Kapitel 8.

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Und nun stand ich hier, am Rand einer Autobahn. Ganz alleine. Meine Freundin hatte ich grade wahrscheinlich zum letzten Mal in meinem Leben gehört und jetzt war ich komplett alleine.

Ich wischte mir schnell eine Träne von der Wange und drehte mich dann zu Jayden. Er sah mich traurig an. Er hatte fast das ganze Gespräch gehört. Ich wollte jetzt eigentlich nur noch in die Arme meiner besten Freundin und sie fest an mich drücken. Und wenn es nur ein letztes Mal gewesen wäre.

Ich hatte nicht gemerkt, wie Jayden auf mich zugenommen war und seine Hand hob und mir eine weitere Träne von der Wange wischte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, es war mir peinlich. Ich hab noch nie vor jemandem geweint, außer meiner Mutter und Lyn.

Jayden unterdrückte den letzten Abstand zwischen uns und nahm mich einfach in den Arm. Kurz schreckte ich zurück. Ich hatte Angst vor der Berührung, doch er ließ nicht los. Ich ließ ein paar weitere Tränen meine Wangen runter laufen. Jayden flüsterte mir beruhigende Worte zu.

Nach einer Weile hörten die Tränen auf zu laufen. Jayden drückte mich leicht an den Schultern von ihm weg. Ich schaute überall hin, aber bloß nicht in sein Gesicht.

Feigling!

Pf. Du mich auch. Er berührte mich mit seinen Finger unter meinem Kinn und drückte es sanft nach oben. Als ich ihm in die Augen sah, sah ich Reue, Wut und Mitgefühl. Ich wusste, dass er sich dafür verantwortlich fühlte.

"Du bist nicht Schuld! In keinster Weise. Ich bin froh das du hier bist und nicht irgendein anderer mieser Typ! Ich weiß... Ich weiß einfach nicht, wie ich reagieren soll" er schaute mich dankbar an, aber ich sah, dass er sich nicht so schnell verzeihen würde.

"Du musst gar nicht reagieren. Du musst nicht mal mit mir reden. Eigentlich wäre es mir sogar lieber, wenn du nicht mit mir reden würdest." ich schmunzelte und war ihm unfassbar dankbar, dass er da war.

"Wir sollten weiter. Wir müssen zum Training." Er nickte und ging zum Auto. Wir stiegen ein. Ich dachte nach. Über alles Mögliche. Das ich gerade vermutlich zum letzten Mal mit meiner Freundin gesprochen hatte, dass ich Jayden dankbar war, dass ich meinen Vater immer noch zu tiefst verabscheute, dass Jayden jetzt vom Tod meiner Mutter wusste, dass Jayden mich umarmt hatte und es mir fast nichts ausgemacht hatte...

Ziemlich viel Jayden oder?

Scht. Das ist das letzte Thema auf der Liste, dass ich bearbeiten werde, wenn mir langweilig ist... Oder so. Ich schaute zu Jayden. Er konzentrierte sich auf die Straße, doch seine Gedanken waren wo ganz anders. Es schien so, als würde er auch über vieles nachdenken.

"Wir sind da" huch ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir schon wieder vor der großen Halle standen. Ich hielt ihm meine Hände hin und er band sie mit einem strick zusammen. "Dann mal los, es wird nicht so einfach meinen Boss davon zu überzeugen, dass du mit zum Training darfst. Aber als erstes kriegst du sowieso Klamotten. Ich finde ja meine Klamotten stehen dir auch gut, aber naja."

Ich schlug ihm (mit zusammengebunden Händen war das nicht ganz so einfach) auf den Hinterkopf, was er nur mit einem Lachen abtat. Er stieg aus und half mir beim aussteigen. Wir liefen wieder durch die große Halle, in einen Raum nebenan. Diesmal ein anderer Raum.

Es sah aus wie ein Büro, war es wahrscheinlich auch, wenn es so aussah. Jayden setzte mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und sagte leise "Wir müssen kurz warten..." ich nickte nur.

Es vergingen zwei Minuten und dreizehn Sekunden, als die Tür aufgemacht wurde. Der Typ von gestern kam rein und setzte sich auf die andere Seite, mir gegenüber, an den Schreibtisch. "So ihr beiden. Wie ist es gelaufen?" Er sah Jayden fragend an. "Gut, ja sie ist nicht abgehauen und hat kein Theater gemacht, als ich sie in den Keller gesperrt habe. Sonst war sie still."

So so ein Keller also. Das würde ich ihm gleich schön unter die Nase reiben, aber ich musste zugeben, er konnte lügen wie gedruckt. Der wiederliche Typ sah wieder zu mir. Er erwartete eine Antwort. Ich nickte nur. "Und was machen wir jetzt mir ihr?"

"Ich bin dafür, dass sie mit mir zum Training kommt. Da kann ich gut auf sie aufpassen." Großkotz (so hatte ich ihn heimlich getauft) überlegte kurz. "Meinet wegen. Aber vorher darfst du dich noch einkleiden. Zeig ihr wo alles ist, schließ sie für zehn Minuten im Raum ein und hohl sie dann wieder raus."

Großkotz wies uns an das Zimmer zu verlassen und sah dabei aus wie eine Tomate. Insgesamt sah er aus wie eine alte, verschimmelte Tomate, aber ich sagte lieber nichts.

Jayden blieb still. Als er mich in einen großen begehbaren Schrank schleppte und hinter sich die Tür schloss. "So so, der Keller also" er schmunzelte "Ich musste wenigstens ein bisschen dramatisch wirken" ich lachte "Dramatisch, das ich nicht lache. Du warst so dramatisch wie rohe Möhren und ich hasse rohe Möhren. Sollst du mich nicht eigentlich alleine lassen?" "Ich drehe mich auch um, ist mir egal, aber ich lass dich in diesem Gebäude ganz bestimmt nirgendwo alleine hin."

Ohhhh süß!

Scht, Scht! Er drehte sich um und sagte "Beeil dich, ich will nicht ewig hier bleiben." ich lachte nur und drehte mich um. Eine Tasche fand ich schnell. Hoodies, Jogginghosen, Jeans, T-Shirts, Tops, Unterwäsche, Sportschuhe und zu guter letzt auch ein Sportoutfit.

 Hoodies, Jogginghosen, Jeans, T-Shirts, Tops, Unterwäsche, Sportschuhe und zu guter letzt auch ein Sportoutfit

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Ich drehte mich kurz zu Jayden, er stand immer noch mit dem Gesicht zur Tür. Also entschied ich kurzer Hand, mich direkt umzuziehen. Ich schlüpfte schnell raus aus Jaydens Klamotten und in meine neuen rein, Band meine lange rote Mähne zu einem Pferdeschwanz, streifte mir doch noch ein T-Shirt über und rief "Fertig!" Im Vorbeigehen an einem Kleiderständer sah ich noch zwei Kleider. Naja für was ich die gebrauchen würde war ja mal egal. Ich steckte sie noch schnell in meine Tasche.

"Oh, das ging schnell!" Jayden drehte sich um und sah mich verdattert an. "Huch, du hast dich ja schon umgezogen" "Ehm ja. Gibt's ein Problem?" er sah mich verwirrt an "Was??? Nein... Lass und gehen. Ich stelle dir noch Nate vor und dann fangen wir an."

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