Kapitel 3

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Ich bin Julia?
Diesmal bin ich diejenige, die laut lachen muss. „Ja klar! Ich habe keinerlei Schauspielerfahrung und im Singen bin ich auch nicht gut. Ehrlich, Kevin, mit mir würde das ganze Musical in den Eimer gehen."
Auf einmal sehe ich etwas Rotes, wie eine Flamme, auf und zu kommen. Im ersten Moment will ich schon erschrecken, doch dann erkenne ich, dass die roten Flammen nur Cheryl's lange roten Haare sind. Sie bleibt vor unserem Tisch stehen, stemmt die Hände in die Hüften und schaut auf und herab.
„Habe ich gerade Romeo & Julia und das Wort "Musical" gehört?", fragt sie scharf und funkelt Kevin energisch an. „Nun ja ...", fängt Kevin zögernd an und Veronica gibt ihm einen kleinen Schubs.
„Ja. Ja, das habe ich vorhin nur ganz kurz erwähnt", sagt er nun etwas lauter und hebt dann gleichgültig die Schultern. „War nur so eine Idee."
Cheryl schnappt theatralisch nach Luft. „Nur so eine Idee?", keift sie. „Kevin Miller, das ist eine brillante Idee! Ich will es kaum aussprechen, aber du bist ein wahrhaftiges Genie."
Kevin lächelt dankend. „Äh, Danke, Cheryl", antwortet er und räuspert sich. „Mein Nachname lautet aber Keller, nicht Miller."
Widerwillig verdreht die entflammte Cheryl: „Dann denk wenigsten darüber nach, "Miller" als Künstlernamen anzunehmen. Der passt nämlich viel besser, als ein doppeltes K."
Kevin murmelt noch irgendwas, doch Cheryl unterbricht ihn sofort. „Wie dem auch sei, es ist ja wohl klar, dass ich die Julia spielen werde. Ich sehe nicht nur atemberaubend aus, sonder ich kann auch sehr gut singen. Wollt ihr etwas hören? Wie wäre es mit der Serenade von Mozart?"
Hastig steht Kev auf und left Cheryl behutsam einen Arm auf die Schulter, die gerade dabei war, sich auf ihren großen Auftritt vorzubereiten.
„Das ist ein tolles Angebot, Cheryl. Wirklich! Allerdings ... habe ich meine Julia glaube ich schon längst gefunden."
Empört schlägt Cheryl Kevin's Hand von ihrer Schulter.
„Wie bitte?", kreischt sie mit schriller Stimme und es scheint, als würden wütende Funken aus ihren Augen sprühen. „Wer sollte denn wohl mehr geeignet als ich sein?", faucht sie. Sie sieht aus wie eine Löwin, die bereit für den Überfall ist.
In allem Überfluss deutet Kevin auf mich. „Ich dachte an Betty."
Cheryl starrt mich erst an, als würde sie mich grillen wollen unter ihrem hitzigen Blick. Dann lacht sie. Sie lacht laut, hoch und schrill, keineswegs schief, und trotzdem klingt es grässlich. Sie macht sich über mich lustig, schon klar.
Als Cheryl sich endlich wieder von ihrem Anfall erholt hat und halbwegs Hebung Luft zum Atmen hat, geht es los. „Du ... du willst Betty als Julia? Gott, Kevin Miller, wie kannst du nur so tief sinken? Sie ist doch das Mauerblümchen schlecht hin! Und außerdem, unter uns, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie in eins der Kleider reinpasst?"
Ich war selten so beschämt. Mir steigen heisse Wuttränen in die Augen und mein Kopf läuft rot an.
„Genug jetzt!", ruft Jughead und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. Ein paar Schüler drehen sich um und bleiben stehen, um das kommende Szenario zu beobachten.
„So redest du nicht über Betty, verstanden, Cheryl?", knurrt Jughead. Selbst ich bekomme Angst vor seiner so bedrohlichen und tiefen Stimme, doch Cheryl bleibt unbeeindruckt.
„Komm wieder runter, Beanie-Boy. Nur weil sie dich ranlässt, musst du nicht gleich explodieren."
Mit offenem Mund starre ich sie an, auch Veronica und Archie sind schockiert.
„Hör auf, Cheryl. Du machst dich hier nur unbeliebt", sagt Veronica mit ruhiger Stimme. Ich bin mir sicher, dass sie unterm Tisch Archie's Hand hält.
Cheryl rollt schon wieder mit den Augen. „Meine Güte, warum habt ihr alle so eine Angst die Wahrheit auszusprechen? Betty passt halt nicht in die meisten Kleider rein, eine Schande! Jughead sitzt nur hier, um seine Dosis an Sex zu bekommen, und ganz ehrlich, Ronnie, wir alle wissen, dass du und der Rotschopf es treiben. So, nun ist alles raus, geht heulen und schreit euch an, mir egal. Wir sehen uns beim Casting, Kevin. Bye!"
Mit diesen Worten dreht sich Cheryl um und stolziert davon.
Mein Gesicht ist immer noch erhitzt, Jughead's Hände sind zu Fäusten geballt, Kevin's Mund steht sperrangelweit offen, Ronnie starrt Cheryl hinterher und Archie sieht betreten zu Boden.
Circa zwei Minuten sagt niemand etwas.
„Diese Bitch", kommt es endlich aus Veronica's Mund. „Was war das denn bitte für ein Auftritt? Mein Gott, ich könnte ihr jedes ihrer roten Haare einzeln ausreißen!"
Jughead nickt. „Die soll sich bloß nie wieder blicken lassen. Wenn sich noch ein Wort über Betty verliert, dann ..."
Behutsam nehme ich seine Hand und verschränke sie mit meiner. „Schon gut, Juggie", murmele ich und schlucke all meine Tränen hinunter.
„Nichts ist gut!", ruft Jughead und fährt wieder hoch, doch er wird von Kevin unterbrochen, der bisher noch nichts gesagt hat.
„Ihr treibt es miteinander, Ronnie?"
Perplex starren wir ihn alle an.
„Was denn?", fragt er schulterzuckend, „Ist doch nur eine Frage."
Obwohl ich mir diese Frage auch schon des Öfteren gestellt habe, schüttele ich nun den Kopf.
„Kev, bitte."
„Was denn?", ruft er nun. „Ihr habt es doch alle gut! Du und Jughead ihr seid wieder zusammen, Veronica und Archie treiben es vielleicht, oder vielleicht auch nicht, miteinander und ich stehe wie immer alleine da!"
Veronica hebt den Finger. „Könnten wir bitte nicht darüber reden? Also, das mit dem "Treiben"? Das ist doch vollkommen absurd."
Archie sieht sie verwundert an.
„Ist es?"
„Aha!", ruft Kevin. „Da ist es! Das Geständnis."
Veronica greift beleidigend nach ihrer Tasche und ihrem Cardigan und steht dann auf. „Sorry, aber das tue ich mir hier nicht an. Was auch immer Cheryl erzählt, es stimmt nicht! Nie würde ich es mit irgendjemanden tun, wenn es mir nicht um Liebe geht!"
Und mit diesen Worten verlässt sie uns vier.
Archie vergräbt sein Gesicht in den Händen. Jughead legt ihm einen Arm auf den Rücken, den anderen hat er um mich geschlungen.
Und schon ist der Moment, in dem alles so schon friedlich ist, vorbei.

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt