Kapitel 1

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Ich sitze in meinem Büro, starre mit schläfrigen Augen auf die Wolkenkratzer Seouls und ertrage diese ätzende Hitze nicht mehr. Wann kümmert sich endlich jemand um diese Klimaanlage? „Miss Park?" Die zittrige Stimme unserer Praktikantin zerrt mich aus meinen täglichen Gedanken. „Ihr Boss würde Sie gerne sprechen" Sie setzt ein höfliches Lächeln auf und schließt wieder die Glastür meines Büros.

Mein Boss? Was hab ich denn jetzt schon wieder ausgefressen? Von der Hitze gepackt, öffne ich den obersten Knopf meiner Bluse und stöckle mit meinem Pumps rüber zur Glastür. Ist schon eine Weile her, dass mein Boss mich in sein Büro ruft. Ich gehe den modernen Gang meiner Etage entlang und drücke auf den Fahrstuhl Knopf. Ich habe höllische Angst vor Fahrstühlen, doch trotzdem muss ich mich jeden Tag mit ihnen geschlagen geben.

„Miss Park, schön Sie zu sehen" Ich schließe die Holztür hinter mir und stelle mich mit einem Lächeln vor sein Tisch. „Wie kann ich Ihnen helfen, Chef?" Erwartungsvoll schaue ich ihn an. „Bitte nehmen Sie doch erstmal Platz" Höflich gehorche ich ihm, und schaue ihn weiterhin erwartungsvoll an. Mit mir setzt er sich hin und kramt mit seinem Papierkram rum. „Sie wissen doch" Beginnt er zu reden und hebt dabei seinen Kopf. „Sie sind einer meiner Besten, und Sie will ich auch bei meinem nächsten Projekt dabei haben"

Er bleibt ernst, doch sein Unterton an Freude bleibt nicht unerhört, ebenso wie meines. „Wirklich? Das freut mich sehr zu hören. Von welchem Projekt ist denn die Rede?" Ein kleines Schmunzeln verlässt seine rosa Lippen. Dieses Projekt scheint ihm wirklich was zu bedeuten, und dass er mich dabei haben möchte, macht mich wirklich stolz. „Wir arbeiten bald mit einem großen Unternehmen zusammen. Das ist eine große Sache also bitte benehmen Sie sich. Aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen"

Ja das stimmt, ich war schon immer jemand der sich gut benommen hat. Er stützt sich mit seinem Ellenbogen am Tisch ab und streicht sich über seine Bartstoppel. Mit seinem Blick verrät er mir, dass er auf eine Antwort wartet. „Selbstverständlich Chef, schicken Sie mir alle wichtigen Unterlagen, Sie können sich auf mich verlassen" Meine Lippen formen sich erneut zu einem höflichen Lächeln. Er strahlt. „Gut Miss Park, ich freu mich sehr darüber. Erledigen Sie Ihre ganze Arbeit bitte heute schon. Morgen findet das große Meeting mit dem anderen Unternehmen statt"

Oh Gott. Morgen schon? Er sammelt seine Blätter auf dem Tisch zu einem Haufen. „Ich habe verstanden Chef, dann geh ich wieder zurück an die Arbeit" Lächelnd machte ich mich auf zur Tür, die ich bereits einen Spalt offen halte. „Ach ja, Miss Park" Ich drehe mich zu ihm um. „Bitte knöpfen sie Ihre Bluse zu, Sie möchten doch niemanden in Verlegenheit bringen, oder?" Mir schießt das Blut in die Wangen. „Selbstverständlich"

Mit bereits zugeknöpfter Bluse betrete ich wieder mein Büro. Ob dieses Projekt mein Gehalt erhöht? Das hab ich jedenfalls mehr als nur nötig. Ich setze mich zurück in mein Bürostuhl und senke meinen Blick auf den Computer vor mir. Mein Chef hat mir die Unterlagen schon rüber gemailt. Ohne lange nachzudenken und sie vorher zu lesen, drucke ich sie mir aus um sie dann Zuhause zu lesen. 5 Blätter hielt ich in meinen Händen. Eine weitere Mail meines Chefs, erregte meine Aufmerksamkeit.


Kim Damyeong
Bitte lesen sie sich das durch und schmeißen weg was sie nicht unbedingt benötigen.
Schönen Feierabend.

Kim Damyeong
21:36


Was ich also nicht benötige? Meine Aufmerksamkeit bekommt zunächst das erste von den 5 Blättern. Darauf befinden sich nur die Informationen des CEO's des Unternehmen. Ist höchstwahrscheinlich nicht nötig, nur eine Pflicht von ihm selber, dass er in Ehren gehalten wird oder sowas. Mit einem Schwung landet dieses Blatt im Papierkorb. Was ein arroganter Blödmann. Nichts desto Trotz überflieg ich alle anderen Blätter über unser Projekt und lasse sie in meiner Handtasche verschwinden. Immerhin will ich guten Eindruck schinden morgen, und lese sie deshalb Zuhause in Ruhe.

Nach einer weiteren Stunde Papierkram, knipse ich mein Schreibtischlampe aus und ziehe meinen Mantel drüber. Einen letzten Blick schenke ich der Aussieht aus dem Fenster, die eine Abenddämmerung bereichert, ehe ich aus meinem Büro trete und mit dem Fahrstuhl in die Eingangshalle fahre. „Schönen Abend noch" Lächelt mich die Empfangsdame an, die ich nach meiner langen Zeit hier immer noch nicht kennengelernt habe.

Ich gehe an ihr vorbei, durch die Drehtür, und steige in mein altes blaue Auto ein. Wie lange ich mir schon wünsche ein neues Auto zu haben, doch dafür verdiene ich einfach zu wenig. Zu wenig für meine Umstände jedenfalls. Wäre mein Vater nicht krank, und bräuchte ärztliche Hilfe, würde ich viel besser über die Runden kommen. Aber darüber mache ich mir am besten keine Gedanken. Ich trete auf die Gaspedale und fahre durch die Straßen Seouls in Richtung meines Apartments.

Heute ist wohl ein Tag an dem ich wieder viel nachdenke. Ich stehe an einer roten Ampel. Wenn ich die Chance dazu gehabt hätte, würde ich heute ein Beruf in Richtung Kunst ausüben. Wären da nur nicht diese Umstände... Kunst ist mit Sicherheit eines der Sachen die ich in meinem Leben wirklich sehr begehre. Kunst füllt die Lücke, die kein Mann bis jetzt füllen konnte. Aber... Quatsch, ich bin nur zu sehr mit der Arbeit beschäftigt. Das ist alles.

Ich halte vor meinem Apartment. Ich steige aus, und merke wie müde ich tatsächlich bin. Überstunden machen mich einfach nur fertig, meine Arbeit von heute hätte ich doch auch locker noch morgen erledigen können. Als würde ein Meeting mich so aus der Bahn werfen? Ich schmeiße meine Handtasche auf das Ledersofa direkt vor meiner Tür, und hänge meinen Mantel an die Garderobe. Mit ständig zufallenden Augenliedern bereite ich mir einen Kaffee zu und setze mich auf das Sofa. Was jedoch ein Fehler ist, denn mich hält nicht mal meinen Kaffe wach, und langsam verliere ich jegliches Bewusstsein.

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Wenn dir beim Lesen irgendetwas wichtiges auffällt, ob es Fehler, Verbesserungsvorschläge oder einfach irgendwelche Kommentare sind, dann geh auf das 80. (letzte) Kapitel und reagiere auf meinen Kommentar in dem ich darauf hinweise. Vielen Dank und viel Spaß! :)

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