Kapitel 18 (Betty's Sicht)

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Am nächsten Tag geht es mir schon eindeutig besser und ich schaffe es Jug zu überreden, mich zur Schule mitzunehmen. Auch wenn er eigentlich dagegen ist, sitzen wir um 07:35 am Küchentisch und kauen auf ein paar geschmacklosen Cornflakes rum.
„Betty, das ist wirklich keine gute Idee. Wir sollten den Tage lieber hier verbringen, du brauchst Ruhe."
Ich spüle die Cornflakes mit einem großen Schluck Wasser herunter und lege dann meine Hand auf seine. „Jug, beruhig dich. Es ist alles in Ordnung, ich habe kaum noch Kopfschmerzen und die Übelkeit ist auch weg. Es gibt als keine Anzeichen mehr für eine Gehirnerschütterung."
Ich nehme meine halbleere Schüssel und Jughead's, er ist bereits bei der zweiten Portion angelangt. Ich kippe den Rest meines Frühstücks weg, danach auch den traurigen Inhalt der Cornflakespackung.
„Ich muss Kevin heute sowieso mit den Vorbereitungen für sein Theaterstück helfen. Danach muss ich einmal kurz nach Hause, um ein paar Sachen abzuholen. Meine Mutter arbeitet Dienstags immer lange, deswegen wird sie nicht zu Hause sein. Und danach sollten wir zwei einkaufen gehen, damit wir morgen früh ein bisschen anständiger frühstücken können."
Ich gebe Jughead einen flüchtigen Kuss auf die Wange und halte ihm die dreckigen Schüsseln hin. „Kannst du den Abwasch übernehmen? Ich spring dann kurz unter die Dusche, okay?"
Zum Glück bin ich wieder ganz ich selbst. Den gestrigen Tag habe ich aus meinem Gedächtnis gestrichen. Ich liebe es mit Jughead zusammenzuwohnen, und kann mir nichts schöneres vorstellen.

Wir kommen gerade noch pünktlich in der Schule an. Jughead hechtet sofort zu seinem Physikkurs, während ich mich in den ersten beiden Stunden mit der amerikanischen Geschichte auseinander setzen darf.
Völlig außer Atem komme ich im Klassenzimmer an und stelle fest, dass unsere Lehrerin, Ms. Dawson, noch gar nicht da ist.
Ich lasse meine Serpent-Jacke, für die es eigentlich schon viel zu warm ist, auf die Stuhllehne hinter mir fallen und fahre mir durch das noch feuchte Haar, das ich daraufhin in einem unordentlichen Pferdeschwanz hochstecke.
„Gott, B, du meinst es ja richtig ernst!"
Veronica lässt sich auf den freien Platz neben mir fallen und betrachtet mit großen Augen meine Serpent-Jacke. Gott, auch das noch! Veronica kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.
„Ich war mir bis zum letzten Moment nicht sicher, ob du es wirklich durchziehen wirst", plappert sie fröhlich weiter. „Als du dann auf der Bühne standest, war ich echt baff! Damit hätte ich niemals gerechnet. Die Jacke steht dir aber echt gut. Diesen Vintage-Style mag ich ja echt gerne."
Veronica greift nach meiner Jacke und fährt über das Leder. Wütend reiße ich sie ihr aus der Hand und sehe wieder flüchtig zur Tür und hoffe, dass Ms. Dawson endlich erscheint.
„Was ist denn jetzt los?", ruft Veronica und reißt verwirrt ihre Augenbrauen nach oben.
„Ich weiß es nicht, Veronica", zische ich wütend, Ms. Dawson ist noch nicht da. „Vielleicht ist es, weil du so eine fiese Lügnerin bist. Deine Sommeraffäre mit Archie? Ja. Er hat's mir erzählt. Das nächste Mal solltest du dir wirklich jemanden suchen, der seinen Mund halten kann. Wie wär's mit Reggie Mantle? Oder Moose?"
Veronica starrt mich mit offenem Mund an. Meine Hände zittern noch vor Wut, als ich meine Bücher auf den Tisch lege.
„Betty, es–"
„Spar dir deine dämlichen Entschuldigungen, Veronica. Ich hab echt genug davon."
Bevor wenn Veronica auch nur noch ein Wort sagen kann, geht die Tür auf und die enthusiastische Ms. Dawson kommt herein, mit einem Überraschungstest unter dem Arm.
Klasse, der Tag kann wirklich nicht mehr schlimmer werden.
... dachte ich.

„Vielen Dank für deine Hilfe, Betty! Ich weiß es wirklich zu schätzen! Ich hab echt ein tolles Gefühl für dieses Theaterstück. Ich meine, hat irgendjemand schon mal daran gedacht, Shakespeare und ein Musical zusammen zu bringen? Das könnte in die Weltgeschichte der Kunst mit eingehen!"
Kevin ist wirklich total aus dem Häuschen, als er mir auf dem Weg zur Aula alles zu seinem neuen Theaterstück erzählt. Er ist wirklich für die Bühne geboren, dazu liebt er das Singen auch sehr. Ich freue mich so für ihn, dass er seine zwei Leidenschaften in einem Projekt verwirklicht.
„Das klingt wirklich toll, Kev", sage ich und lasse mich auf einen Platz in der ersten Reihe fallen, wir sind in der Aula angekommen. Kevin steht immer noch und ist voller Energie.
„Leider kann ich nicht alles übernehmen, deswegen werde ich Cheryl fragen, ob sie sich um die Choreografien kümmern kann."
Verwirrt sehe ich zu Kevin, der in seinen Notizen herumblättert.
„Wie soll Cheryl das denn schaffen? Ich meine, als Hauptrolle wird sie doch ganz schön viel zu tun haben."
Kevin sieht zu mir herunter, beißt sich dann verlegen auf die Unterlippe und blättert weiter hektisch in seinen Unterlagen.
„Äh, also ... Cheryl ist nicht die Julia", murmelt er kleinlaut.
„Wie bitte? Oh Gott, Kevin! Du hast die gerade einen grausamen Tod gesichert. Cheryl wird sich buchstäblich umbringen, wenn sie nicht die Julia wird. Außerdem, wer soll es denn bitte sonst sein?"
Es ist ein Fakt, dass Cheryl nicht nur das beliebteste und schönste Mädchen an der Riverdale High ist, sondern dazu auch noch die ganze Stadt tyrannisiert und dominiert. Sie bekommt, was sie will ... sonst heißt es Krieg.
Kevin reicht mir einen Zettel, auf dem wohl die Besetzung aufgelistet ist. Ich lese ihn mir durch, doch mein Atem stockt schon bei der ersten Zeile.

Julia Capulet: Betty Cooper

Ich starre Kevin an. Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein. „Was zum ... was soll das?", rufe ich und deute auf den Zettel.
„Ich weiß, ich weiß", beschwichtigt Kevin und nimmt mir den Zettel aus der Hand. „Du warst zum Casting nicht da, aber ich habe dir trotzdem die Rolle gegeben. Cheryl's Casting war wirklich schrecklich. Sie hat so getan, als wäre Julia ein verzogenes und reiches Mädchen. Du, Betty, bist einfach perfekt für die Rolle. Du bist natürlich und hübsch und intelligent. Du bist Julia."
Ich fahre mir seufzend durch die Haare und ziehe den Pferdeschwanz fester zusammen. „Toll, jetzt wird Cheryl meinen Tod auch noch planen", sage ich trotzig. Kevin lässt sich neben mich fallen und streicht mir behutsam über den Rücken. „Ach, Betty. Komm schon. Was Cheryl denkt, ist doch egal. Außerdem hätte das von den Haarfarben her eh nicht gepasst, man soll ja nicht denken, dass Romeo und Julia Geschwister sind."
Verwirrt sehe ich Kevin an, doch da dämmert es mir schon. Ich reiße ihm den Zettel mit der Besatzung aus der Hand und lese ihn wieder, komme diesmal aber nur bis zur zweiten Zeile.

Romeo Montague: Archie Andrews

Wütend zerreiße ich den Zettel und trampele wild darauf rum. „Das kannst du vergessen, Kevin Keller", rufe ich und stampfe wild auf. „Ich werde nicht einen auf Großes Liebespaar mit Archibald Andrews machen!"

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt