Kapitel 18

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Die Sonne war ekelhaft. Die Hitze kaum auszuhalten und so beschloss ich mich abzukühlen. Ich lief zum Fluss und stellte mich bis zu den Knien ins Kalte Wasser. Die Kälte tat mir wirklich gut, aber es hatte etwas gedauert bis ich bis hier hin drinne war. So stand ich einfach im Wasser und sah an das Ufer gegenüber. Ein Reh stand im Wald dahinter stand ein Hirsch, ich glaubte sogar ein paar mehr Tiere zu sehen, sicher war ich mir jedoch nicht.

Ich ging wieder aus den See und setzte mich zurück in den Schatten, meinte Beine ließ ich jedoch von der Sonne trocknen. Es war angenehm. Illumi tat bisher nichts außer mich zu beobachten und immer wieder ein paar Beeren zu essen.

"Wie ist deine Familie so?" Fragte ich ihn um die Stille zu unterbrechen.

Kurz dachte Illumi nach, bevor er zu sprechen begann.

"Sehr speziell. Es wird dauern, bis du dich an sie gewöhnt hast." Meinte er.

Ich nickte daraufhin. Das Gespräch, welches ich anfangen wollte war schon vorbei. Ich war noch nie ein Mensch der ein Gespräch gut aufbauen konnte. Aber was soll's. An die Stille werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Sie war nie wirklich ein Teil von mir. Egal wie ruhig es war, in meinen Kopf war es immer laut und verrückt und nun? Nun herrschte auch in meinen Kopf Stille und eine komische Leere. Ich fühlte mich alleine und im Stich gelassen.

Aber von wen? Meinen Freunden? Nein. Meinen Eltern? Auch nicht. Von Illumi? Es war keiner von denen. Seit den Illumi mich verschleppt hatte, seit dem war diese Leere da und nun kam sie wirklich zum Vorschein. Meine Gedanken waren alleine bei Hisokas Worten und bei der Angst, wie es denn mit mir weiter gehen soll. Mehr war da nicht.

Ich vermisste meine Freunde und die Schule, die Momente und das allein sein. Aber wieso vermisste ich meine Eltern nicht? Warum war es mir egal ob sie mich vermissten? Ich habe sie doch nie gehasst und die Wut über die Verlobung war schon lange weg, aber trotzdem war es mir egal wie es ihnen ging.

"Wie waren sie so?" Fragte Illumi plötzlich.

"Wer?"

"Luna und Nina. Ich habe euch zwar oft gesehen, aber nie verstanden worüber ihr gesprochen habt." Erklärte der schwarzhaarige.

Wieso wollte er das auf einmal wissen? Meinte er nicht, das Freunde unwichtig sind? Wieso wollte er mich jetzt ausfragen?

"Verrückt. Egal wo wir waren, wir waren immer laut. Es gab keine Momente, wo wir uns langweilten. Nina war trotz ihrer Stummheit sehr laut. Was Instrumente anging ist sie sehr talentiert. Damit hat sie uns auch immer ihre Gefühle gezeigt, wenn sie sie selber nicht erklären konnte. Luna ist ebenfalls sehr laut. Ich glaube wir alle sind das. Jedoch ist sie die tapfere und sie liebt den Nervenkitzel. Jedoch ist sie auch einer der Menschen die sehr schwer etwas verstehen und hundert mal nachfragen müssen." Beschrieb ich sie kurz und dachte an den Moment zurück, als ich die beiden das erste mal getroffen habe.

Es war beim Einschulungsfest der ersten Klasse. Ich habe meine Eltern bei den ganzen Menschen verloren und bin gestolbert. Luna hat mich gefunden und mir aufgeholfen. Zusammen haben wir dann meine Eltern gesucht und sind auf Nina gestoßen. Zu dritt sind wir dann auf einen Spielplatz gegangen und haben die Suche total vergessen. Seit den Tag an waren wir unzertrennlich. Das ist jetzt mittlerweile 10 Jahre her. Sie waren meine ersten Freunde. Im Kindergarten war ich immer alleine, aber nicht weil die anderen nicht mit mir spielen wollten. Nein, sondern weil ich die ganze Zeit gemalt habe.

"Vor drei Jahren haben wir uns versprochen immer aufeinander aufzupassen. Egal was passiert. Es hat auch immer geklappt. Nina, welche wegen ihrer Stummheit oft geneckt wurde, wurde von uns beiden immer in Schutz genommen, das mussten wir aber nicht lange, denn als sie den einen Kerl in die Eier trat, wurde sie in Ruhe gelassen. Als ich mal von ein paar Typen bei einer Hausparty angebackerte wurde, hat Luna sich als meine Freundin ausgegeben. Und Luna...sie mussten wir noch nicht beschützen. Sie ist taff und kommt immer alleine zurecht. Ich glaube wenn sie die Möglichkeit und die Macht hätte würde sie jeden umbringen der Nina und mir etwas zu leide tut. Aber ich weiß wenn sie sich entscheiden müsste, würde sie Nina nehmen. Ich habe ihr mal diese Frage gestellt und sie konnte mir drei Wochen keine Antwort geben. Ich habe ihr gesagt, dass sie mich fallen lassen soll, wenn sowas passiert. Wieso ich das gesagt habe weiß ich nicht, ich glaube das liegt daran, das ich keine Angst vor der Einsamkeit und vor den Tod habe. Neben den älter werden, ist es meine größte Angst einen von beiden zu verlieren." Meinte ich und sah in den Himmel.

Ich spürte Illumis Blick auf mir.

"Und was ist wenn du dich entscheiden müsstest?" Fragte Illumi.

"Dann würde ich mich opfern um beide zu retten. Oder beide fallen lassen und später mich selber. Aber einen von ihnen zu retten, das kann ich nicht. Sie sind mir beide sehr wichtig und wenn du sagt, das ich sie vergessen soll, weil sonst beide sterben, dann vergess ich sie. Solltest du sie trotzdem umbringen, dann werde ich nicht länger hier verweilen. Ich kann dich nicht töten. Das werde ich nie können, da ich nicht stark genug bin. Also würde ich ihnen hinterhergehen. Egal was nach den Tod kommt. Ob es eine Wiedergeburt oder ein Leben dannach gibt. Ich werde sie, wo auch immer die Seele hinflieht, beschützen. Dafür, würde ich tausendmal sterben."

Es herrschte kurz Stille, als ob er darüber nachdenken würde.

"Hattest du nie Freunde?" Fragte ich ihn und er schüttelte nur den Kopf.

"Ich brauche keine. Ich hab meine Familie." Erklärte er.

Einen Mörder Versprochen?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt