Wiedergutmachung

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Am nächsten Tag stand Jackeline auf. Sie war gestern zwar sehr traurig gewesen, dass Planinka nicht so recht reagierte, aber sie verstand es auch und wollte dies ihr sagen. "Wo ist Planinka? " fragte sie deshalb Wladimir, nachdem sie die Lehrerin nirgends gefunden hatte. "Sie ging außer Haus, da war ich gerade dabei meinen Wecker zu verkloppen," meinte Wladimir. Wladimir war ein Frühaufsteher. Er stand eine Stunde vor Jackeline und Ewa auf. Aber wenn Planinka dann bereits außer Haus ging, musste sich noch früher aufgestanden sein. Das war überhaupt nicht Planinkas Art. Es musste in ihren Augen schon etwas sehr wichtiges sein. In der Tat was Planinka dabei mehrere Tafeln, Riegel und Kekse an Schokolade zu besorgen. Sie wollte sich bei Ewa bedanken und bei Busfahrerin sie wieder fröhlich machen. Aber sie wollte diese Jackeline nicht einfach so geben. Sie wollte es schön gestalten. Daher ging sie der gesamten Familie Ljubov während des Schultages aus dem Weg. Dies verunsicherte die drei. "Was ist mit Planinka los?" Fragte Jackeline. "Ich weiß nicht," meinte Ewa. "Vielleicht ist sie im Moment einfach ein wenig Überfordert. Denkt doch mal nach! Sie kommt in ein fremdes Land in eine fremde Familie bei einer fremden Arbeitsstelle. Mit zwar hohen IQ. Alerdings Autismus bedingten niedrigen EQ. Freunde sich mit einer fremden Frau an, welche bedroht wird und sie weiß, dass sie dessen Ersatz ist. Ein normaler Mensch würde bereits überfordert sein. Wie fiel dann erst ein Autismbrain wie Planinka?"fragte Wladimir. " Du hast recht. Wir versuchen sie zu unterstützen und lassen uns nicht verletzen, wenn sie mal nicht normal reagiert," meinte Jackeline darauf:" Achso, sechste Stunde fällt aus. Ich fahre nach der fünften." "Ich auch. Mathe Vertretung mit Petrova," Erklärte Ewa. "Oh, ich sehe deine unentschuldigten Fehlstunden wieder im dreier Bereich. "Ärgerte Wladimir. "So blöd bin ich auch wieder nicht! Ich habe dieses Halbjahr erst eine Stunde unentschuldigt! "Rechtfertigte Ewa sich. "Neuer Rekord!" Lachte Wladimir :"Mach was du willst. Ich könnte dir eine Moralpredigt sagen, aber du würdest trotzdem dein Ding machen. Heul mir aber nicht rum, wenn du kleben bleibst!" "Bleib ich schon nicht. Man das ist eine Vertretungsstunde bei Petrova! Ich bringe zur fünften Stunde das Klassenbuch ins Sekretariat und sie wird mich nicht einmal aufschreiben."Meinte Ewa. Es klingelte. Die drei gingen in ihren Unterricht.

Nachdem Jackeline und Ewa die Haustür öffneten, staunten sie nicht schlecht als sie in die Küche kamen. Der Flughund Leo lag in ein Handtuch gewickelt auf der Anrichte und schlief friedlich, während Planinka mit Schokoriegeln Polen als Karte zusammen klebte und aus Schokotafeln einen Bus nachbaute. Sie drehte sich um und war erst ein wenig erstarrt, bis sie meinte:" Ihr seid zu früh hier. Geht weg, bis ihr regulär kommt!" "Ist gut. Wir gehen," Sagte Ewa und zerrte Jackeline mit sich. So blieben sie vierzig Minuten im Garten, ehe sie erneut in das Haus gingen. Nun durften sie in die Küche. Planinka erklärte:" Ewa, dass ist Polen als Dankeschön für dich! Und Busfahrerin! Dieser Bus ist für dich, damit du weißt wie sehr ich mich für deine gute Note freue und dass ich nicht will dich traurig gemacht zu haben!" "Oh, Planinka! Herzlichen Dank!" Rief Ewa aus. "Danke," meinte Jackeline. "Ich hoffe, es gefällt euch," meinte Planinka, welche ein wenig aus ihrem Konzept kam, da die beiden für sie zu schnell geantwortet hatten. "Es ist alles perfekt. Wir wissen, was du in letzter Zeit durchgemacht hast und noch durchmachen wirst. Wir werden dich so gut es geht unterstützen," meinte Ewa. "Na, dann, ich brauche wieder Hilfe. Ich habe vergessen, welcher Bus zur Zoohandlung führt. Leo braucht neues Futter," meinte Planinka. "Natürlich. Wir werden mit dir dort hinfahren. Wir wollen ja nicht, dass Leo hungrig zu Bett muss," meinte Ewa und fing an, ihre Sachen zu packen. "Der Bus wird in 54 Minuten am ZOB antreffen. Dies bedeutet, wir müssen in 34 Minuten mit der Route 368 zum ZOB fahren," Sagte Jackeline wie aus der Pistole geschossen. "Wie kann jemand wie du nur so schlecht in Erdkunde sein? Du kannst die ganzen Buspläne auswendig!" Rief Planinka. "Ich dachte Autisten lernen Buspläne auswendig," Witzelte Jackeline. "Ich habe bis jetzt nur dich getroffen, welche mit solch einer Gabe ausgestattet ist," Erklärte Planinka:" Ist bestimmt wieder so ein Klischee! " " das wird es wohl sein, " Sagte Jackeline. Sie packten ihre Sachen zusammen. Nachdem Planinka Leo wieder zurück gebracht hatte, rannten sie zur Haltestelle, um mit dem Bus erst zum ZOB und dann zur Zoohandlung zu fahren. Dort angekommen zeigte Jackeline, wie man dort etwas kaufte. Die Liste mit dem Futter für Leo hatten sie in der Tierstadtion bekommen. Daher brauchte Jackeline es nur vorzulesen. Planinka war erstaunt, dass Jackeline dies so gut hinbekam. Ewa ging in der Zwischenzeit im Multikulturellen Einkaufsladen Rógaliki und so etwas kaufen. "So Planinka, dies ist das Futter für Leo. Wir machen dies ein paar Mal gemeinsam und dann wirst du das bestimmt alleine hinkriegen. Aber solange werde ich dich begleiten, "meinte Jackeline. "Du bist nett," meinte Planinka. Diese drei Worte aus dem Mund von Planinka bedeuten so viel wie: wow, du bist unbeschreiblich und der wunderbarste Mensch auf der Welt neben meiner Muter. Du verdienst es, dass ich dir Vertraue. Doch dies konnte sie nicht in Worte fassen. Sie musste hoffen, dass der andere ohne Worte es verstand. Daher war der Umgang mit ihr nicht der leichteste. Dies war ihr bewusst. Aber dagegen konnte sie nichts tun. Die beiden warteten noch bis Ewa aus dem Laden kam. "Schau mal, Planinka, dass habe ich gefunden! Ein bulgarisches Getränk! " Meinte Ewa und hielt es in die Luft. "Das ist Boza. Das ist lecker,"meinte Planinka darauf. "Na dann, lasst uns nach Hause fahren," Sagte Ewa und bewegte sich Richtung Bushaltestelle. Nachdem sie mit dem Bus wieder Zuhause gefahren sind, machten sie es sich mit Wladimir im Wohnzimmer gemütlich. Die vier tranken das Boza. Jackeline mochte dies überhaupt nicht. Ewa fand dass dies ging. Wladimir und Planinka mochten es sehr und tranken daher die Flasche leer. An diesem Tag konnte Planinka ihre Situation ein wenig vergessen. Doch am Abend fiel ihr alles wieder ein. Sie ging aus der Tür und verschwand in die Dunkelheit.

Ot Ljubov-Normal ist RelativWo Geschichten leben. Entdecke jetzt