2 - Ein Hauch von Sturmluft

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N I A L L

Heute harmonierte einfach nichts. Keine Melodie hörte sich auch nur annähernd gelungen an. Kein Text wollte zusammenpassen. Es war einfach nicht mein Tag. Das Einzige was heute positiv war, war, dass ich auf den Wetterbericht gehört hatte. Das Wetter spielt besonders hier in England sehr verrückt, dass hatten mir die letzten Jahre hier bewiesen. Man musste schon dumm sein, wenn man sich nicht täglich informierte oder ihm keinen Glauben schenkte.

Wie in einem dieser kitschigen Filme prasselte der Regen gegen die Scheibe vor der ich stand. Ich suchte die Inspiration im Unwetter, versuchte mich auf das Gemüt einzulassen, das mit diesem Wetter kam. Ich fühlte mich niedergeschlagen und verletzlich. Doch das war nichts Neues. Noch immer sah ich Hailees Gesicht vor mir. Sie war einfach überall. Egal wo ich war, sie verfolgte mich wie ein Schatten. Die Schmetterlinge, die sonst in meinen Bauch wild herum flatterten, wenn ich an sie gedacht hatte, hatten sich in schwere Steine verwandelt. Nicht nur unsere Beziehung war in die Brüche gegangen, sondern auch unsere Freundschaft. Genau deshalb schürte ich es, mich in Freunde zu verlieben. Aber die Liebe nahm bekanntlich ja leider nie Rücksicht.

Mit einer Tasse Pfefferminztee, ließ ich mich auf mein übergroßes graues Sofa fallen. Ich verbrachte die nächsten Stunden damit, mir eine Folge nach der anderen von Vikings anzuschauen. Fans hatten mir die Serie bei meinen letzten Insta-Live ans Herz gelegt. Und bis zum jetzigen Zeitpunkt, konnte ich gut nachvollziehen warum.

Inzwischen war die Nacht über London eingebrochen. Ich machte mich zurecht. Heute war Millers einunddreißigster Geburtstag und der musste gefeiert werden. Mein Gitarrist wollte nichts Großes machen. Die Band wollte lediglich ein paar Bier auf seine Ehren hin kippen. Ich ließ mich nicht zweimal bitten. Ein Tapetenwechsel war vielleicht genau das, was ich nun brauchte.

Ich hatte mich fein gemacht, trug sogar einen ganz neuen Anzug. Vielleicht war das nicht die beste Idee, da es jeden Moment wieder in Strömen zu regnen beginnen hätte können.

Vor unserer Stammbar traf ich auf meine vierköpfige Band.

Ich umarmte Miller, klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und wünschte ihm persönlich nochmals alles Gute. Während meiner ersten Welttourne, waren Miller, George, Michael und Alex zu einer Art Familie für mich geworden. Es stand außer Frage, dass ich jemand anderes auf meine nächste Tour mitnehmen werde. Diese lag aber noch lange in der Ferne. Zuerst musste ein monstermäßiges Album her, dass an den Erfolg von Flicker, und vielleicht auch mehr, anhängen könnte.

Ein Hauch von Sturmluft wehte mir um die Nase. Regen hatte einen ganz eigenen Geruch, davon musste man mich nicht erst überzeugen. Wir suchten in den Räumlichkeiten der Bar nach Schutz. Es war Donnerstagnacht, was mir nur zuspielte. Meist nur ältere Personen, die mir keine Beachtung schenkten, befanden sich hier, um ihre Gefühle oder anderes zu ertränken.

Wir bestellten Guinness und tranken heiter drauf los. An einen kleinen Fernseher über der Bar, konnte man das heutige Fußballmatch verfolgen.

Die Stimmung war ausgelassen und zum ersten Mal seit einer Woche, verfolgte mich ihr Schatten nicht mehr.

"Jungs, ich muss euch etwas sagen", verkündete Miller mit breitem Grinsen im Gesicht. Sein schwarzes Haar stand ihm wirr vom Kopf. Er presste die Lippen aufgeregt zusammen. Einmal ließ er den Blick durch die Runde gleiten. "Ich habe Steph gestern gefragt, ob sie mich heiraten will ... und sie hat Ja gesagt!"

Wir johlten los und sprangen auf ihm, um ihm zu gratulieren.

Ich fasste mir benommen auf die Brust. Er und Steph passten zusammen wie Topf und Deckel. Ich konnte nichts anderes, als mich für meinen Freund zu freuen. Dieses Glück hatte er verdient.

Heartbreak Weather | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt