Schritt für Schritt

,,Look how far we've come"

Das vorletzte Kapitel kommt zu Beginn meiner vorletzten Woche in Frankreich. Viel Spaß euch damit!

Berlin, Stuttgart/ November 2021 bis April 2022

Während Sasa im November auf der Let's Dance Tour war, beschloss sie zu Felix zu ziehen. In den letzten Monaten hatte sie sich einen Abschnitt in seinem Kleiderschrank erkämpft, etwas Fläche im Bad bekommen und dafür gesorgt, dass das zweite Waschbecken auch mal genutzt wurde. Es war auch einfacher, wenn sie die Pflanzen goss, während Felix durch Deutschland tourte und nicht immer einer seiner Freunde oder Fränkie anrücken musste.

Sasa hatte kein Problem damit, ihre Wohnung aufzugeben. Bei Felix gab es keine neugierigen Nachbarn, Platz für zwei hatte er definitiv und seine Dachterrasse wollte sie auch nicht mehr missen. Dann hafteten an ihrer Wohnung Erinnerungen, die da gerne bleiben konnten. Bis heute gab es Momente, an denen Sasa die Begegnungen mit ihrem Vater und Ryan in den Kopf schossen, wenn sie vor der Wohnungstür stand. Durch einen Umzug würde sie auch das loswerden. Die Wege zu einigen ihrer Arbeitsplätze würden sich zwar verlängern, aber die Zeit konnte zum Musik entdecken und Choreos vorbereiten genutzt werden.

Auf den Busfahrten zwischen den Städten plante sie bereits aus den Fotos der Wand in der Küche ein Album zu basteln und erstellte Listen, was sie behalten und was sie spenden wollte. Die Möbel und die Küchenausrüstung kamen definitiv weg. Ihre Kleidung auszusortieren, würde die meiste Zeit beanspruchen. Zwischen Weihnachten und Silvester hatten sie frei. Die Tage würde sie definitiv dafür nutzen. Sasa zweifelte nicht daran, dass Felix sie bei sich einziehen lassen würde. Die Diskussion lauerte eher bei der Kostenfrage. Ihr Freund würde sich weigern, die Miete 50 : 50 mit ihr zu teilen. Sie hoffte ihn davon überzeugen zu können, dass sie wenigstens die Warmmiete übernahm.

Felix war zwar überrascht von ihrem Vorschlag, aber stimmte doch schnell zu. Sasa hatte ihm gar nicht erst die Vorteile auflisten müssen. Sobald sie etwas Zeit hatten, befüllten sie Beutel mit der Kleidung, die sie nicht mehr wollten. Felix fuhr sie dann zu seinen typischen Stellen. Die Möbel stellte Sasa nach und nach bei Ebay Kleinanzeigen rein und sah dabei zu, wie ihre Wohnung sich leerte. Die Abnahme und Rückgabe des Schlüssels würden zwar erst Mitte Januar stattfinden, aber Sasa war lieber früher fertig, als sich am Ende stressen zu müssen.

Mittlerweile war Sasa umgemeldet und Felix hatte das Schild am Briefkasten gegen Lobrecht & Woodwin ausgetauscht. Dass er diesen Vorgang demnächst wiederholen müsste, konnte er nicht ahnen, bis Sasa beim Fernsehen eine bedeutende Frage stellte: ,,Felix, was hälst du eigentlich vom Heiraten?" ,,Nicht wirklich viel. Man braucht kein Papier, um zu wissen, dass man für immer zusammen sein will und die Feier macht man auch nur für die anderen." Irgendwie hatte Sasa sich eine positivere Reaktion erhofft. Damit waren jetzt ihre Überzeugungskünste gefragt: ,,Die Feier brauch' ich nicht, aber ich wäre schon gern mit dir verheiratet, allein für deinen Nachnamen." ,,Für meinen Nachnamen?" Jetzt war die Abneigung schonmal zu Irritation gewechselt. Sie war auf dem richtigen Weg. ,,Findest du es nicht komisch mit einer Frau zusammen zu sein, die den Namen eines anderen Mannes trägt?" ,,Doch schon." ,,Also, wie sieht's aus? Willst du mich heiraten?" ,,Das ist der wohl unromantischste Antrag aller Zeiten, aber ja. Wie stellst du dir das mit dem Namen für die Öffentlichkeit vor?" ,,Für die wird sich nichts ändern. Ich will das so 'Miss Woodwin in the streets, Mrs Lobrecht in the sheets' mäßig."

Sasa musste etwas auf eine Antwort warten, weil Felix einfach nicht aufhören wollte zu lachen. Als er sich wieder fing, musste er sich Tränen aus den Augenwinkeln wischen. ,,Was war daran jetzt so lustig?" ,,Keine Ahnung, es hat mich einfach aus der Kalten erwischt. Hast du eine Ahnung, was wir an Unterlagen brauchen?" ,,Nö. Ich musste erstmal herausfinden, ob du überhaupt willst. Weiter hatte ich nicht geplant." ,,Dann auf ins Internet. So schwer kann es ja nicht sein." Zehn Minuten später mussten sie feststellen, dass Felix sich da geirrt hatte. Am besten meldete man sich sechs Monate im Voraus an, dafür musste man vor Ort sein und noch einen Haufen Dokumente mitbringen. Sie beschlossen, sich zuerst um die Papiere zu kümmern, weil das am längsten dauern würde. Am liebsten wollten sie es vor Let's Dance schaffen, aber das würde knapp werden.