Kapitel 18

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Der Haferbrei, den ich aus dem Strohhalm schlürfte, schmeckte heute noch fader als die Tage zuvor und mit jedem weiteren Schluck, den ich zu mir nahm, befürchtete ich, dass ich gleich meinen gesamten Mageninhalt auf der Tischplatte verteilen müsste. Dass Dimitri mich die ganze Zeit beobachtete und mir, wenn ich doch mal von der Tischplatte aufsah, ein viel zu einnehmendes Lächeln schenkte, machte die gesamte Situation nicht besser. Vielmehr spürte ich, wie mein Magen sich wieder unnatürlich zusammenzog.

Wenn ich so darüber nachdachte, war es seit Tagen das Selbe. Jeden Morgen wurden wir von dem Hämmern an der Metalltür geweckt, frühstückten gemeinsam, ohne jemals ein Wort miteinander zu wechseln, und gingen dann zum Tagesgeschäft über. Dieses bestand für Dimitri und mich aus langweiligem, jedoch wenigstens abwechslungsreichem, Unterricht und einer Tanzeinheit am Nachmittag. Der letzte Tag verschmolz mit dem nächsten, sodass mir jedes Zeitgefühl abhanden gekommen war.

Die Hoffnung, jemals wieder etwas Anderes zu sehen als diese Irrenanstalt, schwand mit jedem Tag, der verging, immer mehr. Mittlerweile stand ich genauso resigniert auf, wie ich zu Bett ging. Selbst Ilvy gab sich keine Mühe mehr, mir jeden Abend wenigstens ein Lächeln zu entlocken, bevor ich ins Bett ging und ins Schlummerland fand. Mittlerweile hatte ich es vollständig aufgegeben, Gabe in meinen Träumen zu erreichen. Die Muschel, die stets in meiner Hand ruhte, wenn ich einschlief, hatte mir außer etwas Trost leider sonst nichts geben können. Wenigstens fiel es mir jetzt, wo ich resigniert meine Situation akzeptiert hatte, mit jedem Tag leichter, diese Hölle durchzustehen, da der ständige Kampf gegen dieses Schicksal stets an meinen Kräften gezerrt hatte und mir der Gedanke, mich dem Ganzen einfach hinzugeben, nun etwas Frieden verschaffte.

Ich hatte gerade einmal die Hälfte meines Bechers mit Haferbrei geleert, als ich bereits die bekannten, klobigen Schritte hinter mir vernahm, die zu den Kolossen gehörten, die uns zum Unterricht geleiten würden. Als ich mich langsam erhob, konnte ich ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Seit Tagen spürte ich die Druckstellen an meinen aufgedunsenen Füßen, die in den Socken ziemlich eingeengt waren. Dank der High Heels, die ich jetzt beim Tanzen ständig tragen durfte, war ich froh, wenn ich wenigstens einen Schritt ohne Schmerzen vollbringen konnte. Ich war gerade dabei, mich in die Reihe mit den anderen Mitstreitern einzureihen, als ich hinter mir eine Bassstimme vernahm, die mir direkt eine Gänsehaut bescherte.

"Ihr nicht!"

So schnell konnte mich in dieser Gesamtsituation nichts mehr überraschen, doch wenn die Kolosse, die noch nie ein Wort in meiner Anwesenheit gesprochen hatten, anfingen zu reden, dann war die Situation Ernst.

Erst als ich hinter mich sah und erkannte, dass sich neben mir ein weiterer Koloss neben Dimitri platziert hatte, wusste ich, dass wir beide eine etwas andere Tagesroutine vor uns hatten. Bei dem Gedanken, aus dem doch so festen Tagesplan gerissen zu werden, schluckte ich. Denn dies konnte nur bedeuten, dass es heute Ernst werden würde.

Schon lange hatte ich mich gefragt, was dieses große Ereignis sein würde, wofür Dimitri und ich trainiert wurden, und heute war es sehr wahrscheinlich so weit. Ich würde endlich den Grund erfahren, warum wir uns diese Tanzstunden hatten antun müssen.

Der schwarze Sack, der über meinen Kopf gestülpt wurde und mir vollständig die Sicht nahm, verstärkte nur meine Annahme, dass etwas Besonderes geschehen würde. Ein schneller, jedoch schmerzhafter, Pikser im Arm, ließ mich schnell die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlieren. Keinen einzigen Gedanken konnte ich mehr fassen. Dazu kam noch ein fader Geschmack im Mund, der mich immerwährend an fließendes Trinkwasser denken ließ. Bevor ich jedoch den Wunsch äußern konnte, ein Glas Wasser zu bekommen, spürte ich, wie mich das Schwarz, das auch alle anderen Sinne mit jeder Sekunde immer mehr umgab, in seine Mitte zog und alles um mich herum verstummen ließ.

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