Alice' Geschichte Teil 1

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Riverdale im Jahr 1987.
Damals war ich 17 Jahre alt, so wie du jetzt.
Ich lebte auf der Northside, mit meinen Eltern, die du leider nie kennengelernt hast. Wir lebten in diesem Haus, in der Elmstreet.
Die Familie Smith war damals in Riverdale sehr angesehen. Meinen Eltern gehörte der Register, sie schrieben ebenfalls für die Zeitung, wie ich heute.
Ich war eine Einserschülerin an der Rivrdale High, wie du es bist, Betty. Früher war Riverdale noch viel kleiner und unbekannt. Eine einfache Kleinstadt nach amerikanischer Tradition eben.
Was uns auch zu dem ersten, bedeutenden Ereignis bringt.
Es war der 4. Juli, der Nationalfeiertag, im Jahr 1978. Es war mein Sommer vor dem Senior Year an der High School.
Wie immer war Riverdale sehr festlich geschmückt, über all hängten amerikanische Flaggen und alles war in rot, blau und weiß verziert.
Damals habe ich bei Pop im Diner gearbeitet, um eigenes Taschengeld zu verdienen, fürs College.
Ich machte mich also an jenem 4. Juli früh morgens auf den Weg zum Diner, um alles für den Feiertag vorzubereiten.
Pop hatte mir am Abend davor den Schlüssel geben, so dass ich um sechs Uhr morgens das Diner aufschloss und die Torten aus dem Kühlregal holte.
Als ich angekommen war, machte ich das Radio an und steckte meine Haare anschließend zurück, um mich auf den anstrengenden Tag vorzubereiten.
Ich war alleine im Diner, es war vollkommen ruhig, bis auf die leise summende Musik.
Ich sang mit, während ich die Tische putzte und Speisekarten aufstellte.
Gerade als ich Theke wischte und die Kaffeemaschine laufen ließ, hörte ich ein klirrendes Geräusch. Es schien aus der Abstellkammer zu kommen, wo Pop die Putzsachen und anderen Kram lagerte.
Ich war mir nicht sicher, ob ich nachsehen sollte. Mein Herz raste und ich beschloss, es sein zu lassen.
Dann schepperte es wieder und ich hörte jemanden fluchen.
Diesmal überlegte ich nicht lange. Ich nah mir den Besen, der an der Wand lehnte, und ich schlich zur Tür der Kammer.
Ich atmete kaum, weil ich versuchte, jedes noch so kleines Geräusch wahrzunehmen.
Ich zählte in meinem Kopf bis drei, dann stieß ich die Tür mit voller Wucht auf.
Wir beide schrieen.
Ich machte sofort das Licht an und hielt den Besen so, als wäre er meine Waffe.
Dann sah ich ihn.
Ihm stand der bloße Schreck ins Gesicht geschrieben. Seine blassgrauen Augen waren weit aufgerissen, seine Haut kalkweiß.
Vor Schreck ließ ich den Besen fallen.
„FP Jones? Was zur Hölle machst du den bitte hier?", rief ich und schlug mir die Hände vors Gesicht.
Hastig stand FP auf und raufte sich das kurze schwarzbraune Haar.
„Was machst du hier?", zischte her und schaute zu mir herab. Aber er wartete auf keine Antwort, sondern stieß mich mit der Schulter einfach weg.
Ich knallte unbequem gegen die Tür, vergaß den Schmerz aber und sah ihm nach.
Er versuchte, die Eingangstür zu öffnen, was ihm nicht gelang, da ich sie wieder abgeschlossen hatte, da das Pop's noch nicht geöffnet war.
„Bist du hier eingebrochen?", rief ich, während FP an der Tür rüttelte.
„Sprich mit mir!"
Er drehte sich um und kniff die Augen wütend zusammen. Seine Stimme bebte. „Du bist Alice, nicht wahr? Die kleine Northside-Schlampe, mit dem reichen Daddy nicht war?"
Seine Worte durchschnitten die Luft und trafen mich mitten ins Herz. Doch ich zuckte nicht mal mit der Wimper.
„Und du? Forsythe Pendleton Jones, der Gangster von der Southside?"
Ich hoffte, er würde das Zittern in meiner Stimme überhören.
Wir alle kannten Forsythe Pendleton Jones und wir alle fürchteten ihn.
Er war der Inbegriff vom Bösen, der Teufel höchst persönlich.
Wer sich mit ihm anlegte, sprach sein Todesurteil. Denn er würde nicht zögern, nie.
Er und seine Gang, die Southside Serpents, würden dich in deinem schwächsten Moment erwarten und dann zuschnappen, so wie Schlangen es eben tun.
Und ich wusste genau, in diesem Moment durfte ich nicht schwach sein.
„Süß, wie du versuchst, standzuhalten", blaffte FP und pfiff durch die Zähne.
Er sah müde aus, tiefe Schatten lagen unter seinen geröteten Augen.
„Was machst du hier?", fragte ich wieder, laut und deutlich. Ich erschrak selbst vor meiner eigenen Stimme.
„Darfst du dir aussuchen", sagte er gelangweilt. „Hausfriedensbruch, Diebstahl, mir egal. Such du es dir aus."
Ich atmete hörbar aus. Der Junge war ein Rüpel, dabei kam er sich auch noch ziemlich toll vor. Ich wusste, dass er gefährlich war, sie allen waren das von der Southside.
„Du siehst müde aus", stellte ich fest. „Möchtest du einen Kaffee? Das Diner öffnet heute erst um 9 Uhr."
Verwirrt sah FP mich an. Ich wusste, dass er damit nicht gerechnet hatte.
„Was?"
„Einen Kaffee", wiederholte ich, „zum Wachwerden. Möchtest du einen?"
FP blinzelte zweimal, dann leckte er sich über die trocknen Lippen und nickte. „Ja, gut, warum nicht."
Er setzte sich an die Theke, während ich den Kaffee zubereitete. Im Radio redeten sie über den Nationalfeiertag.
Ab und zu schielte ich über die Schulter und ertappte FP dabei, wie er Papierflieger aus den Servietten bastelte und sie durch die Gegend segeln ließ.
„Lass das", sagte ich und stellte ihm den fertigen Kaffee hin, „sonst muss ich das später aufräumen."
Er ließ es tatsächlich bleiben, zu meiner Verwunderung, und trank wortlos den Kaffee.
Es war still, sehr still, nur das Radio war zu hören. Und FP's knurrender Magen.
„Hast du Hunger?", fragte ich, was ziemlich offensichtlich war.
FP nickte. „Und wie."
„Wir haben zwar haufenweise Torten hier, aber die sind alle für später, wegen des Feiertags. Ich ... kann dir einen Burger machen? Mit French Fries?"
FP zog die Mundwinkel noch oben, was auch mir ein Lächeln verlockte.
„Ich liebe Burger", sagte er und seine Wangen glühten."
Ich nickte und wischte die Hände an der Schürze ab. „Gut, dann mach ich gleich zwei für dich."

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