,,B*tch, I don't need introduction"

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Im letzten Kapitel war "Biologieunterricht" das Wort meiner Brüder. In diesem gibt es keins. Der Tanz im Video oben ist auch der im Kapitel.

Berlin, September 2020

Sasa spielte mit ihrer Nichte im Wohnzimmer, als es an der Tür klingelte. Wer kam denn Freitagabend spontan vorbei? ,,Wartest du kurz, Tabea?" Die Kleine nickte nur und spielte dann weiter mit den Playmobil Figuren. An der Klingel meldete sich Felix. Sie drückte auf den Öffner und wartete dann an der Tür. ,,Hallo Felix, brauchst du was bestimmtes?" ,,Nö, ich wollte dich nur sehen und fragen, ob du Lust auf einen Abend wie früher hast, nur halt ohne Übernachten." ,,Wenn du damit klarkommst, dass wir einen Disney Film schauen müssen, weil meine Nichte heute bei mir ist, dann gern." ,,Wie alt ist sie mittlerweile?" ,,Acht, aber das würde Tabea dir auch erzählen. Sie spielt im Wohnzimmer."

Im Wohnzimmer setzte Elli sich auf den auf den Boden zu dem spielenden Mädchen. ,,Tabea, wir haben noch einen Gast bekommen. Das ist Felix." ,,Der Felix von letztens?" ,,Ja." Er sah Elli fragend an, die ein "Erklär ich dir später" zurück flüsterte. ,,Bleibt er zum Essen?" ,,Ja, und dann schaut er auch noch den Film mit uns." ,,Cool", Tabea sah ihn direkt an, ,,spielst du mit uns?" Diesen Kulleraugen konnte man nichts abschlagen. Also setzte Felix sich auf den Boden und nahm die Playmobil Figur, die Tabea ihm reichte. Es war eine Frau, die einen Käfig mit einem Hasen in der Hand hielt. Elli spielte die Tierärztin und Tabea hatte ein kleines Mädchen in der Hand. Er überlegte sich, dass der Hase lahmte und vielleicht seine Pfote gebrochen war, was Elli und Tabea dann gründlich untersuchten.

Zwanzig Minuten lang spielten sie mit dem Playmobil-Set, bis Elli sich in die Küche verabschiedete, um das Abendessen vorzubereiten. ,,Ohne Elli macht das keinen Spaß. Spielst du mit mir Memory?" ,,Hast du eins mit?" ,,Tante Elli hat selbst eins, das hat Emily mal für sie gebastelt." Tabea stand auf und lief zu einem Schrank neben dem Fernseher. Darin befanden sich zahlreiche Spiele. Er sah ihr dabei zu, wie sie versuchte, es rauszuziehen, aber dann aufgab. ,,Ich bin zu klein. Hilfst du mir?" Felix stand auf und zog das Memory aus dem Schrank. Auf dem Deckel waren Tiere und der Karton war prall gefüllt. Sie mischten die Karten gründlich durch und legten sie dann wieder in ordentliche Reihen. Das Memory nahm einiges an Fläche ein und Felix ahnte schon, dass er gründlich versagen würde.

Als Elli wieder in das Wohnzimmer kam, hatte Tabea ihn schon einmal abgezogen und zu einer zweiten Runde herausgefordert. Auch jetzt stapelten sich die Paare wieder bei der achtjährigen. ,,Wollt ihr zu Ende spielen und dann essen oder kurz Pause machen?" ,,Zu Ende spielen!", kam es entschieden von Tabea. Also sah Elli Felix beim Verlieren zu.

,,Du bist sogar noch schlechter als Tante Elli!", lachte Tabea mit vollem Mund, als sie in der Küche saßen. ,,Was soll das denn heißen?" ,,Tante Elli findet immer mindestens zwei Paare. Du hattest gar keine." ,,Ich hab' aber auch Übung, Tabea. Felix hat bestimmt schon lange kein Memory mehr gespielt." Damit hatte Elli Recht. Er hatte selten Kontakt zu Kindern und die seiner Freunde waren noch zu klein zum Memory spielen. Vielleicht waren Kinder aber auch einfach besser im Memory spielen als Erwachsene.

Nach dem Essen schickte Elli ihre Nichte zum Schlafanzug anziehen und Zähne putzen. ,,Darf sie nicht noch was zum Knabbern essen?" ,,Wenn es nach mir ginge schon, aber Kathrin möchte es nicht." ,,Sie muss es ja nicht erfahren." ,,Würde sie aber, weil Tabea das ehrlichste Kind der Welt ist." ,,Was ist mit mir?", kam es aus dem Türrahmen, als Elli gerade die Tupperdose mit den Resten in den Kühlschrank stellte. ,,Du bist sehr ehrlich und darfst deswegen kein Knabberzeug essen." ,,Ach so. Können wir jetzt Mulan schauen?" Wenn Felix jemals Kinder hatte, sollten sie wie Tabea sein: direkt, ehrlich und ein wenig frech.

Elli überraschte Felix, als sie die DVD aus dem Schrank unter dem Fernseher holte. Er hatte erwartet, dass sie den Film streamen würden. Tabea neben ihm hüpfte im Sitzen leicht auf und ab. ,,Mulan ist mein Lieblingsfilm!" ,,Ich hab' den das letzte Mal vor über 20 Jahren gesehen. Da war deine Tante nur ein Jahr älter als du jetzt." ,,Bist du so alt wie Elli?" ,,Ich bin zwei Monate älter, aber ja." Tabeas Blick wandte sich zum Fernseher und blieb die nächste Stunde auch dran hängen. Manchmal sang sie mit Elli die Lieder oder stand auf, um die Kampfbewegungen nachzumachen. Ab der Hälfte des Films fielen ihr immer wieder die Augen, bis sie an Ellis Schulter einschlief.

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