Kapitel 5

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Eine Weile ist es still und ich lasse meinen Blick weiter durch Archie's Zimmer schweifen. Ich war lang nicht mehr hier gewesen. Es hat sich zwar nicht viel geändert, aber trotzdem kommt mir sein Zimmer nun irgendwie fremd vor.
Die Wände sind immer noch dunkelblau gestrichen, an der Tür hängt der kleine Basketballkorb, den Archie schon seit Jahren besitzt.
Und doch kommt mir alles irgendwie anders vor.
„Äh, also ... mir geht es ganz gut", sagt Archie auf einmal in die Stille hinein. Ich habe schon fast vergessen, warum ich überhaupt hier bin.
„Oh, das ... das ist schön", antworte ich schnell und kichere nervös. Archie deutet nur ein wehleidiges Lächeln an, und von diesem Moment an weiß ich, dass es ihm ganz und gar nicht gut geht.
„Archie, ich weiß, dass wir uns nicht mehr so nah stehen wie früher. Aber du kannst immer noch mit mir reden. Du hast wirklich ... gekränkt gewirkt, in der Schule."
Archie seufzt und fährt dich durch das rote Haar. Mir fallen die leichten Sommersprossen auf seiner Haut auf, die ich im Winter so vermisst habe. Irgendwie haben sie etwas kindliches an sich, aber genau das mag ich.
„Betty, das war doch bloß blödes Gerede von Cheryl", antwortet Archie genervt und lässt sich nach hinten auf sein Bett fallen.
Etwas bedrückt sehe ich wieder durch den Raum. Dann lasse ich mich auch nach hinten fallen.
Wir liegen jetzt nebeneinander auf dem Bett und starren an die hölzerne Decke.
„Es ist mir egal", sage ich nun.
Verwirrt dreht Archie sich auf die Seite und sieht mich an.
„Was ist dir egal?"
Ich will ihn nicht ansehen, noch nicht, deswegen starre ich weiter Löcher in die Decke.
„Das mit ... Ronnie und dir."
Archie setzt schon zu einer weiteren brillanten Ausrede an, doch ich stoppe ihn mit einem Handzeichen. Jetzt drehe ich mich zu ihm und sehe in seine klaren, braunen Augen.
„Hör auf. Ich weiß, dass du und Veronica ... irgendwas am laufen haben. Eure ständigen Ausreden tuen mir fiel mehr weh. Abgesehen davon, der Fakt, dass er eventuell verliebt seid, macht mich glücklich. Ihr beide seid meine Freunde. Nur weil ... na ja ... du damals mein Schwarm warst, heißt das nicht, dass ich dich nicht glücklich sehen möchte."
All meine Worte, die ich in diesem Moment ausspreche, meine ich auch so. Klar, ich war früher Hals über Kopf in Archie Andrews verliebt, aber nun liebe ich Jughead. Und das ist viel stärker, als die kleinen Schwärmereien von früher.
„Betty, ich ... du ..." Archie's Antwort ist ein einziges Gestotter, bis er sich endlich fängt und noch einmal von vorne beginnt.
„Veronica ist nicht in mich verliebt. Wir haben nur ... na ja ... ein bisschen Spaß gehabt. Es ist nichts offizielles."
Irgendwie sieht Archie ziemlich bedrückt, wenn nicht schon traurig, aus.
Behutsam lege ich meine Hand auf seinen Arm.
„Aber du bist es."
„Nein, ich ... ich weiß es nicht."
Archie's Stimme ist nur noch ein beschämtes Flüstern. Sein Kopf läuft unter seiner Antwort rot an, er tut mir so leid.
„Archie, jetzt hör mir mal zu. Da draußen gibt es tausende von Mädchen, die sich sofort in die verlieben würden! Ich war eine davon. Und glaub mir, was auch immer da zwischen dir und Ronnie ist, es bedeutet ihr was. Du hast ihre Worte doch gehört. Nie würde sie etwas ohne Gefühle tun."
Archie zuckt ratlos mit den Schultern. „Das war doch nur eine Ausrede, damit Cheryl endlich ihren Mund hält.
Ich schüttele hastig den Kopf. „Nein, Archie. Veronica ist meine beste Freundin. Ich kenne sie gut. Ich kenne sie gut genug, um das zu wissen. Gib dir einen Ruck und ... und frag sie nach einem Date!"
„Was?"
Archie scheint komplett verwirrt, doch ich bin begeistert von meiner Idee.
„Sie wird es lieben, Arch!", rufe ich und springe vom Bett. Nachdenklich laufe ich in seinem Zimmer umher und grabe nach weiteren Ideen. „Du kannst mit ihr zum Autokino, oder ihr könntet in ein schickes Restaurant gehen. Das würde Ronnie auf jeden Fall gefallen! Wie wäre es mit–"
Archie springt ebenfalls auf und schüttelt mich heftig an den Schultern. „Nein, Betty. Veronica war die letzten Male ziemlich deutlich. Sie will nicht, dass irgendwer etwas davon erfährt. Ich musste ihr versprechen, dass ich es sogar dir nicht sagen und im schlimmsten Fall einfach lügen soll!"
Seine Worte sind schnell und schmerzhaft. Wie perplex starre ich Archie an.
„Sie wollte, dass ... du mich anlügst?", wiederhole ich seine Worte.
Archie nickt betreten.
„Ja."
Dann lässt er endlich meine Schultern los.
Mir steigen heiße Wuttränen in die Augen.
„Betty, es–"
„–Sei bitte einfach still", zische ich.
Schnell wische ich mir eine Träne weg, dann gehe ich zur Tür.
„Wir sehen uns morgen in der Schule", sage ich kalt zum Abschied, und ehe Archie etwas antworten kann laufe ich zur Tür hinaus.
Ich poltere die Treppen hinunter und bin schon fast zur Haustür raus, als Mary mich anfängt.
„Betty! Du gehst schon wieder? Ist alles in Ordnung?"
Ich nicke schnell.
„Ja, alles bestens", sage ich hasting und setze ein nervöses Lachen dahinter. Mrs. Andrews lehnt sich and Treppengeländer und schaut mich mit einem seligen Lächeln.
„Mich freut es ja wirklich sehr für euch beide", sagt verträumt sie und fasst sich ans Herz. Verwirrt ziehe ich eine Braue hoch. Mrs. Andrews scheint meine berechtigte Verwirrung zu sehen und hilft mir auf die Sprünge.
„Du weißt schon, Betty. Es ist ja wirklich kein Geheimnis, dass du Archie's erste große Liebe warst. Und das ihr nun endlich zu einander gefunden habt, ist einfach traumhaft."
Ich pruste laut los und halte mir dann aber doch die Hand vor dem Mund, um mein Lachen zu verstecken. Nun ist es Mrs. Andrews, die ganz verwundert aussieht.
„Nein, Mrs. Andrews. Archie und ich sind nur Freunde, also ... beste Freunde", erkläre ich schnell.
„Ehrlich gesagt, habe ich sogar einen Freund. Er ist noch relativ neu in der Stadt und ein guter Freund von Archie und mir", schiebe ich noch schnell hinterher.
Mrs. Andrews scheint diese Neuigkeiten erst einmal verdauen zu müssen und ringt um ein freundliches Lächeln. „Das sind schöne Nachrichten, Betty. Ich freue mich sehr für dich und deinen Freund."
Ich bedanke mich höfliche und verabschiede mich dann. Doch Mrs. Andrews schaut mir noch lange hinterher, mit einem verdutzen Gesichtsausdruck.

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt