,,He doesn't know you like I know you"

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Bachelorarbeit ist fertig. Das heißt, ich habe hoffentlich wieder mehr Zeit zum Schreiben und kann regelmäßiger hochladen. Denn es ist etwas passiert, dass ich eigentlich vermeiden wollte: Die Realität hat die Geschichte eingeholt. Aber was soll's, heißt schließlich FanFIKTION. Das Treffen in diesem Kapitel findet am 13. Januar statt - also auch dem Tag, an dem es veröffentlicht wird. Viel Spaß damit!

Berlin, Januar 2021

<Eine Kollegin hat mich nach dem Kurs spontan ins Kino eingeladen und danach zum Essen. Ich hab' in dem Moment einfach zugesagt und dann das Handy weggesteckt. Sorry.>

Kathrins Ankündigung hatte sich bewahrheitet. Als Felix am Samstag von seinem Training wieder nach oben kam, hatte Elli ihm endlich geantwortet. Er hatte sie noch gefragt, welchen Film sie gesehen hatten und in welchem Restaurant sie waren und Ellis Antwort, dass er weder den Kinosaal noch das Restaurant betreten hätte, war absolut richtig. Weder West Side Story noch Sterneküche waren sein Ding und dazu würde er sich auch nicht von Elli überreden lassen. Keine zehn Pferde würden Felix Lobrecht jemals in ein Musical bekommen - sei es auf einer Bühne oder einer Leinwand.

Die nächsten Tage plätscherten so dahin. Samstag kamen seine Freunde vorbei und sie tranken und unterhielten sich den Abend lang. Sonntag verbrachte Felix mit Aufräumen und Putzen. Montag war er im Büro mit Julian und fuhr nachmittags nach Köln, damit er am Abend mit Tommi in dessen Wohnung die neue Folge aufnehmen konnte. Felix musste sich darauf konzentrieren, nicht über den nächsten Tag und damit über Let's Dance zu sprechen. Der ging tatsächlich viel schneller rum als erwartet. Sie hatten ein Portraitfoto gemacht, seine Maße für die Kostüme genommen und ihn dann zum Podcast geschickt, wo er über seine Motivation und seine Verbindung zum Tanzen befragt wurde. Felix erzählte die abgesprochene Erklärung und dann noch vom Breaken, das ihn bis auf Rhythmusgefühl und eine gewisse Beweglichkeit nicht wirklich Vorteile brachte.

Auf der Rückfahrt dachte Felix nochmal über Let'sDance nach. Für einen Rückzieher war es jetzt eh zu spät, aber er befürchtete, dass er nicht damit durchkommen würde sich aus dem "Wir sind alle eine große Familie" rauszuhalten. Elli war durch die Tour mit den anderen Profis befreundet und würde es sich nicht nehmen lassen, neben der Show auch viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Tommi wollte er nicht jedes Mal bemühen, wenn er in Köln war und alleine im Hotelzimmer rumsitzen, nur weil er keinen Bock auf die anderen hatte, war auch keine Option. Also würde er die Aftershowpartys über sich ergehen lassen und hoffen, dass es sonst keine weiteren gemeinschaftlichen Unternehmungen gab.

Darmspiegelungen waren ekelhaft. Vom Vorgang an sich hatte Sasa nicht viel mitbekommen, aber der Tag vorher hatte ihr gereicht. Das Abführmittel war absolut ungenießbar und dann weitere zwei Liter in kurzer Zeit zu trinken war auch nicht wesentlich angenehmer. Dann noch den ganzen Tag auf dem Klo verbringen und man fühlte sich so richtig nützlich. Den Termin direkt auf morgens zu legen war die nächste schlechte Idee von Sasa. Sie hatte die Nacht wegen des zweiten Liters Abführmittel durchgemacht. Aber nach der Untersuchung konnte sie ordentlich essen, sich nochmal hinlegen und sich dann abends mit Felix, Juju und Ryan in der Bar treffen. Und - deswegen hatte sie den Termin auf morgens gelegt - Alkohol trinken.

,,So Frau Woodwin, natürlich müssen wir noch das Ergebnis des Gentests abwarten, aber ich kann ihnen auch jetzt schon Entwarnung geben. Ihr Darm war absolut unauffällig, nicht ein Polyp war vorhanden und sonst auch keine Reizungen. Und bei FAP hätten es über hundert sein müssen. Ich kann Ihnen generell sagen, dass Sie eine sehr gesunde Darmflora haben. Also machen Sie weiter wie gewohnt, warten das Ergebnis des Gentests ab und kommen in ein paar Jahren nochmal zur Vorsorge Untersuchung."

Sasa merkte, wie ihre hochgezogenen Schultern nach unten sackten und ihre ganze Haltung sich entspannte. Drei Wochen Angst, die durch ein paar Sätze verpufften. Keine OP, keine Chemo, keiner, der ihr beim körperlichen Abbau zusehen müsste. Und vor allem: Nichts, dass sie mit ihrem Vater verbinden würde. Sasa konnte Hugo Schneider wieder an den Rand ihres Bewusstseins verbannen, wo er die letzten Jahre immer gewesen war.

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