Kapitel 14: Dunkle Geheimnisse

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POV Lucinda

Innerlich verabschiedete ich mich schon von meinem Leben während ich den Pfeil losließ. Er traf den Bär in die Pfote, sodass er noch etwas langsamer wurde. Außerdem schien er etwas zu torkeln, das Gift erfüllte also noch seinen Zweck. Nichtsdestotrotz lief das Vieh immer noch auf mich zu und ich schoss unermüdlich Pfeile, bis ich den letzten in der Hand hatte. „Wenn der nicht trifft... dann gute Nacht. Sternenatmung, 6. Form: Pfeil des Schützen.", sagte ich und schoss. Der Pfeil schien eine glitzernde Sternenspur zu hinterlassen und traf....


Genau ins Auge!
Heulend stolperte der Bär und krachte zu Boden. Kurz zuckte er nochmal, dann regte er sich nicht mehr.
Erleichtert atmete ich auf, das war verdammt knapp gewesen. Jetzt musste ich hier nur noch runterkommen.
Plötzlich hörte ich ein Knacken neben mir und ich sah hektisch zur Seite. Zu meiner Erleichterung war es nur Giyuu, der jetzt, gerade jetzt erst, auftauchte! Mit einem schnellen Schnitt durchtrennte er das Seil sodass ich unsanft im Schnee landete. Einen Moment blieb ich liegen, bevor ich mich wieder aufrichtete. Der Schwarzhaarige trat vor mich und musterte mich besorgt. „Alles okay?", fragte er. Ich reagierte nicht und sah ihn nur finster an. Dann holte ich einmal kräftig aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, sodass sein Kopf zur Seite flog.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht trat er einen Schritt zurück während ich nur so eiskalt wie möglich zischte: „Wie dumm.... wie DUMM kann man eigentlich sein.! Verdammt, wir hätten, nein, du hättest tot sein können!"
Schwer atmend wandte ich mich von ihm ab und sammelte die Pfeile ein.
„Es tut mir leid.", hörte ich ihn hinter mir sagen und ich wandte mich wieder zu ihm. Er sah mich mit einem reuevollen Blick an, ein Ausdruck den ich von ihm noch gar nicht kannte. Seufzend ging ich auf ihn zu und strich ihm vorsichtig über seine Wange, die bereits einen roten Abdruck hatte. „Schon okay, es ist ja alles gut gegangen.", murmelte ich etwas sanfter. Mit einer Hand hob ich etwas Schnee auf und presste es ihm vorsichtig an die Wange. „Tu- tut mir leid. Ähm, das sagt man doch so oder.", meinte ich etwas verlegen und er nickte nur. „Nun komm, wir müssen weiter, nicht dass wir hier noch andere Tiere auf uns aufmerksam machen.", sagte ich und stapfte los.

Unsere restliche Reise verlief glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle und wir kamen nach drei, vier Tagen beim Demon Slayer Hauptquartier an. Mir war währenddessen auch aufgefallen, dass Giyuu öfters mal das Gesicht verzog wenn er sich bückte oder schnell lief. Anscheinend hatte der Bär seine Rippen, die eventuell auch noch nicht mal ganz verheilt waren, nochmals angeknackst. Deshalb beschloss ich ihn, wenn wir hier fertig waren noch zum Schmetterlingsanwesen zu schleppen, ob er wollte oder nicht.
Warum ich mich so um ihn sorgte.
Wüsste ich selber gerne.
Ich schob das ungute Gefühl einfach beiseite und betrat zusammen mit ihm das Anwesen. Giyuu hatte Oyakata bereits eine Nachricht über unser Kommen geschickt, so wurden wir auch schon von ihm und seinen beiden Töchtern im Innern des Anwesens erwartet. Zu meiner Überraschung durfte ich an dem Treffen teilhaben, doch es wurde auch gesagt, dass einige der anderen Säulen anwesend sein würden. Dieser Teil wiederum verstimmte mich ein wenig, vor allem als ich hörte, dass diese Säulen Obanai, Kyojuro, Sanemi und Shinobu waren. Alles Leute, die ich oder die mich nicht leiden konnten. Das würde ja lustig werden... nicht.
Wir setzten oder knieten uns in einer Reihe vor Oyakata hin und er begann uns alle willkommen zu heißen. Nachdem er über irgendetwas anderes, was mich nicht interessiert hatte, geredet hatte, bat er mich der Tochter zu seiner Rechten das Buch zu übergeben. Diese nahm es vorsichtig entgegen und schlug es auf, während ich nochmal schilderte wo wir es gefunden und warum wir es gesucht hatten. „Pf, wundert mich, dass sie da oben Tomioka nicht abgemurkst hat.", hörte ich jemanden links von mir murmeln. Ich ignorierte es einfach und sah weiterhin nach vorne. „Lies doch bitte vor was auf der ersten Seite steht.", bat Oyakata schließlich die Kleine neben ihm. Diese begann zu lesen:

„Dieses Buch beinhaltet die Forschungen an Teufeln im Zeitraum von etwa 16 Jahren.
Ich selbst habe jegliche Versuche, Experimente und Untersuchungen durchgeführt, mit dem Ziel mehr über die Teufel, ihre Verwandlung und Stärke herauszufinden.
Alle Forschungen entstanden unter dem Befehl des Meisters, Name nicht genannt.
Gezeichnet,
T"

Die Kleine endete und sah wieder zu ihrem Vater. „Was sind das für Forschungen?", fragte dieser. Sie begann das Buch durchzublättern und ihre Augen weiteten sich immer mehr. „D-das sind V-versuche mit ihren R-Regenerationskräften und-", sie musste schlucken, „und mit einem Mädchen."
Schlagartig war es vollkommen still im Raum. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir liegen, ihnen war klar dass das nur ich sein konnte.
„Versuche. Mit mir.", sagte ich gefasst und sah zu der Kleinen. „Das kann nicht sein, das hätte ich doch bemerkt." Stumm überreichte sie mir das Buch und ich begann zu lesen. Was da stand ließ mir jede Farbe aus dem Gesicht weichen und mir wurde schlecht.

„Nachdem sie leichte Reaktionen, in Form von Kraftschüben etc., auf das beigemischte Teufelsblut zeigte, bin ich einen Schritt weitergegangen und habe ganze Fleischbrocken unter ihr Essen gemischt worauf sie wesentlich deutlicher reagierte.

Besonders achtete ich darauf, ob unterschiedliche Körperteile unterschiedliche Reaktionen, egal ob in Form oder Heftigkeit, hervorriefen. Auffallend war, dass sie nach den ersten fünf Malen über Bauchschmerzen und Übelkeit geklagt hatte, danach wurden diese Symptome schwächer.

Am stärksten reagierte sie bei Organteilen-"

Mit einem lauten Knall schlug ich das Buch zu, sodass alle zusammenzuckten. Mir war schlecht und ich zitterte leicht. „Tut mir leid.", murmelte ich und rannte aus dem Raum und dem Anwesen. Der Abend dämmerte bereits und ich setzte mich auf die Dachkante um mich zu beruhigen.
Langsam hörten meine Hände auf zu zittern und auch mein Magen beruhigte sich wieder. Es verstörte mich, dass ich unwissentlich Teufelsfleisch, was im entferntesten Sinne ja auch Menschenfleisch war, zu mir genommen hatte und das auch nicht zu selten. Wahrscheinlich hatte er jedes Mal wenn es Fleisch gab etwas dazugemischt!
Gedankenverloren betrachtete ich die untergehende Sonne.
Was für einen Grund hatte mein Lehrmeister bloß gehabt, das zu tun.
Er wollte, dass ich stärker wurde und als er gesehen hatte, dass ich es durch bloßes Training nicht schaffen würde, hatte er... ja, genauso musste es sein, er würde mir doch nichts böses antun wollen. Für das alles gab es einen Grund. Alle anderen Zweifel schob ich in die hinterste Ecke meines Kopfs, sie würden mich eh nur behindern.
Tief atmete ich nochmals durch und sprang vom Dach herunter. Mein Abgang vorhin war ja wohl mehr als erbärmlich gewesen, dafür würde ich jetzt umso selbstbewusster auftreten! Ein kleiner Ausrutscher, nichts weiter.
Entschlossen betrat ich das Anwesen erneut.

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt