Kapitel 19.

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Ich verließ das Zimmer mit meiner Tasche in der Hand und ging die Treppe runter. Im Wohnzimmer saß Marie, ich stellte meine Tasche in den Flur und setzte mich neben sie. Sie legte die Zeitung, die sie grade gelesen hatte, bei Seite. "Ich danke dir! Für alles was du getan hast und das du mich hier aufgenommen hast!" sie strahlte "Ich hab zu danken, seit dem du hier bist ist Jayden ganz anders, aber auf positive Art. Meine Mutterinstinkte sagen mir, dass er dich sehr gern hat. Du bist ein tolles, junges Mädchen und ich hoffe er lässt dich nicht fallen, wenn er das tut, dann bring ich ihn um. So etwas hättest du wohl kaum verdient und ihm selbst würde es wohl auch in keinster Weise gut gehen."

Ich lächelte sie an, dann nahm ich sie in den Arm. "Danke!" Wir trennten uns wieder voneinander und unterhielten uns, bis Jayden keine zehn Minuten später die Treppe runter gepoltert kam. Er hatte sich wohl extra beeilt um die letzten schönen Stunden noch zu genießen. Ich lächelte ihn an.

"Wir werden uns jetzt auf den Weg zu Belle's Wohnung machen. Ich weiß noch nicht wann ich wieder komme, vielleicht schlafen wir alle bei ihr, um die neue Wohnung einzuweihen." seine Mutter lächelte "Ist gut, habt Spaß! Und komm uns bal mal wieder besuchen Bella" ich stand auf und umarmte sie ein letztes Mal. Jayden umarmte sie auch kurz und dann gingen wir zusammen zum Auto. Er packte meine Tasche in den Kofferraum.

Was ein Gentleman!

Wir stiegen ein und wunken Marie noch zu, die im Eingang stand und uns hinterher winkte. "Also wo geht's hin?" fragte ich neugierig "Tja, das wüsstest du wohl gerne." ich schaute ihn an "Du entführst mich ja schon wieder!" wir lachten beide. "Lass dich überraschen, in zehn Minuten sind wir da." ich schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.

Wir fuhren eine Weile. Irgendwann sagte Jayden "Mach die Augen zu." Ich schüttelte wieder den Kopf, legte aber eine Hand vor meine Augen. Wir fuhren eine Minute und dreizehn Sekunden, dann hielt er an. Ich hörte wie er ausstieg, kurze Zeit später öffnete sich meine Tür, eine Hand packte mich leicht am Oberarm und zog mich vorsichtig aus dem Wagen. Er machte die Tür zu und schloss ab.

Dann nahm er ohne auch nur zwei Sekunden zu zögern meine Hand und zog mich in eine Richtung. Ich nahm meine andere Hand von meinen Augen, ließ sie aber noch geschlossen. Wir liefen zehn Sekunden, dann blieb er stehen, ließ meine Hand los, doch nur Sekunden später legten sich seine Hände auch schon auf meine Augen, damit ich sie auch ja nicht öffnete.

"Es ist mein Lieblings Ort. Immer wenn ich nachdenken muss komme ich hierher und ich war hier schon ewig nicht mehr. Ich wollte dir das noch zeigen." Dann nahm er langsam seine Hände runter und ich öffnete meine Augen.

Heilige scheiße. Ich spürte wie mein Mund aufklappte.

Mund zu! Nicht Sabbern!

Wir standen auf einem Hügel, weit und breit nur Felder und die Sonne über uns. Die Felder blühten in den verschiedensten Farben. Das war so unfassbar schön. "Jay! Das ist... Das ist wunderschön!" ich drehte mich zu Jayden und sah ihn an. "Hm..." er ließ mich nicht aus den Augen und ich verlor mich schon wieder in seinen Augen.

"Hör auf mich anzuschauen, wenn du am schönsten Ort der Welt stehst!" sagte er gespielt empört. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und schmunzelte. Dieser Idiot! Ich unterdrückte mal wieder den letzten Abstand zwischen uns und umarmte ihn. Dabei sah ich weiter über die Felder und wünschte mir, die Zeit anhalten zu können.

Wir standen eine Weile wieder einfach nur da. Dann sagte Jayden irgendwann "Wir müssen so langsam los, wenn wir nicht zu spät kommen wollen..." er lächelte mich traurig an. "Am liebsten würde ich jetzt einfach mit dir abhauen." Ich lächelte und obwohl ich meinen Kopf wieder an seine Brust gelegt hatte, wusste ich, dass er traurig in die Ferne sah und sich nichts anderes wünschte als ich.

Dann löste ich mich von ihm und zog ihn zurück zum Auto, vor dem Auto blieb ich kurz stehen. "Danke! Für alles! Für das hier und das du immer für mich da warst und das du mich nicht aufgeben willst, auch wenn es besser so wäre." den letzten Teil sagte ich leise und hoffte, er hatte ihn nicht gehört, doch das hatte er. Er schüttelte den Kopf "Ich muss mich auch bedanken. Sonst ist es wohl nicht fair." ich schmunzelte und lief ums Auto, um einzusteigen. Jayden tat es mir gleich und fuhr los.

Wie redeten nicht und hingen beiden unseren Gedanken nach. Im Radio lief das Lied 'Someone to you' von Banners. Ich hatte diese Lied unheimlich gerne, weil es das sagte, was ich wollte. Ich wollte jemand für jemanden sein. Ich wollte jemandem wichtig sein.

Was Lyn wohl grade machte? Wahrscheinlich saß sie irgendwo Rotz und Wasser heulend. Und mein Vater? Ich war mir nicht sicher, ob mein Vater wirklich versuchte mich zu retten, aber im Endeffekt war es mir auch egal.

Jayden hielt den Wagen vor der großen Halle. Heilige scheiße! Ich spürte Jaydens Blick auf mir ruhen, er nahm meine Hand in seine und sagte "Du bist nicht alleine." Ich schaute ihn an und lächelte "Ich weiß."

Entführt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt