Kyrillische Schrift

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Planinka packte am Morgen, bevor sie in den Bus stieg, ihr geliebtes Erdkunde Buch ein. Dann fuhr sie mit dem Bus vom Parkplatz los. Neben ihr saßen Jackeline und Wladimir. Ewa hatte es nicht rechtzeitig geschafft den Bus zu erreichen. Sie wird den nächsten Bus nehmen. Jedoch wird sie dadurch eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht erscheinen. Dies war jedoch nicht ganz so schlimm, da sie Vertretung mit Swetlana hatte. Dadurch hatte Swetlana zwar keine Freistunde,  sie hatte Planinka jedoch bereits angerufen und erklärt, dass sie trotzdem gemeinsam lesen könnten. Nur halt nicht, wie zuvor abgesprochen, auf einer Parkbank, sondern im Klassenraum von Ewa. Daher war es nicht ganz so schlimm für Planinka, dass Swetlana nun doch keine Freistunde hatte. An der Bushaltestelle wurde Planinka bereits erwartet. Freudig sprang sie aus dem Bus, winkte noch schnell dem Busfahrer zu, und kam zu Swetlana. "Guten Morgen, Planinka! Du bist ja heute besonders gut drauf," meinte Swetlana erstaunt. "Ja, heute ist so ein schöner Tag! Nur leider hatte Ewa den Bus verpasst und wird später kommen," antwortete Planinka und hielt ihr Erdkunde Buch in die Luft:"Aber wir können jetzt zusammen lesen!" "Ich freue mich schon darauf. Trotzdem müsste ich noch kurz ins Lehrerzimmer das Vertretungsmaterial holen," Sagte Swetlana mit einem schmunzeln. Beide machten sich daher auf den Weg in den besagten Raum. Jackeline und Wladimir hingegen nahmen einen anderen Weg. Sie liefen durch das Buschwerk, welches auf dem Schulhof stand. Als sie Geräusche hinter sich vernahmen, blieben sie erstarrt stehen und schauten sich gegenseitig an. Dann drehten sie sich vorsichtig um. Jackeline hätte fast angefangen zu kreischen. Jedoch schaffte sie es, dass sie kein Laut von sich gab. "Hallo ihr zwei. Könnt ihr einen Brief für Frau Mitova von mir ihr geben?" Fragte der Mann, welchen Jackeline sofort identifizieren konnte. "Warum denn? Kannst du ihn denn nicht selber ihr geben?" Fragte Wladimir. "Nein, ihr sollt es machen. Und wehe, er kommt nicht an," meinte dieser, während er ein Messer aus der Tasche holte. "Du, Wladimir, ich glaub, mit dem ist nicht zu spaßen, " Flüsterte Jackeline ihrem Pflegebruder zu. "Wir werden ihr den geben," meinte Wladimir und nahm zitternd den Brief entgegen. "Vielen herzlichen Dank! " Sagte der Mannen verschwand. "War das wieder...?" Fragte Jackeline zögernd. "Ja, das war er," meinte Wladimir. "Schei....," Flüsterte Jackeline:" dann weiß er, dass wir zu dem Ermittlungsteam gehören." Die beiden stolperten die Treppen rauf und fingen Planinka und Swetlana gerade noch ab, ehe die zwei ins Lehrerzimmer gehen wollten. Außer Atem hielt Wladimir den Brief ihnen entgegen. "Von unserem Lieblingsfeind Nummero Eins!" Sagte Jackeline und man konnte durchaus ihre Furcht spühren. Sofern man in der Lage dazu ist. "Dankeschön. Aber warum die Eile?" Fragte Planinka verwundert. "Weiß nicht. Wie würdest du denn reagieren, wenn vor dir ein Mann steht, der ein Messer in der Hand hat?" Fragte Jackeline. "Erstmal schauen, ob er ein Mensch ist, welcher geübt darin ist, ein Messer überhaupt als Waffe zu verwenden. Sehr viele sind Leihen," meinte Planinka:" hatte mir Roman erklärt!" "Roman?" Fragte Swetlana:" War er etwa ein Roma?" "Ja, allerdings war er vor allem mein bester Freund. Wir sind zusammen groß geworden und ich konnte mich immer auf ihn verlassen," Sagte Planinka. "Interessant," Sagte Wladimir:"Können wir ihn nicht herholen und zu unserer Crew hinzufügen?" Fragte Wladimir. "Das wäre schön. Weißt du, wie man tote zum Leben erweckt?" Fragte Planinka. "Oh," meinte Jackeline:" Was hatte er?" "Die Frage ist wohl, was hatte er nicht. Er hatte kein Geld, somit keine Krankenversicherung, somit wieder kein Geld für einen Arzt und zu guter Letzt kein Geld für Medizin. Und die Wunderkräuter seiner Mama waren für diese Krankheit nicht hilfreich," meinte Planinka. Man konnte deutlich erkennen, dass sich eine Träne auf den Wangen bildete:" Ich habe ihm gesagt, er solle durchhalten. Ich würde bald Lehrerin sein und würde Geld verdienen. Dann könnten wir einen Arzt bezahlen. Aber ich bekam keine Stelle, weil mich niemand haben wollte, und er starb. Er war für mich wie ein Bruder!" Jackeline stellte sich zu der jungen Lehrerin und meinte:" Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Wenn man ein Geschwisterteil verliert und man nichts dagegen tun kann, ist es sehr hart." "Aber es ist nunmal so. Er hat eine Frau und eine kleine Tochter gehabt. Die beiden haben niemanden mehr, der sie versorgt. Ich muss Geld verdienen, damit ich sie versorgen kann. Dass habe ich Roman versprochen," meinte Planinka, wischte sich die Tränen weg und ging ins Lehrerzimmer. Swetlana hinterher. "Du bist eine ganz schön abgebrühte," Sagte Swetlana darauf zu ihr. "Der Slum hat einem gelehrt, dass es nicht gut ist, Gefühle oder Gedanken preis zu geben. Und die damals vorherrschende Regierung hatte einen gelehrt, dass man nicht anders sein darf. Daher lernte man bereits als kleines Kind, jeden Kampf tief in sich drinnen auszuführen," antwortete Planinka und öffnete den Brief:" So ein Mist! Der ist auf russisch!" "Verstehst du kein russisch?" Fragte Swetlana erstaunt, während sie die Vertretungsaufgaben ausdruckte. "Nein," meinte Planinka. "Was hattest du denn für Fremdsprachen?" Fragte Swetlana nun. "Bulgarisch, deutsch  und Mazedonisch," antwortete Planinka ihr. "Dein Ernst? So kann man auch das Abi machen," Sagte Swetlana:" Dir ist schon klar, dass Mazedonisch bei vielen Sprachwissenschaftlern als ein Dialekt von Bulgarisch zählt? Und somit in manchen Ländern nicht als eigene Sprache anerkannt wird!" "Ist halt so," meinte Planinka:" Wenn du es besser kannst, dann ließ!" "Kein Problem. Ich hatte Russisch in der Schule," antwortete Swetlana und begann sich den Brief durchzulesen. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass dieser Brief in ihren Augen nicht verständlich war. Planinka schaute sich den Brief nochmal an. "Da steht noch mehr. Hast du eine Kerze?" "Eine Kerze nicht. Aber in der Lehrerküche sind Teelichte," meinte Swetlana verwundert. Planinka sprang schon förmlich in die Küche und kramte hingebungsvoll in den Schubladen, bis sie ihr gewünschtes Material ausfindig gemacht hatte. Dann ließ sie das Teelicht von Swetlana anzünden und hielt den Brief darüber. Einige der Kyrillischen Buchstaben verschwanden. Andere blieben Klar und deutlich zu sehen. Auf diesem Stand: Планинка! Какво е това? Планината? Не! Хайде!(Planinka, was ist das? Ein Berg? Nein! Komm!). "Macht auch keinen Sinn," meinte Swetlana. "Mit Feuer wurden die Buchstaben Sichtbar," überlegte Planinka:" Es ist kein Berg. Irgendetwas mit Feuer!" "Und wenn schon, was bringt uns das?" Fragte Swetlana. "Ich weiß es nicht," meinte Planinka und drehte den Brief um. Auch dort waren einige Buchstaben verschwunden. Zu lesen war:" Хайде! На Библиотеката! Вторник ,след училището!(Komm! In die Bibliothek! Dienstag, nach der Schule!)" "Du gehst doch dort nicht wirklich hin!" Rief Swetlana aus. "Warum denn nicht, dass ist eine Einladung. Zumal ich den genauen Ort erst weiß, wenn ich das Räzel gelöst habe. Es ist kein Berg, muss aber wie einer aussehen. Und er hat was mit Feuer zu tun!" Meinte Planinka und öffnete das Erdkundebuch:" oder er hat etwas mit sehr heißem Gestein zu tun!" Sie drehte das Buch zu Swetlana hin. "Вулкан(Vulkan)" Zierte als Titel die Seite. Zu sehen war ein Bild von Ätna, einer der bekanntesten Vulkane. "Und was bringt dir das?" Fragte Swetlana irritiert. "Ist doch logisch! Ich muss in die Bücherrei. Dort muss ich ein Buch über Vulkane herraus suchen und erst dann, werden sie aus ihren Verstecken kommen und mit mir reden," antwortete Planinka, als wäre dies das normalste von der Welt. "Achso, und du stolzierst dort einfach ohne Rückendeckung hinein? Dir ist klar, dass sie wissen, dass du gegen ihren Plan arbeitest und dass du nicht weißt, ob die in der Bücherrei mit denen unter einer Decke stecken!" Rief Swetlana aufgebracht. Alle Lehrer drehten sich zu den beiden. "Ihr könnt ruhig weiterarbeiten!" Meckerte Swetlana die Leute an:" Wir gehen ja schon!" Mit diesen Worten zog sie Planinka hinter sich her. "Sonst sind wir später in der Klasse wie Ewa!" Meinte Swetlana noch, ehe sie das Lehrerzimmer verließen.

Ot Ljubov-Normal ist RelativWo Geschichten leben. Entdecke jetzt