17. Kapitel

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Sie sah immer wieder dieses Mädchen vor sich. Dieses Mädchen, welches versuchte die Bluse nicht falsch zu zuknöpfen. Hektisch. Denn ein Junge hatte sie zurückgewiesen. Außerdem starrten sie zwei Mädchen an. Sie hatte in einem versagt. In der Freundschaft oder in der eingebildeten Beziehung, welche sie dachte, sie existierte zwischen ihr und Elijah. Da lag sie anscheinend falsch.

Ziemlich schweißgebadet wachte Rosalyn am Sofa auf, sie wollte dieses Gesicht nicht mehr. Nie mehr. Es war zu verletzend. Im Haus war es leise und dunkel. Anscheinend schliefen alle und Rosalyn war anscheinend bei ihrem Täuschungsmanöver tatsächlich eingeschlafen. Runter herum hörte sie nichts außer eine Uhr die regelmäßig tickte. Tick. Tack. Immer wieder. Immer im gleichen Rhythmus. Sie drehte sich und die Schmerzen waren gar nicht mehr so groß. Hatte ihr jemand Schmerztabletten eingeworfen oder war das normal? Wirklich sagen konnte sie es nicht. Abgesehen von den Schweißperlen auf ihrer Stirn, ging es ihr auf jeden Fall besser wie am gestrigen Tag. Vielleicht sollte ich wieder schlafen, dachte sie sich. Gleich darauf schloss sie ihre Augen wieder, konzentrierte sich auf ihre Atmung und versuchte an etwas Schönes zu denken. 

Aber es funktionierte nicht, denn dieser Moment jagte sie immer wieder dazu aufzuwachen. So saß sie dann hellwach da und starrte quer durch das Wohnzimmer. Leider kann ich jetzt niemand wecken. Ihr Magen knurrte und das Hungergefühl wurde immer größer und gleichzeitig war sie  auch todmüde.

Plötzlich begann es an der Türe zu rütteln. Unheimlich. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und die Gänsehaut breitete sich quer über ihre Arme aus. Ihr Puls wieder unregelmäßiger. Wie oft soll mir das noch passieren, bis ich wieder normal auf solche Situationen reagiere.

"So jetzt müssen wir etwas finden, wo wir in der nächsten Zeit wohnen können. Während die Lobby bei uns als Tatort und wieder völlig restauriert ist", hörte sie Valerie's Stimmen, was sie wieder entspannen lässt. "Warte bis morgen, denn ich denke, dass wir hier noch jemanden wohnen lassen können. Zumindest für diese Zeitdauer", dieses Mal war es Ethan's Stimme. Als kurz davor waren raufzugehen, drehte sich Valerie um. "Warst du bis jetzt wach?", fragte Valerie besorgt und setzte sich zu Rosalyn auf das Sofa. "Nein. Ich bin vor kurzen wieder aufgewacht", antwortete Rosalyn noch verschlafen. "Brauchst du etwas?", fragte Valerie. "Ich bin total hungrig", sagte Rosalyn und setzte sich weiter auf. Ethan rannte sofort in die Küche und kam gleich wieder mit einem Teller Brot und Nutella wieder ins Wohnzimmer. "Dankeschön", bedankte sich Rosalyn und machte sich sofort daran die Brote zu streichen.

"Bitte. Ich bin dann mal im Bett. Gute Nacht", verabschiedete sich Ethan und ging schlaftrunken die Stiegen hinauf. "Gute Nacht", wünschten ihm Valerie und Rosalyn gleichzeitig. "Warum konntest du nicht schlafen?", fragte Valerie besorgt und nahm sich eines der frischgestrichen Brote. "Albtraum", sagte Rosalyn nur. Denn sie wollte nicht darüber reden. Und soweit sie Valerie jetzt kannte, würde sie wissen um welches Mädchen es handelte. "Die beste Ablenkung gegen sowas ist Fernsehen", sagte Valerie und schaltete den Fernseher ein. Es lief nichts Lustiges oder Normales. Nur so gruselige Pyschofilm. "Leider spielt das Leben nicht immer mit und das Fernsehprogramm schon gar nicht", sagte Valerie enttäuscht. "Was hast du eigentlich mit Ethan gerade besprochen, wie ihr zur Türe reingekommen seid?", fragte Rosalyn und schleckte danach ihren Mund ab.

"Aufgrund des Überfalls auf dich, liegt jetzt die ganze Lobby unseres Komplexes in Trümmern und bis das nicht behoben ist, muss jeder woanders schlafen", erklärte Valerie, "Aber es ist nicht deine Schuld. Außerdem weiß niemand außer alles hier im Haus, dass jemand versucht hat dich umzulegen. Deswegen zieh, bitte, kein so langes Gesicht". Irgendwie hatte Valerie ja recht, aber trotzden ist es auch ihre Mitschuld. Hoffentlich finden wir zu dritt schnell eine Unterkunft. "Gibt es in der Nähe einige Motels oder Jugendherbergen?", fragte Rosalyn und begann ihr letztes Brot zu essen. "Ich werde morgen mich erkunden, ok? Versuch wieder einzuschlafen", sagte Valerie mit einer ruhigen Stimme, die Rosalyn  bis  jetzt von niemanden gehört hatte.

"Ich versuch es", sagte Rosalyn lächelnd. "Ich bin im unteren Zimmer falls du mich brauchst ruf mich einfach an. Gute Nacht", wünschte Valerie und spazierte gemütlich aus den Wohnzimmer. "Wie soll....", wollte Rosalyn Valerie fragen, als sie von ihre unterbrochen wurde. "Ich hab dein Handy unter den Scherben in der Lobby gefunden und es funktioniert noch", sagte Valerier und verließ das Wohnzimmer schließlich. "Danke", sagte Rosalyn und versuchte sich in eine Position zu legen, in welcher nichts schmerzte.

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