Offizielle Freundschaft

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Am nächsten Morgen ging es Planinka, wie bereits erwartet, immer noch nicht gut, weswegen sie immer noch zuhause blieb. Wie versprochen klopfte am Nachmittag Swetlana an ihrer Zimmertür mit den Worten : " Guten Tag Planinka, wie geht es dir?" "Nicht gut," antwortete die junge Lehrerin. "Geht es dir wenigstens besser?" Fragte Swetlana. "Ja," meinte Planinka und kramte auf ihrem Nachtschrank herum. Dort nahm sie ein Brief und streckte es in Swetlanas Richtung. "Was ist dass für ein Brief? " Fragte Swetlana sie. "Mach doch auf," Sagte Planinka. Swetlana öffnete den Brief und las:" Offizielle Freundschaftsurkunde. Ab heute, den..... bist du offiziell meine Freundin......." Swetlana schaute diese autistische Lehrerin erstaunt und glücklich an. "Du musst es nicht annehmen, wenn du nicht willst, "Sagte Planinka leise. "Doch! Ich will es auch! Ich bin glücklich darüber," Sagte Swetlana:" Am liebsten würde ich dich drücken. Aber dass willst du ja immer nicht!" "Du darfst," Sagte Planinka : " Du bist ja jetzt meine Offizielle Freundin." Swetlana setzte sich zu ihr und umarmte sie ganz vorsichtig. Dabei bemerkte sie, dass Planinka sehr unbeholfen war und nicht so recht wusste, was sich machen musste. "Wurdest du noch nie umarmt?" Fragte Swetlana überrascht. "Nicht wirklich," meinte Planinka:" Also, ich hatte es niemandem zuvor erlaubt." "Dann ist es ja eine sehr große Ehre für mich," meinte Swetlana. "Du, Swetlana, du hast doch gestern gesagt, dass du mit mir, wenn es mir Besser geht, zu Leo und Leonarda gehst," Sagte Planinka, um das Thema zu wechseln. "Ja, dass habe ich gesagt," antwortete Swetlana. "Dann können wir jetzt zu den beiden gehen, oder?" Fragte Planinka hoffnungsvoll. "Können wir," antwortete Swetlana. "Das ist schön. Dann brauchen wir nur noch Obst für die beiden," meinte Planinka. "Ich frag mal in der Küche nach, ob sie uns Früchte schneiden," Sagte Swetlana und machte sich auf den Weg dort hin. In der Küche war Lena gerade dabei die Spühlmaschine einzuräumen. "Guten Tag Lena. Ich wollte fragen, ob du uns Früchte für diese Tiere von Planinka geben kannst," fragte Swetlana. "Natürlich! hier sind die Geschnittenen Früchte für die beiden Flughunde Leo und Leonarda, " meinte Lena, ging an den Kühlschrank und holte eine Schale herraus welche sie der Lehrerin gab. "Danke," meinte Swetlana und ging damit zu Planinka, welche bereits die Treppe hinunter kam. "Aber eine Jacke wirst du dir überziehen!" Ermahnte Swetlana sie. "Mach ich. Die Jacke hängt dort an der Garderobe, " meinte Planinka und zeigte auf diese. Swetlana nahm sich diese Jacke und half Planinka dabei sich die anzuziehen. Danach marschierten beide in den Garten zum Gehege. "Hallo ihr zwei! Ich bin wieder da, um euch besuchen zu kommen!" Sagte Planinka und streichelte Leo, während sie ihm ein Stück Banane hinhielt. Leo verspeist dieses und schaute Planinka neugierig an. Die beiden waren eine weile in diesem Gehege, als sie jemanden rufen hörten. Planinka drehte sich um und entdeckte Sascha. "Hallo Planinka! Wie ich sehe geht es dir besser und du hast Besuch! Ich habe hier noch etwas von dem Wladimir Andrejwitsch. Einige Zeitungsartikel," meinte Sascha. "Das ist gut. Jackeline ist für die Aufbewahrung von Beweismaterial verantwortlich, " Sagte Planinka und schrie ganz laut nach Jackeline. Diese kam dann aus ihrem Bus herraus und fragte:"Jaaa?" "Beweismaterial für den Fall Andrejwitsch! " Rief Planinka ihr zu. "Super! Ich komme!" Meinte Jackeline und rannte zu dem Trio. Sascha gab ihr die Zeitungsartikel. "Vielen Dank," meinte Jackeline und nahm diese entgegen. "Warum habt ihr denn Zeitungen von diesem Lehrer geordert?" Fragte Swetlana nun. "Ich bekam erneut einen Brief von ihm:" Erzählte Planinka:" wir müssen alle Beweise sammeln." "Oh, okay," Sagte Swetlana nun etwas verängstigt:" Stand dort wieder eine Beschreibung über meine Ermordung?" "Der Brief war eine Trauerkarte in der ein Sarg reingezeichnet wurde. Daneben wurden Fische gezeichnet. Kein Plan was der damit bezwecken will. Erst die Tiere, dann der Hubschrauber und dann noch ein Sarg. Ich persönlich werde daraus einfach nicht schlau," meinte Jackeline:" Ich muss aber jetzt weiter recherchieren.  Habe Dokumente zu analysieren." Jackeline schaute sich die Bilder an und meinte darauf:" Frau Petrova, früher waren Sie eine richtige Schönheit!" Swetlana schaute fassungslos zu Jackeline. Diese jedoch ging bereits zurück zu ihrem Bus. Sascha verabschiedete sich von den beiden Bulgarinnen und machte sich mit den Bus auf den Weg um seine Tour zu fahren. Planinka hingegen fütterte ihre Flughunde Weiter. "Mir macht diese Ungewissheit irgendwie Angst," meinte Swetlana darauf. "Welche Ungewissheit. Es ist doch klar, dass dieser Wladimir Andrejwitsch dich mit einem Hubschrauber über das Meer Fährt und dich dann mit einem Sarg ertränken wird. Ich habe dir bereits sogar gesagt wo dies geschehen wird und an welchem Tag zur Welcher Stunde. Was ist denn jetzt bitte daran ungewiss?" Fragte Planinka so emotionslos wie immer. "Danke, jetzt habe ich noch mehr Angst," meinte Swetlana. "Kein Problem. Aber warum sagtest du mir nicht, dass du Angst haben willst. Ich  hätte dir auch anders welche machen können," antwortete Planinka darauf. "Nein, ich will keine Angst haben. Dies war nur....ein Stilmittel zur Schmückung der Deutschen Sprache," Erklärte Swetlana:" Ich will aber so nicht enden! " "Ich will dass auch nicht und du wirst auch so nicht enden. Ich habe jemanden an meiner Seite, vor dem wird selbst Wladimir Andrejwitsch vor Angst sich verstecken," meinte Planinka. "Und wer ist das?" Fragte Swetlana. "Du weißt das nicht? Schau doch mal in dem Buch nach, welches bei dir im Regal in der vierten Reihe neben dem Deutschsprachigem Wörterbuch steht. Dann wirst du wissen, wer auf unserer Seite ist," Sagte Planinka und gab das letzte Apfelstück Leonarda. "Sobald ich zuhause bin, werde ich dort mal nachschauen," versprach Swetlana verwundert, dass diese junge Frau sich ihren Regal nach so kurzer Zeit so gut merken konnte. Planinka nickte. Kurz darauf verabschiedete Swetlana sich von ihr. Die Neugier packte sie. Daher machte sie, dass sie nach Hause kam. Zuhause angekommen schaute Swetlana sofort nach und erblickte das alte Bucht mit Goldrand ihrer Mutter, welches sie ihr gegeben hatte, kurz bevor sie nach Deutschland zog. Sie hatte es nie wieder angefasst, seitdem das Buch dort stand. Vorsichtig entfernte Swetlana den Staub und die Spinnenwebe und las leise die Goldschrift:" Библия(Biblija)." Mit zittriger Hand öffnete sie das Buch. Ihre Mutter war, wie sehr viele Bulgaren, orthodox. Sie selbst hatte sich nie darum geschert. Ihre Gedanken schweiften zu Planinka. Nein. Ihre Freundin war nicht Orthodox. Sie geht nicht mal in die Kirche. Und trotzdem scheint sie diesem Buch, oder vielmehr diesem Gott in diesem Buch, Glauben zu schenken. Swetlana setzte sich in das Sofa und las vorsichtig die Kyrillischen Schriftzeichen.

Währendessen schaute Planinka aus dem Fenster. Langsam verschwand das Licht und machte den Sternen Platz. Sie würde am liebste nun hinaus gehen. Da sie jedoch krank war ging dies nicht. Sie kramte in ihrer kostbaren Kiste nach einem Buch mit Goldrand.....
Ein Erbstück von Zeiten, in denen es ihrer Familie mal gut ging. Jahrhunderte her. Sie ist die erste, welche es geschafft hatte den Teufelskreis der Armutskette zu durchbrechen. Sie war mit nichts in einen der Elendsviertel groß geworden. Mit nichts außer dem kleinen Funken Hoffnung, dass über den Sternen jemand großes ist, dem sie nicht egal ist. Wie ein Wunder lernte sie ihre Reiche Freundin kennen, dessen Eltern ihr die Fernschule und das Studium ermöglichten. Aus der Sicht der Masse alles Zufall. Aus der Sicht eines autistischen Mädchens, welches nichts dem Zufall zuschreibt, eine gute Fügung von jemand höherem.

Ot Ljubov-Normal ist RelativWo Geschichten leben. Entdecke jetzt