,,Home is when I'm alone with you"

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Berlin, Dezember 2020

"Morgen ist München und irgendwann ist auch wieder zuhause" Elli hatte das "irgendwann" durchgestrichen und "übermorgen" darüber geschrieben in ihrer Story. Es war ein Verkehrsschild Richtung München zu sehen und darüber die Lyrics des Annenmaykantereit Songs. Felix hatte nicht gedacht, dass Elli die Band kennen würde. Sie hatte den größten Hype erfahren, während seine beste Freundin in den Staaten lebte. Und der Song war auch nicht der bekannteste der Jungs.

Er schrieb sowieso ständig mit Elli, also konnte Felix auch einfach nachfragen. <Wie bist du auf Annenmaykantereit gekommen?> <Ich hab' die Sold Out Awards in vielen der Arenen gesehen und wollte wissen, wer das ist. Hab' es mir dann im Bus auf Spotify angehört und es hat mir halt gefallen.> <Wenn du willst, kann ich dir den Sänger vorstellen. Der wohnt nicht weit von mir entfernt.> <Soll ich nicht erstmal Juju kennenlernen?>

Stimmt, das musste er auch noch einplanen. Eigentlich hatten sie Dezember vorgesehen, aber das wurde eher nichts. Felix hatte bis zu seinem Geburtstag einiges an Terminen vor sich. Viele davon allein schon wegen der Veröffentlichung seines Netflix-Specials. Es würde am Freitag der folgenden Woche online gehen und davor musste noch einiges erledigt werden.

Bei Elli sah es bestimmt nicht besser aus. Wenn Felix daran dachte, wie kaputt er nach zehn Tagen durchgängiger Tour war, musste Elli wahrscheinlich komplett zerstört sein. Vor allem, weil die Show länger dauerte und körperlich fordernder war. Und so wie er seine beste Freundin kannte, hatte sie sich den Dezember trotzdem mit Unterricht und Weihnachtsfeiern vollgestopft. Gut, Treffen im Januar wäre auch noch okay. Juju hatte ja selbst gesagt, dass ihr der genaue Zeitpunkt egal war.

Felix war kurz davor, Elli anzubieten, sie vom Bahnhof in Berlin abzuholen, aber öffentlicher konnte ein Treffen kaum sein. Also verwarf er diese Idee wieder. Nach einem Monat Tourbus und ständig von Leuten umgeben sein, würde sie wahrscheinlich erstmal einen Abend allein verbringen wollen. Am Freitag würden sie ihren Filmabend abhalten. Das stand schon vor Ellis Abfahrt fest und so hielt Felix den einen Tag Abwarten weiter aus. Es störte ihn zwar enorm, dass er sie nicht sofort nach ihrem Ankommen umarmen durfte, aber ändern konnte Felix es jetzt auch nicht mehr.

Mit ,,Ich hab' gedacht, du wärst der Pizzalieferant und dann wäre es peinlich geworden" öffnete Elli ihm Freitag die Tür. Im Handtuch. Das nur knapp über ihren Po reichte. Die Augen stur auf ihren Nacken fixiert folgte Felix ihr ins Wohnzimmer. Eigentlich war er kein Po - Typ, aber irgendwas schaltete bei Elli in seinem Kopf um. ,,Du kannst schon mal raussuchen, was du gucken willst. Ich zieh mich schnell an. Wenn es in der Zeit klingelt - Geld liegt auf dem Schuhschrank."

Er hockte sich vor den Schrank, aus dem Elli an dem Abend mit Tabea die Mulan-DVD gezogen hatte. Vielleicht versteckten sich darin noch mehr Kinderfilme oder andere Dinge, die Felix ansehen sollte, damit er Tommis Referenzen endlich verstand. Nur waren dort keine weiteren DVDs zu finden. Sie musste Mulan nur für Tabea besitzen. Also doch Netflix. Nur war das bekanntermaßen schwierig, wenn man vorher keine Ahnung hatte, was man sehen wollte.

Das Klingeln unterbrach Felix' Klicken und er begab sich zur Tür. Aus dem Bad war ein Föhn zu hören. Also würde Elli wohl noch eine Weile brauchen. Hoffentlich erkannte der Lieferant ihn nicht. Es wäre nicht das erste Mal und im Gegensatz zu sonst wäre es heute nicht einfach nur merkwürdig sondern auch ungünstig, weil bekannt war, dass er in Kreuzberg und nicht Mitte lebte. Zum Glück stand am Klingelschild nur Woodwin und es war auch sonst nicht erkennbar, dass hier eine Frau wohnte. So wäre es auch möglich, dass er einfach bei einem Kumpel war.

Er drückte dem Lieferanten die bereit gelegten 25€ in die Hand und trug die Pizzen ins Wohnzimmer. Wieder auf der Couch ging die Suche nach einem geeigneten Film weiter. Die Pizzakartons würde Felix erst öffnen, wenn Elli neben ihm saß. Wenn sie davon ausgegangen war, dass er noch immer das gleiche mochte wie vor 2015, hatte sie alles richtig gemacht. Er mochte Pizza Funghi immer noch am liebsten und sollte sich in dem anderen Karton eine Calzone verbergen, wäre es heute wirklich wie vor 17 Jahren. Da waren solche Abende noch Festtage. Es fehlte beiden das Geld, um regelmäßig Pizza bestellen zu können und irgendwann durfte Elli auch nicht mehr.

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