Kapitel 20

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Schnell laufe ich die Treppe herunter, mit der Erwartung, gleich meiner wütenden Mutter zu sehen. Eigentlich hätte sie erst in einer Stunde da sein sollen.
Doch, als ich herunter komme und vor der Haustür stehe, ist dort nicht meine Mom.
„Archie?", frage ich verwirrt und mir fällt das rote T-Shirt mit dem grauen Kragen an, das er auf dem Foto, welches ich eben noch betrachtet hatte, trug.
Archie hat die Hände in den Hosentaschen vergraben und wippt nervös hin und her.
„Was machst du hier?", frage ich nun und ziehe ihn schnell ins Haus und ziehe dann die Tür zu.
Jetzt stehen wir alle drei etwas unbeholfen im Flur rum und Archie sagt immer noch kein Wort.
„Wird's bald, Archie?", dränge ich ihn. Doch er zuckt bloß mit den Schultern. „Ich ... hab Licht in deinem Zimmer gesehen. Deine Mutter hat mir heute früh erzählt, dass ihr euch gestritten habt und die jetzt für eine Zeit bei Jughead wohnst. Da war ich halt erstaunt, dass ... Licht an war."
Ich schüttele den Kopf und greife nach meinem Rucksack. „Was auch immer, Archie, erzähl bloß nicht meiner Mutter, dass ich hier war. Okay?"
Ich nehme Jug bei der Hand und bitte Archie hinaus, dann schließe ich die Haustür ab.
„Hast du ... hast du schon von dem Theaterstück gehört? Also, klar hast du das ... also irgendwie hat Kevin es mir erzählt", druckst Archie herum und als ich Jug ansehe, kann er sich kaum ein Lachen verkneifen.
Ich nicke und setze ein falsches Lächeln auf. „Ja. Ja, das habe ich, mein Romeo! Ich kann's kaum erwarten, dass wir zwei uns vor Liebe das Leben nehmen."
Jughead lacht nun leise und übertönt es mit einem gefälschten Husten.
Archie sieht etwas verwirrt aus, dann fährt er fort:
„Also, wenn du das nicht machen willst, was ich komplett verstehe, dann wäre ... Veronica die Zweitbesetzung."
Jughead's Husten verstummt.
Ich schnaube verächtlich. Klar, Veronica würde sich nie eine Gelegenheit entgehen lassen, Archie zu küssen. Doch ich schüttele langsam den Kopf.
„Archibald, unsere Freundschaft ist zwar eine ziemliche Achterbahnfahrt, aber dieses Theaterstück würde super auf meinen weiteren Collegebewerbungen aussehen. Ach, Jug, hast du die Post mitgenommen?"
Jughead wedelt mit einem dicken Haufen an Briefen in seiner Hand. „Alles, wo dein Name draufstand", sagt er und zwinkert mir zu. Ich lächele dankend, dann wende ich mich wieder an Archie.
„Ich nehme mal an, wir sehen uns dann bei den Proben wieder. Mach's gut, Andrews."
Archie will noch etwas erwidern, doch ich ziehe Jug davon und wir schlendern auf sein altes Auto zu. Als wir drinnen sitzen, können wir das Lachen nicht mehr verstecken.
„Das ... war gemein", sagt Jughead schließlich, als er sich vom Lachen erholt hat.
„Hat er verdient", sage ich kichernd und küsse Jughead's Handrücken.
„Wollen wir beim Pop's etwas zu Abend essen und deine Briefe öffnen?", fragt Jug und ich nicke heftig.
Ein Burger und ein Milkshake, dazu noch Jughead's Gesellschaft, das ist alles, was ich jetzt brauche.

