Kirishima Eijiro ~Eingesperrt: Teil 2

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Bereits nach einer Weile hatte ich das Zeitgefühl komplett verloren. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, kurz eingenickt zu sein. Kirishima und ich setzten uns noch einige Male um oder anders hin, bis es so gemütlich wie möglich war. Naja, wirklich bequem konnte man es sich in einer Höhle auch nicht machen.

Eine Ewigkeit verging, in der uns niemand rettete. Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken, ob sie uns überhaupt finden würden. In meinem Kopf malte ich mir verschiedene Wege aus, wie unsere derzeitige Situation wohl ausging. Doch egal, worüber ich fantasierte, es hatte nie ein gutes Ende. Daran ändern konnte ich allerdings auch nichts. Es blieb uns, Kirishima und mir, nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass unsere Klassenkameraden uns schnell fanden.

Vom Nomu kamen seither keine Geräusche mehr. Vermutlich war er abgehauen, sobald er akzeptiert hatte, dass wir nicht wieder herauskamen. Zitternd krallte ich mich in sein dreckiges, zerrissenes T-Shirt. Innerhalb von Minuten war es mit Blut und Tränen durchnässt. Mit geballten Fäusten drückte er mich fest an ihn, seit wir hier untergekommen waren, hatte er mich nicht mehr losgelassen.

Plötzlich hörte ich einen Ton. Ruckartig schreckte ich hoch, fiel jedoch wieder in Kirishimas Arme, weil er seine Arme noch immer um mich schlang. Als er endlich reagierte, schob er mich ein Stück von sich weg. „Was ist los?" Seine Hände ruhten noch immer auf meiner Hüfte. In dieser Dunkelheit jedoch störte diese Tatsache mit Abstand am wenigsten.

Reflexartig presste ich ihm die Hand auf den Mund. „Da ist jemand.", flüsterte ich warnend. Automatisch spannte sich sein ganzer Körper an, der Druck seiner Hände wurde kräftiger. Mich an ihn pressend rutschte er bis in die letzte Ecke der Höhle. „Es wird alles gut, (F/N)." Nickend horchte ich auf weitere Geräusche, die in unregelmäßigen Abständen in der Nähe unseres Verstecks zu hören waren.

Nach einigen Malen verstummten jegliche Anzeichen eines Lebenden, wir saßen wiederholt in einer gruseligen Ungewissheit. Heimlich ließ ich vor dem Ausgang Ranken sprießen, die die Umgebung erkundeten. „Herr Aizawa, ich habe sie gefunden!", rief draußen jemand. Nein, nicht jemand, diese Stimme gehörte Mina. Ruckartig rutschte ich von Kirishima weg und krabbelte in Richtung meiner besten Freundin.

„Mina?" „Ja, ich bin hier. Bist du verletzt? Ist jemand bei dir?" Ich fuhr zu meinem Schwarm herum, der angespannt an seinen Fingerspitzen zog. „Kirishima ist auch hier." Die Pinkhaarige kicherte amüsiert. Noch im selben Atemzug fielen winzige, kaum erkennbare, Sonnenstrahlen durch die kleinen Lücken, die von außen hin in die instabile Felswand geschlagen wurden. Immer mehr Leute hatten sich zu uns vorgearbeitet, um nun die Steine mit Gewalt aus dem Weg zu räumen.

Innerhalb von Minuten wurde unser dunkler Unterschlupf mit massenweisem Licht durchflutet. Mittlerweile war schon der nächste Morgen angebrochen, wir hatten tatsächlich die ganze Nacht hier verbracht. Ich hatte... die ganze Nacht mit dem Jungen, in den ich Hals über Kopf verliebt war, gekuschelt. Im Nachhinein war es ein wenig peinlich, aber mindestens genauso schön.

Kraftlos zwang ich meinen Körper zu meinem Klassenkameraden, mit dem ich gefangen war. „Geht es dir gut?" Endlich konnte ich sein Gesicht wieder erkennen. Es war mit unzähligen Schrammen geziert, an beinahe jeder von ihnen klebte getrocknetes Blut. Erschöpft nickte er und raffte sich auf, ehe er sich mühsam zum Ausgang hievte. Unsere Mitmenschen nahmen uns erleichtert in Empfang, umarmten uns so feste, wie sie nur konnten.

Außer einer, der fehlte. „Wo... Wo ist Bakugo?", erkundigte ich mich, während ich auf Todorokis Rücken kletterte. Ein bedröppeltes Schweigen zog sich durch die Klasse. „Die Schurken, die uns angegriffen haben, haben ihn entführt." Ein ungläubiges Lächeln huschte über meine Lippen. Bakugo und sich entführen lassen? Niemals, das musste ein Scherz sein. Doch den Anschein machte kein einziger von ihnen.

Mha/Bnha OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt