Kapitel 41 (Betty's Sicht)

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Die Probe verlief super.
Kevin liebt Archie's und meinen Song und will ihn unbedingt bei der Aufführung am Ende des Schuljahres mit dabeihaben.
Wir haben uns in kleine Gruppen zusammengetan und das Skript laut vorgelesen.
Danach haben wir ein paar Aufwärmübungen für die Stimme gemacht und uns eingesungen. Tatsächlich macht es mir einen Riesenspaß, was ich niemals gedacht hätte.
Allerdings konnte ich es einfach nicht übersehen. Die verstohlenen Blicke, von beiden Seiten.
Archie und Cheryl konnten es einfach nicht lassen, die ganze Zeit sagen sie flüchtig zu mir rüber.
Bei Cheryl kannte ich den Grund. Irgendwie war sie gerade wohl in einer sentimentalen Phase, was zu selten bei ihr vorkommt. Bestimmt liegt es an dem Vorfall im Badezimmer.
Aber Archie?
Seine Blicke waren viel extremer, intensiver und häufiger. Er schien sich voll und ganz auf mich zu fixieren, was auch Veronica aufgefallen ist.
Am Ende der Probe kommt sie schließlich auf mich zu.
Ich greife gerade nach meiner Wasserflasche, als sie sich zu mir rüber beugt. „Was ist denn mit Archie los?"
Ich zucke mit den Schultern und tue so, als würde ich es nicht bemerken.
Veronica schnaubt verächtlich und verschränkt die Arme vor der Brust. „Der starrt dich ja richtig an. Meine Güte, der kriegt sich echt nicht mehr unter Kontrolle. Der weiß doch, dass du und Jughead quasi verheiratet seid."
Ich verschlucke mich an meinem Wasser und versuche mein Husten zu unterdrücken. Veronica scheint das gar nicht zu bemerken, sie schnaubt nur verächtlich.
„Typisch Andrews. Der gafft den Mädchen ja wirklich hinterher. Midge Klump hat mir letzten erzählt, dass sie und Moose Archie mit Valerie im Autokino gesehen haben. Anscheinend sind die beiden richtig rangegangen, also Valerie und Archie."
Ich versuche immer noch, mich von meinem Hustenanfall zu erholen.
„Oh Gott, Betty– ist alles in Ordnung? Sollen wir die Krankenschwester rufen?", fragt Cheryl besorgt und legt mir eine Hand auf den Rücken. „Steh nicht so blöd darum, hol doch endlich die Krankenschwester, du Idiot!", faucht sie dann einen weitern Teilnehmer des Musicals an, der sich schon sofort in Bewegung setzt.
„Nein, halt!", stoppe ich ihn. „Alles gut, ich hab mich nur am Wasser verschluckt."
Der Junge scheint ziemlich erschrocken zu sein, vermutlich eher wegen Cheryl, die ihm immer noch Todesblicke zuwirft.
„Cheryl? B und ich waren hier gerade eigentlich in einem wichtigen Gespräch", zischt Veronica und deutet Cheryl an zu verschwinden.
Aber Cheryl waren ja wohl nicht die HBIC (Head Bitch in Charge) und auch nicht Riverdale's selbst gekürte Bienenkönigen, wenn sie jetzt kehrt machen würde.
Nein, sie baut sich eher vor Veronica auf und stemmt die Hände in die Hüften. „Tja, Veronica, das glaube ich dir gerne. Deine gesamte glamouröse Welt scheint sich ja um Archibald Andrews zu drehen, habe ich recht? Du wirst den Rotschopf nie loslassen können, was? Glaub mir, das ist einfach nur erbärmlich."
Cheryl wird immer lauter, bis sich ein kleiner Kreis an Menschen um uns schließt. Alle schauen gespannt und halten schon die Handys bereit, um den Zickenkrieg zu filmen.
„Du denkst auch immer nur an dich selbst, Miss Veronica Lodge. Aber ich wollte nur meiner lieben Freundin Betty hier helfen."
Cheryl legt einen Arm um mich, was sie noch nie zuvor gemacht. Ihre Umarmung ist steif, aber sie hält mich fest.
Veronica lacht leise. „Deine Freundin Betty? Seit wann seid ihr zwei denn beste Freundinnen?" Sie schaut mich vielsagend an.
„Hey, hey! Was ist hier los?" Archie bahnt sich einen Weg durch die Traube an Menschen und steht auf einmal mit uns im Zentrum des Kreises. Wieder liegen seine Augen auf mir, sie ruhen aber nicht, sie starren. Sein Blick ist eine Mischung aus Angst, Ärger und Besorgnis.
Was hat er nur so plötzlich?
„Archibald, ich glaube deine kleine Freundin Veronica hat da etwas mit dir zu bereden. Aber das lassen wir euch schon alleine klären, nicht wahr, Betty?" Cheryl zwinkert mir zu und zieht mich hinter sich her.
Allmählich löst sich der Kreis, zum Glück ist die Bombe nicht explodiert.
Kevin klatscht in die Hände und ruft noch einmal alle zusammen. „Das war eine tolle Probe, Leute. Bitte lernt den Text der ersten zwei Szenen bis nächste Woche auswendig. Damit meine ich Alle, nicht nur die, die auch in der Szene mitspielen? Verstanden?"
Alle nicke und murmeln irgendeine Antwort, dann scheint die heutige Probe beendet zu sein.
Ich stehe immer noch etwas unbeholfen neben Cheryl, die sich ihre vollen Lippen mit einem tiefroten Lippenstift nachfährt. „Ach, mach dir nichts draus, Betty. Veronica Lodge ist eine Diva. Sie hält sich für eine Dramaqueen, aber–" – Sie hält inne und lächelt mich mit ihren glänzend roten Lippen an– „–Die einzige Queen hier, bin ich."
Ich packe schnell meine Sachen zusammen und werfe mir meinen Rucksack über die Schulter. „Danke, Cheryl. Aber ... das war wirklich nicht nötig. Veronica und ich sind Freundinnen, außerdem musste sie einfach etwas Dampf ablassen, schätze ich."
Was auch immer zwischen Archie und Veronica los ist, mich geht es nichts mehr an. Ich liebe Jughead.
Außerdem ist es nicht Veronica's Art, sich auf einen Jungen festzusetzen. Normalerweise sind es eher die Jungs, die komplett auf sie abfahren und alles für sie tun würden. Dann spielt sie immer ein bisschen mit ihnen, lässt sie zappeln und anschliessenden fallen. Veronica Lodge ist nicht für eine feste Beziehung gebaut worden, was okay ist.
Cheryl wirft demonstrativ ihr langes rotes Haare über die Schulter. „Hoffentlich kriegt sie sich bald wieder ein. Sonst ist sie nicht mehr lange eine River Vixen. Mach's gut, Betty, ich bin mit Momsie zum Dinner verabredet. Ich ruf dich später an, ja? Toodles!"
Cheryl wirft mir einen Luftkuss zu und schenkt mir dann ein herzliches Lächeln. Dann stolziert sie in ihren knallroten Pumps aus der Aula.
Etwas verwirrt schaue ich ihr hinterher. Manche Menschen scheinen sich doch noch um 180 Grad zu ändern.
„Betty?"
Archie's raue Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich drehe mich und sehe in sein todernstes Gesicht. Sein Kiefer ist angespannt und seine Augen leicht verengt.
„Was gibt's?", sage ich so ruhig und beiläufig wie möglich, während ich mir seelenruhig den Pferdeschwanz öffne und mir durch die blonden Wellen fahre.
„Wir müssen reden, denke ich. Pop's?"
Es klingt weniger wie eine Einladung, eher nach einer Aufforderung.
Auch wenn es mich brennend interessiert, weshalb Archie sich so verhält, lehne ich ab. „Nein, tut mir leid, Archie. Ich bin wirklich komplett übermüdet und möchte einfach nur nach Hause."
Archie's Augen verengen sich mehr und ich kann die verkrampfte Ader auf seiner Stirn sehen, die immer dort ist, wenn er wütend wird, was nicht oft passiert.
„Du meinst ... zu Jughead?"
Ich nicke. Allmählich fühle ich mich ziemlich unbehaglich, hier mit Archie alleine in der Aula.
Archie tippt auf seinem Smartphone rum und steckt es dann wieder in die Hosentasche. „Abgemacht. Wir treffen ihn da."
Verwirrt sehe ich ihn an. „Was ist hier los, Arch?"
Er zuckt mit den Schultern, dann lächelt er traurig. „Das weiß ich nicht."

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