„University of California, Florida State University, College of William & Mary und das Riverdale Community College. Alles Zusagen, Gott!"
Wütend schmeiße ich den Stapel geöffneter Briefe auf den Tisch. Jughead beißt herzhaft in seinen Burger und sieht mich an.
„Das ist doch toll, Betty! Das Riverdale Community College bietet dir sogar ein volles Stipendium an."
Er spült seinen Bissen mit einem Schluck Cola herunter. Und sieht mich erwartungsvoll an.
„Ja, aber was ist mit Yale und Harvard, Princeton, Duke oder Brown? Ich habe  doch nicht mein ganzes Leben geackert, um dann auf ein Community College zu gehen. Ich fasse es nicht! Warum dauert das denn nur so lange?"
Langsam werde ich echt frustriert. Ich kann es nicht glauben, dass das Warten immer noch kein Ende hat. Es ist schon fast Juni!
„Betty, sieh es doch mal positiv. Du hast super viele Zusagen bekommen, die meisten davon mit Stipendium", sagt Jug mitfühlend. „Was ist denn mit der Universität in Florida? Oder das William & Mary? Die sind beide echt gut."
Ich nicke und manövriere eine Handvoll French Fries in meinen Mund. „Ja klar, du hast Recht, Juggie. Trotzdem, seit ich zur Middle School gehe, arbeite ich daraufhin nach Yale zu gehen."
Ich seufze und greife nach seiner Hand. Jug streicht mir langsam über den Handrücken und drückt einen Kuss darauf. „Es ist noch nicht zu spät, Betts. Ich hab gehört, bei den Eliteunis dauert es immer etwas länger, bis sie die Zusagen rausschicken."
„Ethel Muggs hat ihr Zusage schon. Duke, die perfekte Uni", sage ich trotzig und etwas neidisch. Ich verstehe einfach nicht, warum es sich bei mir so in die Länge zieht.
„Wie wär's, wenn ich dir ein Eis spendiere? Als kleinen Trost, dass deine Yale-Zusage noch nicht angekommen ist", schlägt Jughead lächelnd vor. Ich nicke dankend und Jug steht auf, um mir ein Eis an der Theke zu bestellen. Währenddessen krame ich schon mal nach zehn Dollar, um unser Abendessen zu bezahlen.
Als Jug zurück kommt, hat er kein Eis in der Hand, sondern sein Handy, welches klingelt.
„Mom? Was gibt's? Nein ... ich bin mit Betty im Pop's ... ich habe Dad schon eine Weile nicht gesehen. Ist er nicht da ... oh. Okay. Ja klar. Nein ... das ist kein Problem. Ja ... ich dich auch. Bye."
Er seufzt und lässt sich auf den freien Platz gegenüber von mir fallen.
„Hey, was ist los?", frage ich, als ich seine betretene Miene sehe. Jug nimmt deine Mütze ab und fährt sich stöhnend durch die Haare.
„Mein Dad ... er ... also er ist gewaltig im Supermarkt geworden. Er war wohl ziemlich betrunken, dabei war es erst so gegen Mittag, meinte meine Mutter. Er ist gerade bei der Polizei und wird auf Kaution festgehalten."
Ich schlage mir vor Schrecke eine Hand vor den Mund? „Was? Gott, das ist ja schrecklich. Hat dein Vater denn einen Anwalt?"
Ich gehe direkt alle wichtigen Details und Fragen durch, die ich damals bei meinem Praktikum in Mary Andrews', Archie's Mutter, kennengelernt habe.
„Ja", antwortet Jug. „So ein Typ vom Arbeitsamt. Mom hat ihn informiert."
Ich greife schnell nach meiner Jacke und Tasche, dann hinterlasse ich Pop fünf Dollar Trinkgeld.
„Wir sollten zur Polizei und mit deinem Vater sprechen, Jug", sage ich und nehme seine Hand. Als wir draußen auf dem Parkplatz stehen, schüttelt Jughead bloß den Kopf und bleibt stehen.
„Nein, Betty. Meine Mutter war schon da, außerdem ist es gleich schon neun Uhr. Wir sollten jetzt nach Hause gehen. Morgen können wir vielleicht hin."
Er sieht wirklich sehr traurig aus. Auch wenn Jug es nicht oft sagt, weiß ich, dass ihm viel an seinem Vater liegt.
„Bist du dir sicher? Wäre es nicht besser, wenn wir jetzt noch kurz vorbeifahren? Nur um mit den Polizisten und vielleicht seinem Anwalt zu reden?"
Ich will ihm unbedingt helfen, so wie er mir immer geholfen hat. Jughead nimmt mein Gesicht in beide Hände und drückt mir einen zarten Kuss auf die Lippen.
„Ja, Betty. Es wird alles gut. Seit ich zehn bin, wird Dad regelmäßig auf Kaution festgehalten."
Ich nicke und küsse ihn ebenfalls. Dann schlendern wir zu seinem Auto und fahren zurück zum Sunnyside Trailerpark.

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt