Die Ankunft

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An Freitag Abend landete ein Flugzeug. Nach einer Weile stieg aus diesem Flieger eine junge Frau hinaus. Sie ging, nach der Zollkontrolle, zu der Gepäckausgabe. Schnell zog sie ihren Koffer vom Band. Dann blieb sie einfach stehen. Sie konnte nicht mehr. Es war ihr einfach zu viel. Nun stand sie dort, mit ihrem Handgepäck und ihrem Koffer im Raum und starrte in den Raum hinein. Eine Frau ging auf sie zu. "Hallo, bist du Planinka?"Fragte die Frau. Sie nickte stumm und starrte weiterhin durch die Gegend. "Ich bin Lena Ljubov, ich bin die Mutter deiner Gastfamilie. Ich werde dich nun zu deinem neuem Zuhause bringen,"Sagte Lena, nahm den Koffer und begann zu dem Ausgang zuzusteuern. Planinka ging stumm hinterher. Sie wurde ins Auto gesetzt und von Lena angeschnallt. Dann fuhren sie los. Drei Stunden später fuhr Lena unter einem Carpord. "Wir sind in deinem neuen Zuhause,"Sagte Lena zu der jungen Frau. Diese stieg ohne Worte einfach aus dem Auto und blieb vor diesem stehen.  Lena nahm den Koffer in die Eine Hand, und den Ärmel der jungen Frau, in die andere, während sie zur Tür ging. Planinka ließ sich stumm hinterher ziehen. Dann stand sie im Flur. Alles war ungewohnt. Alles war neu. Von der Treppe aus nahm sie Geräusche wahr. Instinktiv drehte sie ihren Kopf in die Richtung, um die mögliche Gefahrenquelle zu analysieren. Zwei Menschen, ein Mädchen und ein Junge, kamen die Treppe hinunter. "Hallo! Ich bin Wladimir, wer bist du?" Fragte der Junge. "Ich bin ein Mensch," antwortete Planinka und starrte zu dem Jungen. Was soll sie denn sonst sein? "Nein, was er dich fragen wollte, wie heißt du?" Fragte das Mädchen. "Mein Name ist Planinka Zaharinova Mitova," antwortete sie, bevor sie sich umdrehte und sich die Umgebung weiter ansah. Es störte sie dabei gewaltig, dass die Schuhe Kreuz und quer auf dem Boden lagen und dass das eine Bild an der Tür schief hing. "Komm, ich bring dich in dein Zimmer,"meinte Lena zu ihr. Sie ging einfach hinterher und kam kurze Zeit später in einen Raum. Planinkas beste Freundin war vor einiger Zeit schon hier gewesen, um ihr neues Zimmer so genau wie möglich wie ihr altes Zimmer  aussehen zu lassen. Ihre beste Freundin gab sich die allergrößte Mühe, was nicht so ganz ging, da dieses Zimmer zwei Zentimeter größer war und der Schreibtisch somit nicht mit der Fensterbank abschloss, sondern dort ein Loch war. Das störte gewaltig und so fing Planinka an, die Stelle zu überdecken. Dann packte sie ihre letzten Sachen in die Schränke. Selbst ihre Bücher wurden haargenau von ihrer Freundin eingeräumt. Sie hatte nur den Atlas von 2001 mit dem Atlas von 2002 vertauscht. Planinka behoben sofort den Fehler und begutachtete zufrieden ihr Werk, als sie eine Stimme hinter sich hörte:" Du kommst also aus Bulgarien?" Planinka drehte sich um und meinte:" Ich komme aus Varna. Das liegt im Osten von Bulgarien am Schwarzen Meer." "Als wenn eine nicht reichen würde," Meckerte das Mädchen und knallte die Tür zu. Planinka verstand nicht. Daher ging sie aus ihrem Zimmer und sah, wie das Mädchen im Zimmer gegenüber von ihrem neuem Zimmer saß. Planinka ging zur Tür. "Denk nicht mal daran hier reinzugehen! Verschwinde dorthin wo du herkommst!"Schrie das Mädchen. "Mein Name ist Planinka Zaharinova Mitova," meinte sie in der Hoffnung, dass das Mädchen nicht mehr so komisch war. "Juckt mich nicht," meinte das Mädchen abweisend. "Nein, mein Name ist Mitova, nicht Feder. Mein Name ist nicht kitzelig," meinte Planinka und wusste irgendwie, dass sie irgendetwas falsch verstanden haben musste. Sie wusste nur nicht, ob es die Sprach Barriere war, oder diese mysteriöse Geheimsprache, welche häufig von Neurotypischen Menschen verwendet wurden. "Halt einfach, deine Schnauze!" Schrie das Mädchen. "Jackeline! Benimmt dich gefälligst!" Hörte sie wie Lena zum Mädchen rief. Jackeline also. Brauchte sie nur noch den Namen von dem Mädchen auf der Treppe herausfinden. Sie war irgendwie netter als das Mädchen namens Jackeline. Deshalb machte Planinka sich auf dem Weg, um das Mädchen zu finden. Nach einer Weile entdeckte sie sie in der Küche. "Ich kenne deinen Namen nicht! Wie ist dein Name?" Fragte Planinka. "Ich bin Ewa," meinte das Mädchen. Nun wusste Planinka wie das Mädchen hieß. Sie ging wieder aus der Küche. Den verwunderten Blick von Wladimir hatte sie nicht verstanden. Sie ging wieder nach oben. Dort stand Jackeline in ihrer Zimmertür. Auf der Tür waren Fotos von verschiedenen Busse zu sehen. "Das eine Bild hängt schief," meinte Planinka zu ihr. "Und du wirst es schön so lassen!" Schnauzte Jackeline sie an. Planinka ging näher zu den Bildern. "Verschwinde!" Schrie Jackeline und schupste sie weg. Zu Ihrer Überraschung lag sie auf dem Boden und fing wie ein Kleinkind an zu schreien. "Und sowas ist Lehrerin?" Schnauzte Jackeline weiter, um ihre Verwunderung zu unterdrücken. "Jackeline! Sofort in dein Zimmer!" Schrie Lena und setzte sich zu Planinka. Sie blieb einfach still dort sitzen und tat nichts, außer da zu sein. Nach einer Weile beruhigte sich Planinka und schaute zu Lena. "Warum hasst Jackeline mich?" Fragte sie mit brechender Stimme. "Du erinnerst sie an ihre Lehrerin, welche sie nicht mag. Ihr seit aus dem selben Land und unterrichtet ein selbes Fach. Gib Jackeline einfach ein wenig Zeit. Sie wird dich schon irgendwann mögen,"meinte Lena:"Aber jetzt komm, in einer halben Stunde gibt es essen." "Sie meint, ich heule wie ein kleines Kind, "schluchzte Planinka. "Sie meint es nicht so. Sie ist manchmal ein wenig großkotzig, damit man ihre Wahren Gedanken nicht herrausfinden kann. "Sagte Lena und stand auf. Planinka blieb noch eine weile sitzen. Dann ging sie in die Küche und setzte sich. Dort sah sie eine weitere Person am Tisch sitzen. "Hallo, ich bin Markus. Ich bin der Ehemann von Lena. Es freut mich , dich kennen zu lernen, " meinte er. "Hallo," Sagte Planinka. Und schwieg. Markus ließ sie in Frieden und sie begann einfach zu essen. Dabei wurde sie von einem Mädchen sehr genau beobachtet.

Am Abend war Planinka in ihrem neuen Zimmer. Ihr überkam die Angst. Sie war anders als die anderen, dass wusste sie. Sie war es schon immer. Hatte nie eine Schule besucht, wurde von Deutschland aus über Fernschule unterrichtet. Ihre Mutter hätte es nie bezahlen können. Aber die Mutter ihrer besten Freundin tat es. Sie war es auch gewesen, welche ihr Mut machte, für ihrer Traum zu kämpfen. Sie wurde Lehrerin für Erdkunde und Kunst. Sie machte ihren Abschluss ebenfalls als Schulleiter und hatte mehrere Doktortittel, welche sie allerdings, sofern nicht nötig, verheimlichte. Sie würde dann Dr. Dr. Dr. Dr. Planinka Zaharinova Mitova heißen. Und dies gefiel ihr nicht. Was ihr auch nicht gefiel, war dass sie zwar so hart für ihre Ausbildungen und Qualifizierungen gelernt hatte, aber trotzdem keine Arbeitsstelle in ihrem Heimatland bekam. Es lag nicht an ihrem Zeugnis. Besser hätte es niemand machen können. Es lag einzig und allein an ihrer Behinderung. Frühkindlicher Autismus. Niemand traute ihr zu, überhaupt irgendetwas zu erreichen. Und nun war sie in Deutschland um allen zu beweisen, dass sie es wohl konnte. Sie hatte solange für diesen Augenblick gekämpft. Sie würde ihn nicht drei Tage vorher aufgeben, weil sie Angst bekam. Sie machte ihre Abendroutine und ging dann ins Bett. Morgen hatte sie noch nicht ihren ersten Arbeitstag. Morgen noch nicht.

Ot Ljubov-Normal ist RelativWo Geschichten leben. Entdecke jetzt