Prolog

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Tally Marohn und Nadja Pritchard sind beste Freundinnen seitdem sie denken können. Unzertrennlich und für immer, das hatten sie sich bei ihrem ersten Treffen geschworen, welches schon weit in der Vergangenheit liegt.

An jenem Tag, an dem unsere Geschichte beginnt, feiert Tally ihren elfter Geburtstag. Wir schreiben also Donnerstag, den 25. August 2011. 

Voller Vorfreude sprang Tally an diesem herrlichen Morgen aus ihrem Bett und zog die Vorhänge auf. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht. Sie sah hinunter in den Garten und entdeckte ihre Mutter und ihre Oma Emmi, die bereits alles für den Frühstücksbrunch vorbereiteten. Es wurde für acht Leute eingedeckt und Tally wusste nur zu gut, wer neben ihrer eigenen Familie noch vorbeischauen würde.

Zufälligerweise waren ihre Nachbarn die Pritchards, Nadjas Familie. Diese sind vor ungefähr fünf Jahren von Amerika in den Süden Großbritanniens gezogen und waren seitdem auch gut mit den Marohns befreundet. Neben Tallys bester Freundin gab es noch Nadjas Eltern und ihre ältere Schwester Serafin. Während Nadja also eine Schwester hatte, wohnte Tally mit ihrer Oma zusammen. Beide Seiten hatten ihre Vor- und Nachteile.

Tally begab sich hüpfend ins Badezimmer und zog ihr neuestes dunkelrotes Lieblingskleid an. Sie hatte bereits das Gefühl, das heute ein großartiger Tag werden würde. Schnell wuschelte sie noch ihre Haare zurecht und gerade als sie die Treppen hinunter gehen wollte, stand ihre Oma vor ihr und strahlte sie an. "Ich wollte dich gerade wecken, Geburtstagskind. Aber natürlich bist du schon wach, mein Engel!", sie lächelte kurz und nahm ihre Enkelin dann in den Arm. "Alles alles Liebe zum Geburtstag!"
"Dankeschön, Omi! Bekomme ich etwa kein Geschenk?", fragte die Enkelin quirlig. Tally liebte Geschenke und besonders Überraschungen. Dieses Jahr hatte sie absolut keinen blassen Schimmer, was sie zu ihrem Geburtstag bekommen würde. Das machte das Ganze noch aufregender.
Ihre Oma lachte auf. "Immer mit der Ruhe, meine Kleine! Wir haben doch noch so früh am Morgen! Lass uns erstmal frühstücken. Kommst du mit? Ich glaube, unser Besuch ist auch gerade angekommen.", sie bot Tally ihre Hand an und die Enkelin nahm diese gerne.

Kaum hatte Tally einen Schritt in den Garten gesetzt, schon fiel sie durch eine stürmische Umarmung fast um. Nur durch Papa Marohn, der zufällig im Weg stand, wurden sie aufgehalten und konnten einen Sturz verhindern.
"Oopsie. Entschuldigung, Mister M. ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG, beste Freundin!", schrie die Umarmung in ihr Ohr, sodass Tally zusammenzuckte. Gleichzeitig freute sie sich aber total, dass Nadja hier war.
"Danke!", erwiderte das Geburtstagskind strahlend.

"Jetzt lasst aber auch mal andere ran.", mischte sich Nadjas Mutter ein. Nadja löste sich grinsend aus der Umarmung, während Tally von jedem die Glückwünsche entgegen nahm.

"Emmi hat dir bestimmt schon gesagt, dass du deine Geschenke erst nach dem Essen erhältst, oder meine Kleine?", fragte Tallys Vater und die Angesprochene nickte. "Na dann: Nehmt Platz! Tally sitzt natürlich auf dem Thron.", grinste ihr Papa und Tally staunte. Tatsächlich stand auf halber Höhe des Tisches ein kleiner Sessel mit einem gemütlichen Polster und einigen Glitzersteinen. Dieser war ihr zuvor noch gar nicht aufgefallen, weswegen sie sich jetzt umso mehr freute.
"Für die edle Dame nur das beste.", lächelte Emmi und Tally bedankte sich gleich hunderte Male.

Nachdem sich alle niedergelassen hatten, sangen sie ein Ständchen für Tally und ließen sie hochleben. Tally war dies etwas unangenehm. Sie war froh, als ihre Oma den Brunch eröffnete und sie ihren Hunger mit leckerem Rührei, noch warmen Croissants und fruchtiger Marmelade stillen konnte. Dazu trank sie wie immer eine leckere heiße Schokolade. So viele schokoladige Heißgetränke wie Nadja und Tally in ihrem Leben schon getrunken hatten, könnte man Weltrekorde aufstellen. Ihre Familien schimpften, dass die beiden immer die ganze Milch aufbrauchen würden. Das ging schon mal so weit, dass Nadjas Vater beinahe eine eigene Kuh gekauft hätte. Zum Bedauern der beiden Freunde hatte er diesen Gedanken aber schnell wieder verworfen.

"So, ich bin fertig. Wo sind die Geschenke?", fragte Tally pappsatt und blickte aufgeregt in die Runde. Über die Hälfte der Anwesenden genossen noch ihr Essen. Tally machte ein bedrücktes Gesicht. Sie fühlte sich gequält. "Wir können ja noch spielen gehen, oder Mama?", fragte das Geburtstagskind.
Da mischte sich aber ihre Oma ein, als diese den Kopf schüttelte. "Sieh doch! Dein erstes Geschenk kommt schon angeflogen."
Die nun Elfjährige schaute verwirrt umher und folgte dann dem Blick ihrer besten Freundin. Im Himmel entdeckte sie drei Eulen, die über dem Haus ihre Runden drehten. Schließlich entfernte sich eine Schleiereule aus dem Kreis und nahm Kurs auf Tally an. Die Eule nahm direkt auf Tallys Schoß Platz. Erst da fiel Tally auf, dass die Eule einen Brief am Bein hatte. Tally sah verwirrt in die Runde. Die dunkelste aller Eulen hatte sich auf Nadjas zum Glück schon leeren Teller gesetzt, während ein Waldkauz auf Serafins Schulter saß.
"Aber... Hä?", fragte Tally. Alle anderen schienen bereits informiert. Selbst Nadja schien nicht ansatzweise so überrascht wie Tally. Warum hatten die anderen zwei auch einen Brief erhalten? Von Eulen?
"Na los! Öffne den Brief, meine Kleine.", drängte ihre Oma und Tally fummelte den Brief vorsichtig von der Eule ab. Diese uhute. Tally streichelte sie noch kurz, bevor die Schleiereule wieder zum Flug ansetzte. "Mach's gut!", rief sie ihr hinterher. Danach begutachtete sie den Brief.

"Von der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei?", als ihr aber niemand eine Antwort gab, öffnete sie das Briefcouvert und staunte nicht schlecht. "Ich... komme an eine neue Schule?"
"Nicht nur an irgendeine Schule. Du kommst nach Hogwarts und lernst mit deinen magischen Fähigkeiten umzugehen.", erklärte Emmi.
Tally verstand die Welt immer noch nicht. "Ich? Warum?"
"Du bist eine Hexe, Tally. Und damit genauso magisch, wie wir alle hier!", rief ihre beste Freundin und hielt ihren eigenen Brief in die Höhe.
"Du hast auch so eine Einladung?", das Geburtstagskind rannte zu ihrer besten Freundin und sie freuten sich gemeinsam.
„Und wieso hat nie jemand gesagt, dass wir Zauberer sind?", fragte Tally in die Runde.
„Ich weiß es schon lange! Aber ich durfte dir absolut nichts erzählen, weil es ungewiss war, ob du auch eine Hexe bist. Dir ist nämlich nie irgendwas komisches oder gefährliches passiert.", sagte ihre beste Freundin und Tally verstand. Tatsächlich war das einzige Außergewöhnliche, an das sie sich erinnern konnte, als Nadja bei Monopoly verloren hatte und dann auf einmal die Fensterscheibe gesprengt wurde und in tausend kleinen Teile krachend zu Boden gefallen war. Zum Glück ist damals keinem etwas passiert.

"Aber wir brauchen doch noch die ganzen Schulbücher! Und am 01. September geht es schon los. Ohje!", rief die frische Elfjährige aus.
"Deswegen all die Ungewissheit über deine Geschenke: Wir werden heute alle zusammen in die Winkelgasse zum Einkaufen gehen!", jubelte Tallys Mutter.
Tally fing sofort an zu strahlen. "Das ist... wunderbar!"
"Und es gibt noch einen weiteren Grund zu feiern: Ich bin Vertrauensschülerin!", rief Nadjas Schwester aus und gleich gratulierten ihr alle. "Das heißt, ich als Tutorin werde auf euch Erstklässler aufpassen. Vorausgesetzt ihr seid in meinem Haus.", lachte Serafin.
"Welches Haus? Nehmen wir unser gebautes Haus mit?", fragte Tally verwirrt.
Die neue Vertrauensschülerin winkte lächelnd ab und erklärte, dass jeder Hogwarts-Schüler zu Beginn der ersten Klasse in eine bestimmte Gruppe, dem sogenannten Haus, eingeteilt wird. Je nach Persönlichkeit kam man dann nach Slytherin, Hufflepuff, Ravenclaw oder Gryffindor.

"Und in welchem Haus bist du?", fragte Tally und Serafin antwortete mit: "Ravenclaw. Ich bin nämlich total schlau!" Daraufhin prustete Nadja und fing sich einen Schubser ihrer Schwester ein.
"Mama? Papa? Omi? Wart ihr auch alle auf Hogwarts?", fragte das Geburtstagskind vorsichtig.
"Oh ja, mein Kind. Ich war damals eine stolze Gryffindor, genau wie dein Vater. Deine Mutter war allerdings in Slytherin.", erzählte Emmi.
Tally nickte und sah zu den Pritchards. "Und ihr?".
Nadjas Vater antwortete lächelnd: "Wir waren auf der amerikanischen Zaubererschule namens Ilvermorny. Dort gab es die Häuser Wampus, Donnervogel, gehörnte Schlange und Pukwudgie. Ich war eine gehörnte Schlange und meine Frau eine Wampus.". Tally sah zu Nadja und diese zuckte mit den Schultern. Anscheinend konnte sie sich auch nichts unter diesen Begriffen vorstellen, aber das würden sie bestimmt alles noch lernen.

"Ich würde sagen, jeder macht sich bereit und dann geht es auf nach London!", verkündete Emmi, bevor sich jeder nochmal richtete und alles Nötige zusammenpackte.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt