31 - Märchenprinz

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"Wo treffen wir uns? Wie soll ich dich überhaupt erkennen? Du wolltest mir ja nicht sagen, was du trägst", hörte ich ihn hektisch am Telefon brabbeln. Er war schon wieder zu spät dran. "Okay Nervensäge, beruhig dich. Du schaffst es bestimmt noch rechtzeitig. Ich warte in dem hinterem Teil der Halle auf dem Balkon. Du findest mich sofort. Ich sag nur blaue Haare", mein letzter Kommentar brachte ihn zum Kichern, "Die haben 'nen gewissen Wiedererkennungswert." "Argh verdammt, ich-" "Shhh- keine Flüche, Sweetheart", lachte ich sanft und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Balkonbrüstung herum. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, legten wir beide auf und ich dachte an morgen. Morgen war Wrestlemania. Der große Tag. Ich würde gegen Randy für seinen Titel antreten. Ich war ungeheuer aufgeregt, immerhin redeten wir hier von meinem ersten Mania-Moment. Ich sah herunter auf die Mengen an Blitzlichern und die Fans, in die Weiten von Chicago, meiner Heimatstadt, in der die Wrestlemania Woche stattfand. Nancy und Titus hatten sich Tickets gekauft, die ich mit meinen Connections etwas hatte ausspielen können, wodurch sie in der ersten Reihe am Ring saßen, um ganz nah dabei zu sein, wenn ich zum allerersten Mal Geschichte schrieb. Titus war ungefähr genauso aufgeregt wie ich. "Wer hat dieses Kleid ausgesucht? Es ist der Wahnsinn!", hörte ich Naomi hinter mir fragen. Sie stand Hand in Hand mit Jimmy Uso im Türrahmen. "Eine Verkäuferin in einem Laden, in dem ich mit Lea war", lächelte ich und umarmte Naomi, die ein schwarzgrünes Cocktailkleid mit Strasssteinen am Saum trug, ihre Haare hatte sie geglättet. Jimmy kann sich glücklich schätzen. Auch ihn umarmte ich, er bestätigte, was seine Frau gesagt hatte: "Du siehst toll aus. Deine Fans werden ausflippen. Ich seh die ganzen Fanposts auf Instagram jetzt schon." Klar, ich weiß, dass Matt mich wieder zeichnen wird. Wir lachten und plauderten noch kurz und ich sah den beiden hinterher, als sie sich auf den famosen, roten Teppich begaben. Auch Seth und ich würden uns hinaus wagen, sobald er da wäre. Aber der Depp hatte Verspätung. Ich grinste leicht. War ja klar. Da trag ich einmal ein Kleid und meine Begleitung kommt nicht. "Warum stehst du hier so alleine herum? Wie bestellt und nicht abgeholt", jemand legte seine Hand auf meine Schulter und blickte auf mich herunter. Als ich in seine blauen Augen hinauf sah, musste ich grinsen und drückte ihn an mich. "Hey, Bill! Es ist so cool, dass du da bist", freute ich mich. "Ich weiß, ich bin auch froh, dass ich dich beim Rumble entdeckt habe. Du bist für mich mittlerweile schon zu einer Schülerin geworden." Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Das hört sich dämlich an, aber zu sagen, dass du wie eine Tochter für mich bist, ist auch seltsam, weißt du?" Ich lachte laut auf: "Verständlich, aber nicht so wild. Du warst schon immer ein Idol für mich, aber jetzt, wo ich dich besser kennengelernt habe, fühl ich mich, als wären wir näher zusammengeschweißt." "Das Gefühl habe ich auch." Er betrachtete mich einmal genauer und meinte: "Du siehst super aus. Die Leute draußen fragen sich bestimmt schon, wo du bleibst, willst du nicht raus?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf und antwortete: "Ich warte noch auf den Kingslayer, er hat mir versprochen, dass wir zusammen rausgehen." Bill schmunzelte bei meiner Erklärung und umarmte mich noch einmal fest. "Also Mädchen, du weißt, dass ich mich genaustens auf die Lauer lege, wenn du diesen Gürtel morgen gewinnst, oder?" "Viel Spaß dabei, wenn es erstmal so weit ist, werde den mit allem was ich hab' verteidigen", stellte ich klar und sah ihm hinterher. Einige Sekunden später hörte man die ganze Halle ausflippen. Das passiert wenn Goldberg den Raum betritt.

Jemand legte einen Arm um meine Schultern und lächelte mich charmant an. "Hey, Sweetie. Du siehst atemberaubend aus." Mein Selbstbewusstsein wurde von 99 auf 120 geboosted. Nicht, weil es ein Kompliment war. Weil es von ihm kam. Weil es ernstgemeint war. Doch ich spielte alles wieder herunter und entgegnete kühl: "Schön, dass du's doch noch einrichten konntest." "Tut mir leid, dein Märchenprinz hatte Verspätung." "Arsch", lachte ich kopfschüttelnd und legte meinen Arm um seine Hüfte. Er rieb sich den Nacken, er tat es immer wenn er unsicher war oder etwas Wichtiges zu sagen hatte. "Die Verspätung kam mir irgendwie auch gelegen. So hatte ich mehr Zeit, über gewisse Dinge nachzudenken. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich dringend mit dir reden muss, Bonny." Er sah mich ohne jegliche Emotionen an. Ich hätte hirnlos sein müssen, um nicht zu wissen, worüber er sprechen wollte. Dafür war ich nicht bereit. Noch nicht. Vielleicht niemals. Also schüttelte schnell den Kopf und ließ von ihm ab: "Nein, lass gut sein", ich machte eine abwinkende Geste und sah herunter auf die Straßen vor uns, "Wenn es um die Sache nach dem Rumble geht, dann lass uns das wann anders klären. Nicht jetzt." Seth packte mich an den Schultern und drehte mich zu sich zurück. "Ich möchte aber nicht noch länger warten, Bonny." Sein Blick war so ernst, aber er schien nicht streng oder wütend. In seinen Augen konnte ich Gefühle erkennen. Zwar wusste ich nicht, wie, wo und als was ich sie einordnen sollte, doch eines war mir klar. Sie waren echt. "Na gut", gab ich sanft und ohne zickigen oder entnervten Unterton nach. Er seufzte und fuhr sich über die zurückgebunden Haare. "Ich muss mich bei dir entschuldigen", er guckte mir kurz in die Augen. "Ich war zu vorschnell. Ich hätte dir das alles langsamer beibringen müssen. Das war dumm von mir. Es war dumm von mir zu denken, du würdest positiv darauf reagieren, ich war-" "Ist schon okay", ich schüttelte den Kopf und lächelte kurz. Der verwirrte und zugleich entschlossene Blick, den er mir schenkte, zeigte mir, dass er gleich protestieren würde. "Nein, es ist nicht okay, Bonny. Und es tut mir leid." Locker lehnte ich mich an die Brüstung und schaute hinauf in seine braunen Augen. Er bereute diese Sache wohl wirklich. "Ich hab nicht so reagiert, weil du zu schnell warst, Rollins. Das war nicht mein Problem." Er senkte den Kopf und stieß ein halbherziges, leises Lachen aus. "Du kannst mich wohl echt nicht leiden, huh?" Ich richtete den Blick zurück auf die Straßen und erwiderte sein selbstverachtendes Lachen, das nicht mehr als ein abruptes, lautes Ausatmen war: "Glaubst du nicht, dass ich dich von mir weggestoßen hätte, als du mich nur umarmt hast und dir eine saftige Ohrfeige verpasst hätte, nachdem du mich geküsst hast, wenn ich dich wirklich nicht leiden könnte?" "Um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll, wenn es um dich geht, Zicke." Ich grinste leicht, immer noch auf die Straße schauend. "Geht mir auch so." Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an. Verwunderung. "Ich bin nicht diejenige, die sich bis jetzt noch nicht über ihre Gefühle geäußert hat. Was ist deine Ausrede?" Ich strich mir eine blaue Haarsträhne aus dem Gesicht und schloss die Augen. Ich hätte sie am liebsten gerieben, aber damit hätte ich Andy's Make Up Künste, denen er auf meinem Gesicht keine Grenzen gesetzt hatte, verwischt. Also blieb ich ruhig und atmete tief durch. Ich schaffe das.

Bonny I - Championships und Liebe [Remastered WWE FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt