Amajiki Tamaki ~Aufpasser

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Meine Beine schmerzten. Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerquetscht werden. Es hämmerte gegen meine Brust, die sich intervallartig zusammenzog. Für den Bruchteil einer Sekunde drohte ich langsamer zu werden, doch ich konnte mich beherrschen. Ganz egal, wie sehr es wehtat, wie schlimm die Qualen noch werden würden, ich durfte einfach nicht stehen bleiben.

Es war mitten in der Nacht, ich erkannte kaum etwas. Ein dichter Nebel lag über meiner Umgebung, welcher mir zusätzlich die Sicht nahm. Keuchend bog ich um die Ecke, wodurch ich auf eine abgelegene Landstraße kam. Um diese Uhrzeit war sie tatsächlich angsteinflößend, jedoch immer noch um Längen besser, als in meinem Zimmer zu verrotten. Eigentlich war alles besser, als dort zu sein.

Die Straße, die mir allein zu gehören schien, gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Ich fand es nicht schlimm, hier zu sein und das auch noch ohne jemand anderes. Mehr oder weniger unwillkürlich minderte ich mein Tempo, da meine Beine die Geschwindigkeit nicht mehr mitmachten und hockte mich schlussendlich sogar an den Wegesrand. Natürlich erst, nachdem ich sicher war, dass mir niemand folgte.

Es war oft so, dass meine Eltern einen Profi losschickten, um mich zu finden und der mich dann hin- und herjagte. Anstatt mich einfach in Ruhe zu lassen und mich weglaufen zu lassen. Hätten sie mich gehen lassen, wäre vieles besser gewesen. Es hätte nur Vorteile gehabt, für alle Beteiligten. Leider war das Ganze nicht so einfach, wie ich es mir wünschte. Tja, aus einer reichen Familie zu kommen, hatte halt nicht nur Vorteile.

Erschöpft rappelte ich mich wieder auf und wollte gerade weiterlaufen, da spürte ich eine heftige Präsenz hinter mir. Ich wusste, was jetzt kam, weil es dasselbe sein würde wie die letzten Male. „(L/N) (F/N)?", ertönte die gleiche, strenge Stimme. Reflexartig nahm ich wieder Geschwindigkeit auf und rannte was das Zeug hielt. Um mich möglichst schwer verfolgbar zu machen, bog ich abwechselnd rechts und links um die vor mir liegenden Ecken.

Trotzdem schaffte der Kerl es irgendwie, zu mir aufzuschließen. Wahrscheinlich durch seine blöde Spezialität, auf die der Großteil der Menschheit einen enormen Wert legten. Unabhängig von der Relevanz dieser Fähigkeiten, fand ich sie völlig überflüssig. Leider konnte ich nichts dagegen tun, um sie loszuwerden, doch am liebsten würde ich alle, zu aller erst meine, vernichten.

Ich meine, was sollte ich mit der Kraft, seine Aura unterdrücken zu können, wenn ich sie nicht einmal einsetzen durfte? Und wenn doch, dann würde es nichts bringen. Dieser Iida war zu schnell, als dass ich ihn hätte abhängen können. Nicht umsonst war er ein erfolgreicher Profi-Held. Vor ein paar Jahren hatte er an der U.A.-Oberschule seinen Abschluss gemacht, sein Bruder, Tenya, so war sein Name, besuchte ebenfalls diese Schule. Das hatte er mir freudig erzählt, auch, wenn es mich nicht so richtig interessiert hatte.

Tenya war ein Jahr jünger als ich, er besuchte die 1-A. Sobald meine Familie bemerkte, dass ich abgehauen war, schickte sie ihn. Bisher war sie nicht ein einziges Mal selbst gekommen, um sicherzugehen, dass es mir gut ging. Vermutlich hätte mein Wohlbefinden sie sowieso nicht interessiert. Sonst wären sie mich doch suchen gekommen.

Nach einer Weile des Widerstandes gab ich endgültig auf, es hatte keinen Sinn. Es war mir unklar, wie sie das machten, doch es war ihnen möglich, mich aufzuspüren. Sogar, wenn ich meine Spezialität nutzte. Es kotzte mich dermaßen an, dass meine Familie mich nicht als freies, selbstständiges Mädchen sah, sondern mir vorschreiben mussten, was ich wann und wie zu tun hatte. Dabei waren sie selbst gar nicht besser!

Zu Hause angekommen verzog ich mich unmittelbar in mein Zimmer, in meine eigenen vier Wände. Das war der einzige Ort, an dem mir niemand sagen konnte, was ich zu tun und zu lassen hatte. Würde mir jemand diesen Platz wegnehmen, wäre ich definitiv verloren. Fix verabschiedete sich der Profi-Held von mir und meinen Eltern und fuhr anschließend zurück in seine eigene Wohnung.

Mha/Bnha OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt