Kapitel 31

305 14 2
                                    

Meine nassen Haare fallen mir kühl auf die Schulter, als ich aus der kleinen Dusche in dem kleinen Badezimmer in Jughead's kleinen Wohnwagen aussteige.
Ich wische mit dem Handtuch einmal über den Spiegel, der vor Wärme beschlagen ist.
Meine Haut ist blass, meine Augen verquollen. Ich hab fast eine ganze Stunde unter der Dusche verbracht, bis Jug mich höflich daraufhin gewiesen hat, dass wir uns sonst die Wasserrechnung nicht leisten können.
Ich setze mich erschöpft auf den Klodeckel. Ich bin zu müde, um mich anzuziehen.
Gladys und Jellybean haben unter Protest von JB beschlossen, eine Spaziergang durch den Pickin's Park zu machen. Sie sind vor etwas mehr als eineinhalb Stunden aufgebrochen, aber noch nicht zurückgekommen. Während ich unter der Dusche stand, habe ich mitbekommen, wie Jug mit jemanden telefoniert hat. Vermutlich war es Gladys, er hat sie bestimmt darum gebeten, länger wegzubleiben.
Es klopft zaghaft an die Tür.
„Fertig da drin?", fragt Jughead leise und mit gedämpfter Stimme.
Ich nicke, bis mir klar wird, dass Jug das durch eine geschlossene Türe nicht sehen kann.
„Ja, komm rein."
Er öffnet vorsichtig die Tür und lächelt kurz, als sich unsere Blicke treffen. Ich wickele das Handtuch noch fester um mich, da Jug einen Schwung kalte Luft ins Badezimmer bringt.
Er kniet sich vor mich hin und hält meine Hand. „Ist alles gut?", fragt er, ich kann die Besorgnis in seiner Stimme hören.
Ich nicke wieder und atme zitternd aus. „Ich schätze schon."
Jughead schaut mich noch einige Sekunden lang an, um sich zu vergewissern. „Soll ich dir helfen?" Er deutet auf die frischen Klamotten, die auf dem Teppich vor der Dusche liegen.
Wieder nicke ich. „Ja."
Ich stehe langsam auf, während Jug den Klamottenstapel holt. Ich lasse das Handtuch fallen und fahre mir grob damit durch die Haare.
„Arme hoch", weist Jug mich an, dann streift er das T-shirt über meinen Kopf. Er reicht mir die Jogginghose und hält mich fest, während ich hineinschlüpfe.
Müde lasse ich mich wieder auf den Klodeckel fallen. Ich lehne den Kopf erschöpft gegen die kalten Fliesen an der Wand.
„Hey", sagt Jug leise. Ich blicke auf.
„Ich liebe dich, okay?"
Ich lächele leicht. „Okay."
„Geh früh schlafen, ja? Möchtest du morgen in die Schule?"
Ich nicke. „Ja, bald stehen die Prüfungen an. Und du?"
Jughead nickt. „Ja, aber ich verschwinde nach der Mittagspause, ich treffe mich mit dem Anwalt, den FP zur Verfügung gestellt bekommen hat."
Er beugt sich zu mir runter und küsst mich auf die Wange.
„Ich liebe dich wirklich sehr", haucht er. „Ich dich auch", flüstere ich, als Jug die Tür zum Bad schon geschlossen hat.

Es ist Montag, als ich aufwache.
Müde blinzele ich dem trüben Sonnenlicht entgegen, das auf die Couch im Wohnbereich fällt.
Jug und ich haben Gladys und Jellybean das Schlafzimmer überlassen, weil das Bett bequemer ist.
Langsam recke ich mich und setze mich auf. Ich habe ziemliche Nackenschmerzen, da das Sofa nicht nur so klein, sondern auch sehr ungemütlich ist. Jughead und ich passen gerade noch so der Länge nach drauf.
Ich schaue mich um und gähne, kann Jug aber nirgends sehen. Als mein Blick an der Küchentheke hängen bleibt, stehe ich auf.
Es ist eine kleine Notiz, von Jug:

Guten Morgen, Betty.
Kein Problem, dass du ausgeschlafen hast. Ich habe in der Schule Bescheid gesagt.
Ich bin gegen 15 Uhr zurück und bringe etwas zu essen mit, ja? Ruh dich aus, ich liebe dich.
J.

Ich seufze erleichtert und falte die Notiz zusammen.
Dann fällt mein Blick auf den ungeöffneten Brief auf den Esstisch. Der Wohnwagen ist immer noch ziemlich aufgeräumt, was untypisch ist, deswegen sticht der grelle weiße Briefumschlag umso mehr heraus.
Ich zögere kurz und überlege.
Soll ich ihn öffnen?
Früher oder Später muss ich es sowieso tun. Aber nicht jetzt. Oder?
Nein, ich möchte ihn nicht ohne Jughead öffnen.
Aber was, wenn es eine Absage ist? Ich will nicht, dass Jughead dann meine Enttäuschung sieht.
Ich könnte ihn auch öffnen und dann wieder zukleben und so tun, als würde ich ihn gemeinsam mit Jug öffnen. Dann wäre ich bei dem Ergebnis nicht so überrascht.
Nein, das werde ich ganz sicher nicht tun. Ich lüge Jughead nicht an.
Die großen schwarzen Blockbuchstaben schreien mich förmlich an, als ich die Kaffeemaschine anstelle und das Geschirr einräume.
„Musst du am Morgen so einen Krach machen?"
Jellybean kommt in die Küche. Die Haare zerzaust und die Wangen noch rosig. Hat sie etwa bis jetzt geschlafen? Es ist sicherlich schon 12 Uhr.
„Oh, tut mir leid", sage ich schnell und räume die letzte Fuhre an Geschirr weg. „Ich wusste nicht, dass du noch schläfst."
Jellybean lässt sich wortlos aufs Sofa fallen und schaltet den Fernseher an, was definitiv lauter ist als das Rumoren der Kaffeemaschine.
„Möchtest du auch einen Kaffee?", frage ich über das Getöse vom Fernseher.
Jellybean nickt. „Ja. Schwarz, bitte", ruft sie zurück, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
„Schwarz, wirklich?", frage ich verblüfft. Ich werde in einem Monat Achtzehn und trinke meinen Kaffee immer mit viel Milch. Jellybean ist doch erst ... Dreizehn?
Jellybean schaltet den Fernseher endlich etwas leiser und kommt in die Küche geschlurft. Sie nimmt zwei Tassen aus dem Schrank.
„Schläft deine Mom noch?", frage ich, während ich dunklen Kaffee in ihre Tasse gieße.
„Nee, die ist früh los. Alte Bekannte treffen und so."
Ich nicke und reiche Jellybean die Tasse. Sie nippt ein bisschen an dem Kaffee, pustet dann und trinkt ihn in wenigen Zügen aus.
Um meine Verwunderung zu vertuschen nehme ich selbst erstmal einen großen Schluck Kaffee.
„Bist du in Riverdale geboren?", fragt Jellybean mich nach einer Weile, während sie sich eine zweite Tasse Kaffe eingießt, diesmal mit etwas Milch.
„Ja", antworte ich, überrascht, dass Jellybean wirklich gerade Smalltalk mit mir betreibt. „Geboren und aufgewachsen. Seither hat sich die Stadt wirklich nicht groß verändert."
Ich lache, aber Jellybean zuckt nicht mal mit der Wimper.
„Wohnst du auch auf der Southside?"
Ich schüttele den Kopf. „Nein, nicht ganz. Also, eigentlich schon. Ich wohne seit ein paar Wochen zusammen mit deinem Bruder hier. Davor habe ich mit meiner Mutter auf der Northside in der Elmstreet gewohnt."
Jellybean grinst. „Die Verrückte aus dem Diner?"
„Ja", sage ich lachend. „Das war sie."
Jellybean lacht ebenfalls und trinkt ihren zweiten Kaffee aus. Sie stellt die Tasse in die Spüle und setzt sich wieder auf die Couch.
„Wollen wir fernsehen? Oder musst du noch irgendwo hin?"
Ich setze mich neben sie und lege die Füße auf den Couchtisch. „Nein, erstmal nicht–"
–Es klopft dreimal laut an der Tür. Jellybean und ich sehen uns verwundert an.
„Machst du auf?"
Ich nicke und gehe zur Tür. Vermutlich ist es Gladys, die von ihren Treffen zurückgekommen ist.

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt