Kapitel 22

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Kalter Regen prasselte unaufhörlich auf mich nieder und verschaffte mir eine Gänsehaut. Mein Haar hing in nassen Strähnen hinab und klebte unangenehm an meiner Haut. Meine Hände waren hinter mir festgebunden worden. Ein Entkommen war zwecklos. Eine Mischung aus verbranntem und nassem Holz stieg mir in die Nase. Auch ohne Aufzusehen wusste ich, was mich erwarten würde.

Dunkel gekleidete Gestalten hatten sich um mich herum versammelt und tanzten wild umher. Die Gesichter der Meute waren zu unwirklichen Fratzen verzerrt, die nichts menschliches mehr in sich trugen. Das laute, verzerrte Gelächter brachte mich beinahe um den Verstand. Nichts lieber wollte ich, als mir die Ohren zuzuhalten und nie wieder dieses Geräusch zu hören.

Ein Lachen jedoch stach besonders aus der Menge heraus und brachte mich dazu, einen letzten Blick in die Menge zu wagen. Als ich die Quelle des Lachens erspähte, sah ich geradewegs in smaragdgrüne Augen, die nur noch Spott für mich bereit hielten.

Nach Luft schnappend setzte ich mich auf und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus dem tiefen Zopf gelöst hatten

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Nach Luft schnappend setzte ich mich auf und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus dem tiefen Zopf gelöst hatten. Mein gesamter Körper war erhitzt, weshalb ich die dünne Decke kurzerhand mit meinen Füßen ans Ende des Bettes beförderte. Mein Kopf fühlte sich unglaublich schwer an, weshalb ich meine Knie anzog und ihn darauf ablegte.

Obwohl ich es tagsüber stets schaffte, mich gänzlich auf das mehr als bescheidene Hier und Jetzt zu konzentrieren, erwarteten mich nachts seit geraumer Zeit wieder Albträume, die ich schon lange nicht mehr gehabt und auch nicht gerade vermisst hatte. Mal war es Suz' qualvoller Schrei, der mich aus dem Schlaf riss. Mal handelte es sich um das bittere Weinen meiner Oma, das mich jedes Mal zitternd aufschrecken ließ. Oder es waren Gabes grüne Augen, die mich immerzu verfolgten.

Die Erinnerungen an mein altes Leben und der Gedanke daran, welches weißhaarige Monster mir das alles eingebrockt hatte, ließen mich schlussendlich aus meinem Bett springen. Kurzerhand tauschte ich das dünne Nachthemd gegen die kurze Hose und ein Top ein, das wir immer unter unseren Overalls und zum Kampfunterricht trugen, und begann mit leichten Aufwärmübungen. Obwohl mich jeder Muskel daran erinnerte, wie oft ich meinen Körper in letzter Zeit übermäßiger Anstrengung ausgesetzt hatte, machte ich weiter. Der Albtraum, der mich immer noch in Gedanken verfolgte, machte es unabdingbar, etwas zu tun. Dies hatte den positiven Nebeneffekt, dass mir die nach Erlösung ächzenden Muskeln bewusst machten, dass ich tatsächlich wach war.

Ich war gerade dabei, mich in den Liegestütz hinunterzudrücken, als ich hinter mir Ilvys schläfrige Stimme vernahm.

"Kannst du wieder nicht schlafen?"

Statt ihr eine Antwort zu geben, die sie bereits kannte, konzentrierte ich mich voll und ganz auf die Atmung, die mittlerweile ein fundamentaler Teil meines Workouts geworden war. Wenn ich es früher einmal geschafft hatte, meinen inneren Schweinehund zu überwinden und mich einem Training auszusetzen, dann hatte ich nie besonders auf die Atmung geachtet. Vielmehr war ich froh gewesen, wenn ich überhaupt etwas zustande gebracht hatte. Erst jetzt, wo alles um mich herum mit richtigem Timing und einer korrekten Atemtechnik zusammenhing, verstand ich, wie wertvoll die Art der Atmung wirklich war.

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