Berlin, Juli 2022 bis Juni 2023
,,Elli?" ,,Hm?" Es war morgens und sie lagen noch aneinander gekuschelt im Bett. ,,Willst du eigentlich mal Kinder?" Die Frage lag Felix schon länger auf dem Herzen und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit Elli darüber gesprochen zu haben. ,,Vor einem Jahr hätte ich noch kategorisch nein gesagt, aber mittlerweile kann ich es mir vorstellen. Du?" ,,Am liebsten jetzt als später." ,,Okay, ich wäre eigentlich auch noch gern jünger als 35 und bis dahin ist nicht mehr so viel Zeit. Wenigstens bleibt uns die Warterei wegen der Hormonumstellung erspart." ,,Warum?" ,,Ich habe eine Kupferspirale und die ändert nichts am Hormonhaushalt. Ich muss mir nur einen Termin bei meiner Gynäkologin holen." Felix hob sein Glas: ,,Auf ein baldiges Lobrecht-Baby?" Elli stieß an und trank einen großen Schluck. ,,Aber wir setzen uns nicht unter Druck." ,,Was meinst du?" ,,Ich will mit dir schlafen, weil ich Lust drauf habe und nicht weil es der ideale Zeitpunkt ist. Wenn es nach einem halben Jahr oder so nicht von selbst klappt, können wir zum Arzt." ,,Ich glaub' nicht, dass das nötig sein wird." Felix fuhr mit einer Hand unter ihren Hosenbund. ,,Ach ja?" Elli stieg auf seine Avancen ein und verwickelte ihn in einen längeren Kuss. Sein Erwidern war Antwort genug. Sie verloren sich in ihren Berührungen und starteten erschöpft, aber befriedigt in den Tag.
In den folgenden Monaten hätte man mithilfe von Sasas Periode einen Kalender schreiben können. Dann wären alle Monate zwar nur 28 Tage lang, aber es ging ums Prinzip. Wäre die Deutsche Bahn nur annähernd so pünktlich, würde sich ihre Kundschaft vervielfachen. Diese Regelmäßigkeit führte dazu, dass sie noch nicht einen Cent in Schwangerschaftstests investieren musste. Langsam fiel es Sasa schwer, sich an ihre Vereinbarung zu halten und nicht ungeduldig zu werden, aber sie zwang sich weiter zur Ruhe. Felix und sie waren gesund und im besten Alter, irgendwann musste es ja klappen.
,,Felix, bist du allein und hast ein paar Minuten Zeit?" ,,Ich bin im Büro, aber kann kurz raus gehen." ,,Das wäre lieb." Sasa konnte hören, wie er sich bei den anderen entschuldigte und nach unten lief. ,,Bin jetzt allein, was ist los?" ,,Ich hab' gestern Abend gegoogelt und sitze jetzt mit einem Schwangerschaftstest im Bad. Eigentlich kann es nicht sein, weil ich vor der Tour noch meine Tage hatte, aber meine Oberteile werden immer enger und ich hab' mich die letzten drei Tage morgens übergeben. Ich wollte es auf die Busfahrten schieben, aber anscheinend kann man noch Blutungen haben, auch wenn man schon schwanger ist." ,,Hast du den Test schon gemacht?" ,,Nein, ich wollte, dass du dabei bist." ,,Bin ich, also los." Sasa legte ihr Handy auf dem Waschbeckenrand ab und entleerte ihre Blase auf dem Test. ,,Auf der Packung steht, dass wir drei Minuten warten müssen." ,,Gut, was machst du, wenn er positiv ist?" ,,Zum Arzt fahren und abklären, wie weit ich bin. Und fragen, ob ich die eine Woche noch tanzen darf." ,,Ich glaub, nach drei Wochen macht eine keinen großen Unterschied mehr." ,,Ich hoffe es." Sasa nahm den Test wieder in die Hand. Der zweite Streifen konnte kaum deutlicher sein. Sie merkte, wie ihre Augen leicht feucht wurden. ,,Und?" Felix klang erwartungsvoll. ,,Positiv. Wir bekommen ein Baby." Ihr lief tatsächlich eine Träne über die Wange. Seine Stille verunsicherte sie. ,,Schatz?" ,,Ich bin glücklich, ich würde dich nur gern umarmen." ,,Eine Woche noch. Felix, ich glaub's nicht, wir werden Eltern." ,,Ich kann's auch noch nicht wirklich fassen. Schreibst du mir, wenn du beim Arzt warst?" ,,Natürlich. Du solltest vielleicht langsam wieder hoch. Nicht, dass die anderen sich Sorgen machen." ,,Ich denke mir was aus. Pass auf dich auf, ja?" ,,Werde ich. Bis bald, Felix."
Felix stand mit zusammengekniffenen Augen neben ihr im Bad, während Sasa sich die Zähne putzte. ,,Was ist?" ,,Ich finde, langsam sieht man was." ,,Ja, weil ich viel gegessen hab', du Spinner. Morgen früh ist da wieder nichts." ,,Jedenfalls nichts sichtbares. Wir wissen's ja besser." Er schlang die Arme um ihren Bauch und strich darüber. ,,Wann wollen wir es eigentlich unseren Eltern sagen?" ,,Weihnachten? Ist wahrscheinlich das größte Geschenk, das wir ihnen machen können?" ,,Ich glaub' Fränkie wird aus allen Wolken fallen." ,,Ich glaub' eher, dass sie schon wieder Wetten abgeschlossen haben." ,,Das kann auch sein. Einfach sagen oder kreativ sein?" ,,Kreativ. Ich denk' mir was aus."
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Schritt für Schritt
RomanceElisabeth "Elli" Schneider war sie für ihn. Sasa Woodwin ist sie für den Rest der Welt. Seit fünf Jahren stellt Felix sich die gleichen Fragen: Warum meldet Elli sich nicht mehr? Warum findet er nichts mehr über sie im Internet? War sie trotz der j...