umschwebten die kleinen Sterne den Teufel und gaben meinen Schwertern den Weg vor. Mit wirbelnden Klingen schlitzte ich die Kreatur, die sich mein Vater schimpfte, von allen Seiten auf.
Mit einem letzten Schlag zielte ich auf den Nacken, doch er konnte sich noch rechtzeitig ducken!
Ich kam wieder auf dem Boden auf, doch bevor ich irgendwie reagieren konnte, versetzte mir die Kreatur einen gewaltigen Tritt in den Bauch sodass ich meterweit flog und schmerzhaft auf den harten Boden aufprallte.
Mein Kopf dröhnte und ein Piepen erfüllte meine Ohren während mein ganzer Körper schmerzte. Gebrochene Knochen, Schnitte und Blutergüsse sendeten Flutwellen von Schmerz durch mein gesamtes Nervensystem.
Röchelnd spuckte ich ein wenig Blut zur Seite aus. Ekelhaft warm floss es aus meinen Mundwinkeln und meldete mir, dass ich mir wahrscheinlich innere Blutungen zugezogen hatte.
Trotz des brennenden Schmerzes, der mich wie ein wildes Tier zerfetzte und fast das Bewusstsein und den Verstand nahm, richtete ich mich zitternd auf.
‚Ich muss... den Kampf... gewinnen!'

Plötzlich schien die Welt stillzustehen. In Zeitlupe sah ich den Teufel heranstürmen, die Klauen bereits gierig vorgestreckt um sie direkt in meine Brust zu schlagen. Ich atmete tief aus.

„Sternenatmung, 8. Form: Wärmende Sonnenstrahlen."

Meine Schwerter schnitten mit einem Sirren durch die Luft.

Die Augen des Teufels weiteten sich als die Klingen auf seinen Hals trafen und ihm den Kopf abschnitten.

Augenblicklich brach die Wolkendecke über ihm auf und ein einzelner Sonnenstrahl fiel auf ihn hinab. Mit einem dumpfen Geräusch kam der Kopf auf dem Boden auf.

Warme, lockende Sonnenstrahlen strichen über seinen Körper und den abgetrennten Kopf. Der Duft der Blumen um ihn herum intensivierte sich und erinnerte ihn an all die Sommertage die er in seinem Leben erlebt hatte.
Er spürte keinen Schmerz, nur diese wohltuende Wärme, die ihn willkommen hießen und ihn, wie eine Mutter ihr Kind, umarmten. Langsam zerstob der Körper des Teufels, doch er empfand in diesem Augenblick nur Friede.
„Womit... habe ich so einen... gnadenvollen Tod verdient?...", hauchte er und löste sich auf.

Mit einem Knall verschwand der Schild und die Teufel außerhalb davon auch.

Schwer atmend und keuchend vor Schmerz richtete ich mich auf. Es war als befände ich mich in einem endlosen schwarzen Raum, der einzige Lichtfleck war der Ort an dem ich und vor wenigen Sekunden noch der leblose Körper meines Vaters sich befanden. Ich fiel wieder auf die Knie, fühlte mich so unglaublich leer.
Ich begriff, dass mein Leben einer vollkommen falschen Sache gewidmet war, die ich als gut erachtet hatte, da es mir so gesagt wurde.
Ich war einfach nur eine Puppe in diesem Spiel gewesen.

Mit einem Mal stürzten so viele Emotionen, Eindrücke und Gedanken auf mich ein, dass ich aufschrie wie ein gequältes Tier. Ohne Pause schrie und schrie ich verzweifelt alles heraus.
Angst um die Zukunft.
Trauer um die verlorenen Jahre.
Wut auf meine eigene Naivität und Blindheit.
Hass auf meine bloße Existenz, die so viel Leid erzeugt hatte.

Tränen flossen wie ein nie endender Sturzbach meine Wangen hinunter.

Ich hatte nicht nur Dutzende unschuldige Menschen getötet, sondern auch noch meinen eigenen Vater.

‚Monster!', schrie ich in meinem Kopf und heulte erneut vor Schmerz auf, bevor ich meine Arme um mich schlang als wenn ich frieren würde. Gequält beugte ich mich vornüber während die Tränen immer noch auf den Boden tropften.

Monster! Monster! Monster! Monstermonstermonster!...

„Bitte mach, dass es aufhört.", wimmerte ich leise.

Plötzlich spürte ich wie zwei Arme sich um mich schlangen.

Meine Augen weiteten sich erschrocken.

Mit einem Mal hockte ich wieder auf der Wiese. Über uns ein spottend blauer Himmel, wie als wäre es ein wunderschöner Sommertag. Stumm lachte er mich aus. Zumindest fühlte es sich so an.
Mit tränenden Augen sah ich wer mich umarmt hatte.

Giyuu.

Innerlich fühlte ich mich so zerrissen und zwiegespalten. Einerseits wollte ich meine Arme um ihn legen, ihn küssen und denken dass es alles nur ein Traum war. Andererseits...

Ich holte tief Luft und drehte mich um. Mit einem Tritt ließ ich ihn durch die Luft segeln und ich stolperte zurück. Weg von ihm.
Geschockt sah er mich an. „Lucinda, was..."

„BLEIB WEG!", schrie ich verzweifelt. Erschrocken blieben auch die anderen Säulen stehen, die sich genähert hatten. Kurz ließ ich meinen Blick über sie schweifen. Sie waren zwar alle mehr oder weniger verletzt, aber am Leben... Gott sei dank...

Ich trat einen weiteren, qualvollen Schritt zurück.
„Bleibt weg von mir... ich... ich bin ein Monster!", rief ich mit gebrochener Stimme. Schnell drehte ich mich um und rannte los.
„Sternenatmung, 3. Form: Sternschnuppe.", flüsterte ich und schoss los. Direkt in den Wald wo mich niemand finden würde.
Selbst aus der Ferne konnte ich noch seinen Schrei widerhallen hören.

„LUCINDA!"

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt