Sonntag

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Wladimir saß bereits auf dem Sofa und schaute fern. Nach einer Weile gesellte sich Jackeline zu ihm. "Na, schon Planinka getroffen?" Fragte er sie. "Ne, aber in ihrem Zimmer habe ich reingeguckt, hat irgendwas gelesen. Und das am Sonntag! Wer ließt denn freiwillig am Wochenende?"meinte Jackeline. "Was ließt sie denn schönes?" Fragte Wladimir. "Als wenn ich Hyroglyphen lesen könnte!" Meinte Jackeline. "Dass sind doch Kyrillische Buchstaben und keine Hyro irgendwas, " meinte Wladimir amüsiert. "Kann ich nicht lesen, also sind es Hyroglyphen." Gab sie zur Antwort und starrte auf dem Fernsehapparat. Ewa kam kurz ins Wohnzimmer und nahm sich den Apfel, bevor sie sich verabschiedete. "Geht sie wieder in die Katholische Kirche?" Fragte Jackeline. "Tja, wird es wohl. Sie meint, dass das Tradition ist," meinte Wladimir und schaute sich ebenfalls das Fernsehprogramm an. Eine viertel Stunde später hörten sie Geräusche. Dann kam Planinka in das Wohnzimmer und starrte einfach in die Richtung der beiden. Wie gerne würde sie sich mit Jackeline vertragen. Da sie allerdings nicht so recht wusste wie und wofür, ließ sie es beim hinsehen. "Morgen!" Rief Wladimir. Planinka starrte ihn Fassungslos an. "Kannst du nicht antworten?" Fragte Jackeline erbost. Planinka bekam dies nicht mit und fragte:" Was soll ich denn antworten? Mir wurde keine Frage gestelllt!" "Bist du behindert oder was?" Fragte Jackeline nun genervt. "Ja," war die kurze Antwort der jungen Lehrerin. "Bitte was?" Fragte Jackeline fassungslos. Anstatt eine Antwort zu bekommen, wurde ihr von Planinka ein Schwer Behindertenausweise in die Hand gedrückt. Da drauf stand ihre Daten, sowie die Diagnose F84.0. Wladimir zückte sein Handy und tippte diesen Zahlencode in die Suchmaschine. Jackeline schaute ebenfalls auf das Display. "Also Busfahrerin, du kannst schonmal beruhigt sein, wie die Petrova wird sie bestimmt nicht sein," meinte Wladimir zu Jackeline. Diese nickte, während sie es ebenfalls las. "Kann ich meinen Ausweis zurückbekommen?" Fragte Planinka nun. "Selbstverständlich," meinte Jackeline und gab ihr den wieder:" Tut mir leid, dass ich dich als behindert beleidigt habe." "Ich bin es doch auch," meinte Planinka und schaute auf den Tisch. Jackeline war irritiert. Planinka hatte die gesamte Zeit Blickkontakt vermieden. Wie soll sie es morgen als Lehrerin in dieser Schule überstehen. "Hast du hunger?" Fragte Jackeline sie. "Ich habe Hunger, aber wir haben noch nicht zehn Uhr," gab sie zur Antwort. "Was hat dies mit dem Frühstück zu tun?" Fragte Jackeline. "Ich esse immer um zehn Uhr mein Frühstück!" Meinte sie. "Ach so,verstehe "meinte Wladimir. "Ach, du verstehst.....?" Meinte Jackeline. "Ja, hab gerade etwas durchgelesen über Autismus. Musst du auch mal durchlesen. Dann kannst du Viel lernen," meinte Wladimir. "Ich hasse Lernen," schrie Jackeline. "Und ich hasse schreiende Menschen," meinte Planinka und verließ den Raum. Wladimir und Jackeline schaute irritiert ihr hinterher. "Sie ist doch gestört," meinte Jackeline. "Hier , ließ selber:Tiefgreifende Entwicklungsstörung. Also ist sie natürlich gestört," gab Wladimir zur Antwort. "Komm, lass uns Frühstück machen," meinte Jackeline:" Vielleicht hat sie sich bis dahin wieder beruhigt." Die beiden gingen in die Küche und deckten den Tisch.

Um Punkt zehn Uhr kam Planinka in die Küche und setzte sich an den gedeckten Tisch. "Schön, dass du wieder unter uns bist. Wir werden uns bemühen, nicht zu schreien," meinte Wladimir. "Sonst müsst ihr das Zimmer verlassen," gab Planinka zur Antwort. Wladimir hielt Jackeline fest, da diese auf Planinka losgehen wollte. Dann kam Ewa in den Raum hinein:" Ach ,Hallo Planinka! Oh, ich komme ja rechtzeitig zum Frühstück!" "Geht der Gottesdienst nicht bis zwölf?" Fragte Wladimir. "Hab mich verdrückt, bevor der mich entdeckte. Ich will echt kein Messdiener sein. Und naja, ich schaute auf dem Plan. Dort stand mein Name. Also habe ich mich sofort umgedreht und habe das Weite gesucht."antwortete Ewa. "Sag mal, kann es deswegen sein, dass du so viele unentschuldigt Fehlstunden in Erdkunde und Mathe hast?" Fragte Wladimir. "Wer will denn schon freiwillig bei der Petrova im Unterricht sein?" Fragte Ewa. "Jap, ich stimme dir voll und ganz zu. "Gab Jackeline zur Antwort. Als ihre Eltern dann kamen, begannen alle zu essen. Außer Planinka, welche bereits um zehn Uhr damit anfing und somit bereits fertig war. Danach verkroch sich Planinka in ihr Zimmer und Überlegte, was sie in den ersten Stunden ihres Lehrerdaseins unterrichten Würde. Eine Stunde Kunst und drei Stunden Erdkunde. Das wäre morgen ihr Stundenplan. Sie wusste, mit welchem Bus sie fahren konnte. Einer der Vorteile wenn die Gastfamilie ein ganzes Busunternehmen besitzt und somit einem jeden Bus und jede Haltestelle zeigen konnte. Zudem bekam sie alle notwendigen Buspläne. Sie hatte bereits mehrmals mit dem Schulleiter telefoniert. Sie würde jemanden bekommen, welche sie in der Schule unterstützen würde. Es war alles genaustens durchgeplant. Und trotzdem machte es sie fertig, dass sie das Gebäude, die Kollegen und die Schüler nicht kannte. Aber sie wollte Lehrerin werden, also musste sie da jetzt irgendwie durch.

Ot Ljubov-Normal ist RelativWo Geschichten leben. Entdecke jetzt