Kapitel 7 (Betty's Sicht)

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Ich finde Toni ganz schnell. Wie immer lungert sie mit ein paar anderen Serpents im Gemeinschaftsraum. Ich kenne die meisten und nicke allen freundlich zu. Dann wende ich mich an Toni, die in dem zerfetzten Ledersessel sitzt und zu mir nach oben schaut.
„Hi", sage ich knapp. Mir fällt auf, dass alle Augen auf mich gerichtet sind. Plötzlich ist mir die Situation etwas unangenehm.
„Toni, äh ... könnten wir vielleicht kurz ... reden?", druckse ich herum.
„Worum geht's, Cooper? Das hier ist meine Familie, vor denen kannst du es ruhig schon sagen."
Toni's Blick wirkt irgendwie herausfordernd. Manchmal denke ich doch wirklich, dass sie mich in gewisser Weise verlieren sehen will. Aber vermutlich bilde ich mir das sowieso nur ein, wegen der ganzen Hintergrundgeschichte mit Jughead.
Also räuspere ich mich und antworte mit fester Stimme: „Also gut. Es geht um ... meinen Tanz. Also, den Serpent-Tanz du ... weißt was ich meine."
Zum Ende hin wird meine Stimme doch etwas kleinlaut und ich schaue betreten zu Boden.
Toni sieht mich von oben bis unten an. Im Gesellschaftsraum ist es mucksmäuschenstill, als hätte jemand eine Stecknadel fallen lassen.
„Du ziehst das wirklich durch?", fragt Toni nach einer Weile und steht auf, dabei klirren ihre tausend Armreifen.
Ich nicke. „Natürlich. Nur weil ich Jug's Freundin bin, bekomme ich doch keinen Bonus."
Toni nickt ebenfalls und verschränkt dann die Arme vor der Brust, was ihren ohnehin schon üppigen Busen noch mehr zum Vorschein bringt.
„Schon klar. Ich dachte nur, Jughead würde dir das niemals erlauben."
Toni's Stimme hat wieder etwas leicht provozierendes, worauf ich direkt eingehe. „Wir führen eine Beziehung, Toni", sage ich spitz. „Jughead hat mir nichts zu erlauben. Ich entscheide über mich selbst."
Toni sieht mich erst etwas verwirrt an, dann guckt sie beeindruckt. „Respekt", sagt sie, „so eine knallharte Antwort hätte ich nicht von dir erwartet, Cooper. Wo drückt der Schuh?"
Ich hab mir noch nie wirklich Gedanken über diesen Tanz gemacht, deswegen antworte ich einfach das, was mir als erstes in den Sinn kommt.
„Das Outfit", platze ich also heraus. „Ich hab keine Ahnung, was ich anziehen soll."
Lachend klatscht Toni in die Hände und hüpft dabei auf und ab wie ein kleines Kind. „Du hast ja so ein Glück, Cooper!", ruft sie, „Ich bin zufälligerweise genau die Richtige dafür. Glaub mir, du wirst so heiß aussehen, wie noch nie zuvor!"
Ich stimme einfach nur mit in ihr Lachen rein, doch in Gedanken sehe ich mich schon in irgendwelche Dessous oder Glitzer-Kostüme, in denen ich mich kein bisschen sexy sein fühle.

Nach der Schule setzt Jughead mich bei Toni ab. Normalerweise lernen Jughead und ich nach der Schule immer zusammen, oder wir hängen einfach nur rum.
Jughead's Laune war schon den ganzen Rückweg über im Eimer, doch als Toni anfängt irgendwelche Songs vorzuschlagen, haut er wütend aufs Lenkrad.
„Mach mal halblang, Jones. Hier geht es nicht um dich", sagt Toni gelangweilt und geht weiter ihre Playlist durch.
Nach einer Weile bleibt Jughead's Wagen stehen und er dreht sich zu mir.
„Wir sind da."
Ich blicke aus dem Fenster und altbekannte Erinnerungen kamen hoch. Das letzte Mal, als ich in Toni's Wohnwagen war, war ich wie komplett ausgeknockt und in keinem guten Zustand.
Als wenn Jughead meine Gedanken lesen könnten, nimmt er meine Hand und dreht mich sanft zu ihm. „Ich hol dich später ab, dann gehen wir zusammen im Pop's was essen, okay?", sagt er sanft und lächelt zaghaft. Ich nicke und drücke ihm einen zärtlichen Kuss auf die weichen Lippen.
„Ich liebe dich", flüstere ich. Jughead gibt mir einen Kuss auf die Stirn und erwidert meine Worte.
„Meine Güte, genug mit dem Turteln. Wir alle wissen, wie sehr ihr beide auch liebt. Komm, Betty, wir gehen jetzt."
Schon hat Toni die Autotür aufgerissen und hält mir meine auf. Ich küsse Jug noch flüchtig auf die Wange und steige dann auch aus.
„Pass gut auf meine Freundin auf!", ruft Jug Toni hinterher, „sie ist meine Einzige!"

Den gesamten Nachmittag verbringen Toni und ich damit die verschiedensten Outfits anzuprobieren. Von schwarzer Spitze, bis Glitzer und Pailletten ist alles dabei. Zugeben fühle ich mich in keinem Outfit richtig wohl, doch Toni scheint sie alle zu lieben.
„Hier, probier' das an!"
Sie hält mir ein knappes Kleid mit roter Spitze und silbernen Pailletten bestickten Rock hin.
Ich zwänge mich gerade noch aus dem vielen zu engen Top mit schwarzer Rosen-Stickerei heraus und lehne direkt ab.
„Nee, Rot ist nicht so meins."
Toni hält sich das Kleid an den Körper und tanzt vor ihrem Spiegel, während sie die viel zu laute Techno-Musik noch lauter aufdreht.
„Komm schon, Betty! Rot ist genau deine Farbe!", brüllt sie über die Musik hinweg und wirft mir das Kleid zu. Seufzend fange ich es auf und quetsche mich von Neuem in ein zu enges Kleidungsstück.
Cheryl's Worte wollen einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden.
„Betty passt halt in kein Kleid rein."
Und so sieht es auch aus.
Der enge Stoff schneidet schon fast in meine Haut rein und betont jede meiner unvorteilhaften Zonen. Zwecklos versuche ich das Kleid zurechtzurücken, doch es sieht immer noch schrecklich aus.
„Wow, Betty! Das ist perfekt! Das musst du nehmen!", kreischt Toni und schaut mich bewundernd an.
„Glaub mir, Süße. Das Kleid gehört jetzt dir."
Wütend beginne ich schon, mir das Kleid vom Körper zu reißen.
„Hör auf damit", grummele ich und schlüpfe wieder in meine luftige Bluse und die bequeme Jeans.
„Was ist?"
„Ich bitte dich! Das Kleid ist mir mindest zwei Nummern zu klein und ich sehe aus wie ein dicker Kloß."
„Nein, Betty. Das Kleid ist so geschnitten, das sitzt perfekt an dir", beteuerte Toni und hebt den Stofffetzen von Kleid wieder auf.
Hastig greife ich nach meinem Rucksack und stürme schon zur Tür. „Keine Sorge, Toni", rufe ich, „ich lass mir schon was einfallen. Hoffentlich finde ich ein Outfit, in dem ich nicht wie eine komplette Lachnummer aussehe."
Toni läuft mir durch den kleinen Wohnwagen hinterher und ist deswegen gleichzeitig mit mir an der Tür.
„Seit wann fühlst du dich denn so unwohl in deinem Körper?", fragt Toni verdutzt und mustert mich unauffällig. Ich zucke emotionslos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Schon immer, irgendwie."
Da greift Toni mich an den Schultern und schüttelt mich ein bisschen.
„Betty Cooper", sagt sie, „es gibt tausende Mädchen, die für deinen Körper töten würden. Du siehst schön aus, verstanden? Dann hast du eben ein paar Kurven, aber die kannst du doch auch betonen. Du musst dich nicht immer in deinen langweiligen Jeans zeigen, präsentiere deine Beine, zeig den Leuten, was du hast."

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