21 - Ich mach, was ich will!

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Es war ein wundervoller Samstagmorgen und ich war seit ungefähr zwei Sekunden wach, da mich das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf gerissen hatte. "Huh?" "Bonny? Kann man Leute vermissen, die man nicht kennt?", kam es niedergeschlagen aus dem Telefonhörer. Es war gerade sechs Uhr geworden und Titus hatte mich angerufen. Noch verschlafen strich ich mir die blaue Mähne aus dem Gesicht. Ich verstand nicht recht und hakte nach: "Tut mir leid T, ich bin noch nicht wirklich wach. Was meinst du damit?" "Meine Mom und meinen Dad. I-Ich war erst fünf Wochen alt, als es passiert ist. Ich habe die beiden nie kennengelernt, aber in der Zeit vor Weihnachten muss ich immer an sie denken." Dann hörte ich ihn laut schniefen. "Kleiner, das hört sich nach 'ner Sache an, die wir persönlich angehen sollten. Sag bitte Nancy Bescheid, ich fahr zu euch." Er schluchzte laut: "Ich versteh' einfach nicht, was mit mir los ist. Immerhin kenne ich sie ja gar nicht." Wieder schniefte er und holte tief Luft. "Hey, ganz ruhig, Youngster. Hör zu, sag Nancy, sie soll uns Frühstück machen und wir setzen uns zusammen und reden darüber. Ich beeile mich", schlug ich vor und fuhr fort, "Beruhig dich, Kleiner, es wird alles gut. Soll ich jemanden mitnehmen? Randy oder Seth?" "Kannst du Seth denn überhaupt mitnehmen?", ich konnte sein verheultes Lachen förmlich vor mir sehen. Und dann stellte ich mir vor, wie sehr er sich freuen würde, Rollins persönlich kennenzulernen. "Wenn ich ihm sage, dass es wichtig ist und er sich benimmt, dann bekommen wir das hin. Keine Sorge, T." "Okay", seufzte er und atmete tief durch, "Wenn es für euch beide okay ist, dann nimm Seth mit. Ich wollte dir keine Umstände machen", versicherte er mir, "Lass dir ruhig Zeit. Es ist nur... Ich hab das Gefühl, dass du mich am besten verstehst." "Schon gut, Youngster. Ich bin sofort da." Nachdem wir uns von einander verabschiedet hatten, ging ich mich umziehen und frisch machen und klopfte keine zehn Minuten später an Seth's Tür. Keine Reaktion. Ich entschloss, ihn anzurufen und ihn so aus dem Bett zu klingeln. Hellwach meldete er sich: "Bonny? Was ist passiert?" "Ich steh vor deiner Tür", erwiderte ich knapp. Diese wurde schon fast panisch aufgerissen und Rollins sah mich ernst an. Er trug nur Boxershorts. Verdammte Scheiße, zieh dir was an, Büffelfresse. Ich versuchte, ihm stur in die Augen zu sehen. "Was ist los? Wenn du so früh wach bist, muss dir irgendwas passiert sein. Komm rein." Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf, trat ein und erklärte: "Schön, dass du dir Sorgen machst, aber ich muss dich enttäuschen. Aber... naja, ich brauche deine Hilfe." "Meine Hilfe? Wobei?" Ich hatte vor, mich auf sein Bett zu setzen, bis ich mich daran erinnerte, was sich wohl alles in diesem Bett abgespielt hatte, also lehnte ich mich an die Kommode, auf der immer noch die beiden Medikamentenschachteln lagen, die ich ihm mitgebracht hatte, als er sich wegen mir verletzt hatte. "Ich hab dir noch nicht von Titus erzählt, oder?" Er runzelte die Stirn. "O'Neil?" "Nein, nicht Titus O'Neil. Es ist 'ne lange Geschichte, ich erzähl sie dir auf dem Weg. Aber zuerst musst du dir was anziehen, Playboy." Total ahnungslos starrte er mich an und fuhr sich über die Haare. "Wohin fahren wir überhaupt?" "Zu meiner Tante." "Deine Tante heißt Titus?" "Hab ich nicht vor 'ner halben Minute gesagt, dass ich dir alles erkläre, wenn wir losfahren? Wärst du jetzt so lieb und ziehst dich an, damit wir los können?", bat ich und deutete an seinem Körper herab, da er noch immer nur in Boxershorts vor mir stand. Er grinste: "Gefalle ich dir so nicht, Süße?" "Zieh' dich an, Hackfresse!"
Seth saß auf dem Beifahrersitz und sah mich müde an. "Und jetzt fahren wir zu ihnen? Warum nimmst du nicht Orton mit? Mit dem bist du doch in letzter Zeit sowieso besser ausgekommen..." "Aw Sweetheart, sei nicht eifersüchtig. Ich kann doch nichts dafür, dass uns jeder Zweite für ein Paar hält. Ich hab dich mitgekommen, weil ich glaube, dass der Kleine dich kennenlernen will. Du hast doch nichts gegen Fans, oder Sweety?" Ich bog nach rechts ab und linste kurz zu ihm herüber. Er streckte mir die Zunge heraus und verdrehte die Augen. "Ja, ich liebe dich auch, Gesichtskotelett..."

Nancy öffnete die Tür und lächelte uns freundlich an. "Hallo Seth, schön dich kennenzulernen. Ich hab schon viel von dir gehört." Seth guckte mich überrascht lächelnd an und schmunzelte: "Hoffentlich nur Gutes." Nope, eher nicht. Sie begrüßten sich kurz, doch ich wollte nicht mehr länger warten und stieg die Treppen herauf in das Zimmer des Youngsters. Dieser lag mit dem Gesicht zur Posterwand im Bett und gab keinen Mucks von sich. Ich grinste diabolisch. Langsam schlich ich mich hinter ihm an und packte ihn am Oberarm. Erschrocken fuhr er hoch und starrte mich an. Dann legte sich der Schreck langsam. "Spinnst du!? Du hast mich so erschreckt!", lachte er und sah mich aus feuchten Augen an, worauf ich ihn zu mir zog und ihn in meine Arme schloss. "Komm her, Kleiner. Ich weiß, dass es schwer ist. Vor allem dieses Jahr. Aber du boxt dich da durch, das weiß ich."
"Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist", schluchzte er, "Ich könnte den ganzen Tag nur heulen. Gerade kommt alles hoch." Ich drückte ihn fester an mich und erzählte: "Kleiner, das ist normal. Weihnachten feiert man immer mit der Familie und wenn man selbst mit Verlusten zu kämpfen hat, schießen einem alle Erinnerungen in den Kopf. Das Wichtigste ist erstmal, dass du nicht alleine bist. Wir sind alle für dich da, hörst du? Nancy, Randy und ich. Vielleicht sogar Rollins, wenn ich ihn nicht vorher köpfe." Titus verzog die Lippen zu keinem klitzekleinen Lächeln. "Ich verstehe, was du durch machst. Ich kann mir vorstellen, was da gerade in deinem schlauen Köpfchen vorgeht. Es ist immer schwer, Leute zu verlieren. Aber mit der Zeit wird es immer ein bisschen weniger schwer. Es wird sich nie einfach in Luft auflösen und weg sein. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es dich nicht mehr nach unten zieht, wie ein stählerner Anker." Ich wuschelte ihm über die zerzausten, braunen Haare und stand dann auf, um ihm meine Hand hinzuhalten: "Komm her, Youngster, wir frühstücken." Er seufzte nur und schüttelte den Kopf. Ich drohte ihm, ihn in die Küche zu tragen, wenn er nicht aufstehen würde, doch er erwiderte nur: "Das schaffst du gar nicht." "Wollen wir wetten?" Wie im Brautstyle wuchtete ich ihn aus dem Bett und schritt mit dem lachenden Teenager im Arm durch die Tür. "Was schaff' ich nicht, huh? Ich bin fucking Bonny, ich mach was ich will!", lachte ich und ließ ihn wieder auf die Füße. Nancy und Rollins saßen bereits am Esstisch und glotzten uns an, als wären wir verrückt. Auch Titus' Kinnlade klappte herunter, als er Rollins erkannte. "Hi!", begrüßte er ihn energetisch und lief um den Tisch, um ihm seine Hand zu reichen. "Hey, kleiner Mann", entgegnete der Kingslayer locker und schüttelte die Hand des Teenies, "Bonny hat mir schon von dir erzählt." Titus sah mich sofort alarmiert an. Ich hob verteidigend die Handflächen: "Keine Sorge, du bist nicht Rollins. Wenn ich von dir rede, dann nur Gutes." Wir kicherten leise, setzten uns nebeneinander an den Tisch und begannen, gemeinsam zu speisen, da fragte Nancy, was uns überhaupt so früh hier her führte. Ich linste zu Titus herüber, dessen Blick ich mit "Bitte, such dir eine Ausrede" deutete und ich erzählte: "Ach, weißt du", ich sah mich verträumt im Esszimmer um, mein Blick fiel auf die Leinwand mit dem magischen Spruch, die ich Nancy zum Geburtstag gemacht hatte. "Ich dachte ich mir, ich komm mal wieder zum Frühstück vorbei. Und nehme den Blödmann da drüben gleich mit." Ich grinste Seth, der mir gegenüber saß, dämlich an. "Worüber habt ihr beide eigentlich gerade geredet?" Nancy schluckte meine Lüge und lachte: "Ach, nichts Besonderes. Ich hab ihm berichtet, wie sehr du ihn am Anfang gehasst hast." "Naja, das wusste er ja schon." "Aber ich wusste nicht, dass du dir Textilbleiche holen und in mein Shampoo mischen wolltest", warf Seth ein, zog die Augenbrauen zusammen und verengte seine Augen. Titus verschluckte sich an seinem Nutellabrot: "Du wolltest was?!" Ich stieß ein kurzes Lachen aus, dann lenkte ich ab: "Ach, pfff.... unwichtige Nebensache, ahahaha..." "Oder, dass du mir Waschmittel in den Kaffee schütten wolltest... und die Sache mit dem Erdrosseln oder Überfahren weiß ich jetzt auch. Vielen Dank auch." Ertappt biss ich mir auf die Unterlippe und schaute zu meiner Tante: "Ich glaube wir müssen unser Security-Konzept für vertraute Gesprächen ändern." Titus lachte sich einen Ast ab, während Rollins mich skeptisch betrachtete. "Rache", säuselte er mir vielversprechend zu. "Ohne Tat keine Rache, ich hab nix gemacht... Bis auf den Tritt in die Kronjuwelen. Oh, und die Ohrfeige", zählte ich an meiner Hand ab, "Und der Eimer mit dem Eiswasser beim Training. Du musst zugeben, das war schon lustig", ich schaute ihn sichergehend an, "Aber sonst bin ich unschuldig. Siehst du nicht den heiligen Schein über mir? Ach warte, da war noch das eine Mal, als ich deine Sachen versteckt hab und du fast in Hoodie und Jeans gewrestlet hättest. Aber sonst hab ich echt nichts-", mir fiel mein Lieblingsstreich ein, "Ach warte, da war noch die Boogeygirl-Sache, huh ja... Oh, das war großartig. Aber sonst bin ich engelsrein!", ich grinste breit.
"Du kleine, miese...", knurrte er, "Wenn du wüsstest, wie gerne ich dir gerade eine verpassen würde." Ich nahm mir die hellblaue Lesebrille vom Beistelltisch, setzte sie auf, stützte die Arme auf den Tisch und gucke Seth provokant an. Dann streckte ich ihm die Zunge heraus und zeigte auf die Brille: "Also bitte, Rollins! Haben deine Eltern dir etwa keine Manieren beigebracht? Man darf keine kleinen Mädchen mit Brillen schlagen!" "Keine Sorge, ich schlag mit meiner Faust zu, nicht mit der Brille...", murmelte er leise.

Bonny I - Championships und Liebe [Remastered WWE FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt