Das Kapitel ist etwas groß geworden. Kein Brüder-Wort dieses Mal
Berlin, September bis Oktober 2005
,,Agathe, ist Elli da? 'N Kumpel gibt heute Abend 'ne Party und ich wollte fragen, ob sie mitkommen will." Ellis Mutter flüsterte erst ein leises ,,Oh, nein", bevor sie ihm antwortete: ,,Felix, Elli ist nicht mehr in Deutschland. Sie ist heute Nacht mit Dmitri und seinen Eltern nach New York geflogen." ,,Und wann kommt sie wieder?" ,,Die nächsten Jahre vermutlich gar nicht." ,,Die nächsten JAHRE?! Seit wann ist das geplant und warum hat sie nichts gesagt?" ,,Felix, du kennst Elli. Sie hat es sich wochenlang vorgenommen, es dir zu erzählen, aber es dann nicht über's Herz gebracht, weil sie dir nicht weh tun wollte." ,,Und dann ist gar nichts sagen besser, oder was?" ,,Ich bin mir sicher, dass es ihr leid tut." ,,Ach, scheiß drauf. Wir waren sowieso keine guten Freunde mehr." Felix drehte sich um und begann die Tür zur Wohnung seiner Familie aufzuschließen. ,,Es ist eine Riesenchance für Elli!", versuchte Agathe ihn noch kurz aufzuhalten. Es war Felix vollkommen egal. Seine beste Freundin war weg und das ohne ihm Bescheid zu sagen.
Er knallte die Tür hinter sich zu und ging in sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett schmiss. ,,Was'n mit dir los?" ,,Elli is' weg." ,,Wie, Elli is' weg? Ist sie abgehauen? Tot?" ,,Ne, dieses verschissene Bonzenkind und seine Eltern sind in die Staaten und haben sie mitgenommen."
Felix konnte hier nicht bleiben. Julian und Nele würden versuchen, ihn zu trösten und mit ihm über Elli reden wollen. Aber das konnte er jetzt nicht, er brauchte Ablenkung, möglichst noch vor der Party heute Abend.
Also suchte er sich sein letztes Geld zusammen, nahm seine Jacke und machte sich auf den Weg in die Hasenheide. Auf dem Weg rief er Matze an, der sich am Eingang mit ihm treffen würde. Matze war egal, warum Felix sich wegballern wollte, solange auch er davon profitierte. Deswegen konnte Felix nach der Begrüßung einfach abwinken, als sein bester Freund ihn fragte, was los sei.
Sie gingen durch den Park an den Arabern vorbei und zu ihrem üblichen Dealer. Felix hatte nur zehn Euro finden können, aber die würden hier im Park schon reichen, um genug für einen ordentlichen Rausch zu bekommen. Nachdem alles geregelt war, liefen Felix und Matze zur Wohnung des Letzteren. Jetzt bei Felix einen Joint zu rauchen, wäre sein Todesurteil bei dem Stress, den er eh schon mit seinem Vater hatte. Matzes Eltern waren noch nicht zu Hause und so konnten sie sich ungestört ins Wohnzimmer setzen und die Tüte bauen. Es dauerte etwas, bis die ersten Züge wirklich reinknallten, aber als es soweit war, kam Felix sofort runter und vergaß fast schon, warum er überhaupt wütend war. Seine Gedanken wurden wirr und verschwammen dann. Die nächsten Stunden führte er mit Matze sinn- und ziellose Unterhaltungen und brach mehrfach in Gelächter aus. Sie machten sich noch leicht benebelt zu Yassins Party auf.
Nur schaffte es Berlins Abendluft Felix' Kopf wieder aufzuklaren. Die Enttäuschung war sofort wieder da und wandelte sich jetzt in Wut um. Elli kannte seine tiefsten Abgründe, verurteilte ihn nicht für den Stress mit seinem Vater und hatte auch nie was gegen eine seiner Freundinnen gesagt. Und das obwohl er diese im Nachhinein oft selbst scheiße fand. Dafür hatte Elli ihm gleichermaßen von dem Druck durch Dmitri und seine Eltern erzählt, von der Überforderung in der Schule und wie fehl am Platz sie sich bei Wettbewerben immer noch vorkam. In den letzten zwei Jahren hatten sie zwar immer weniger Zeit füreinander, weil Elli im Gegensatz zu ihm auf dem Gymnasium geblieben war und danach mindestens zwei Stunden trainieren musste. Trotzdem feierten sie alle Geburtstage zusammen und vertrauten sich ihre Probleme an. Es hatte nie Geheimnisse gegeben und Felix wollte einfach nicht glauben, dass sie ihm etwas von dieser Größe vorenthalten würde.
Bei Yassins Wohnung angekommen schluckte Felix seine Wut runter und setzte sein bestes Lächeln auf. Die Eltern seines Freundes hießen es nicht gut, aber verhinderten es auch nicht, dass auf den Partys in ihrer Wohnung einiges an Alkohol floss. Genau, was Felix jetzt brauchte, um sein Hirn und seine Gefühle weiter zu betäuben. Deswegen führte ihn sein erster Weg nach einer lautstarken Begrüßung in die Küche, in der traditionell der Alk bereit stand. Es musste schnell gehen und so führte Felix' Griff direkt am Bier vorbei zu den härteren Sachen.
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Schritt für Schritt
RomanceElisabeth "Elli" Schneider war sie für ihn. Sasa Woodwin ist sie für den Rest der Welt. Seit fünf Jahren stellt Felix sich die gleichen Fragen: Warum meldet Elli sich nicht mehr? Warum findet er nichts mehr über sie im Internet? War sie trotz der j...