Kapitel 7.

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Ich schweifte mit dem Blick durch die Küche. Dann fielen mir die Bilder im Wohnzimmer wieder ein. Ich hatte sie mir schon am Anfang anschauen wollen, aber Jayden war das anscheinend unangenehm. Also ergriff ich meine Chance und ging ins Wohnzimmer auf die Komode zu.

Auf allen konnte ich Jayden erkennen. In den verschiedensten Farben und Größen. Auf vielen auch seine Mutter und seinen Bruder, von dem er mir erzählt hatte.

Zwei Bilder stachen mir ins Auge. Auf einem war Jayden ungefähr acht oder neun, er lag auf einer Wiese und spielte mit einem Baby, ein kleines Mädchen (davon ging ich aus, sie hatte rosa Klamotten an) und das andere, da war er vierzehn oder fünfzehn und wirbelte ein Mädchen durch die Luft.

Ich nahm es in die Hand. Er strahlte sie an und sie ihn. Wie unfassbar süß. Auf den anderen Bildern war das Mädchen nicht mehr zu sehen. Wer war sie nur? Ich stellte das Foto wieder hin und drehte mich um.

Ich erschreckte mich leicht, als ich Jayden in der Tür lehnen sah. Er schaute mich eine Weile lang einfach nur an. Mir war die ganze Sache ziemlich unangenehm, also reusperte ich mich. Er kratzte sich am Kopf und sagte "Wir müssen los. Ich muss noch zum Training, da will ich nicht zu spät kommen."

Ich folgte ihm aus der Tür. Er stellte die große Sport Tasche die er dabei hatte ab und schloss die Tür ab. "Was für Training?" "Boxtraining. Ich bin durchs Boxen erst an die ganze Sache ran gekommen. Die wussten, dass ich Geld brauche und haben mir dann diesen verfluchten Job gegeben."

Autsch! Das war hart. Er hat grade gesagt, dass er dich nicht hätte kennen lernen wollen. Das ist hart.

Halt die Klappe! Ich kann ihn verstehen. "Also so war das jetzt nicht gemeint..." er sah mich an wie kleingehackter Brokkoli "Jaja schon ok." er lud die Tasche in den Kofferraum und ich setzte mich schon mal auf den Beifahrersitz. Er setzte sich neben mich und startete den Motor.

Plötzlich kam mir ein Gedanke "Kann ich mit zum Training?" er wusste das ich auch boxe "Ehm... Ich weiß nicht ob das so gut ist. Ich meine nicht, dass ich dir das nicht zutraue, aber die meisten sind schon ziemlich gut und ich hab keine Lust, dass du verletzt wirst. Was sowieso passieren wird, aber wir müssen es ja nicht provozieren." er lachte gekünstelt auf.

Ohhh süß er macht sich Sorgen!!!

"Pff ich kann schon auf mich aufpassen und außerdem, weißt du gar nicht wie gut ich bin. Ich muss auch nicht in den Ring oder du kämpfst gegen mich und schohnst mich. Was ein dummer Fehler wäre, dann würdest du nämlich ziemlich zugerichtet werden. Ich will mich einfach nur auspowern und meine Aggressionen loswerden. Ist das zu viel verlangt?"

Er schaute mich von der Seite an und schmunzelte "Du lässt nicht locker oder? Na gut. Meinet wegen. Aber nicht in den Ring und wenn, dann nur gegen mich oder Nathaniel." "Wer ist Nathaniel?" "Mein bester Freund, auch Nate genannt. Er wohnt leider seit kurzen in der Nähe von Bonn, deswegen versuchen wir immer so oft wie möglich zusammen zu trainieren. Er weiß sogar von dir und der ganzen Geschichte. Er weiß so ziemlich alles über mich und ich alles über ihn."

Das waren jetzt viele private Informationen auf einmal "Okaaayy..." Ich war zu verwirrt um mehr zu sagen. Wir hatten schon über einiges gesprochen, aber privat wurde es selten und eher aus Zwang die Frage, die gestellt war, zu beantworten. Hmm... Erzähle ich ihm jetzt auch was?

Was wenn er dich nur reinlegt? Und dich dann ausnutzt?

Schhhht. Ich überlegte kurz. Eigentlich hatte ich die Entscheidung schon getroffen. "Meine beste Freundin heißt Lyn. Wir studieren zusammen Medizin. Ich kenne sie seit dem Kindergarten und sie weiß auch so ziemlich alles über mich. Sie ist bestimmt am durchdrehen, weil ich weg bin und mich nicht melde." ich schaute nachdenklich aus dem Fenster.

Jayden hielt mir sein Handy hin und fragte "Weißt du ihre Nummer auswendig?" "Ja klar, sie ist die einzige deren Nummer ich mir überhaupt merken könnte. Andere Freunde hab ich nicht, hab anscheinend zu viele Geheimnisse und bin zu 'frostig', das ist mir ziemlich egal." Ups! Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn und diesmal nicht nur innerlich. Ich tat es wirklich.

" Vergiss einfach was ich gesagt habe. Danke für das Handy." Ich spürte wie mir die röte ins Gesicht schoss. Jayden schmunzelte nur und ich nahm das Handy und wählte ihre Nummer. Es tutete ein paar mal, dann ging sie ran und sagte "Hallo?"

Bei ihrer Stimme ging mein Herz kurz schneller. Ich hatte sie unheimlich vermisst. "Hallooo?" ups "Hey, ehm ich bins. Nicht ausrasten!!!!" "Ahhhh Bellaaaaa!!!! Ich dachte du bist gestorben! Was fällt dir eigentlich ein???" ich musste das Handy einen Meter von mir weg halten, um nicht taub zu werden. Ich stellte das Handy laut.

Jayden schaute mich belustigt an. "Beruhig dich bitte Lyn. Ich konnte mich nicht melden, ich meine ich wurde entführt. Ich hab nur einen sehr netten Entführer, der mich freundlicher Weise grade telefonieren lässt." ich war davon ausgegangen, dass mein Vater ihr nichts gesagt hatte. "Du bist waaas? Bella!!!! Was ist wenn du nicht lebend raus kommst? Was soll ich denn dann machen???? Ohne dich?! Was wenn das ganze so endet wie mit deiner Mutter? Hm???-" ich unterbrach sie "Lyn sei still! Er sitzt neben mir. Lyn du weißt, dass ich alles dafür gebe lebend aus der Sache rauszukommen, aber du darfst nicht zur Polizei, okay? Mein Vater wird das schon regeln." Ich hörte sie weinen.

Gott nein bitte nicht! "Ja genau und dann bringt er dich um, genauso wie er es mit deiner Mutter auch getan hat und dann? Was mach ich dann?" ich konnte nicht antwortet. Ich starrte vor mich hin und spürte den Blick von Jayden auf mir. Scheiße!

Ich merkte, wie Jayden rechts ran fuhr. Mitten auf der Autobahn. Ich war ja sowas von am Arsch. Ich kam wieder zu mir. "Lyn, das war jetzt sehr bescheiden von dir, aber da ich davon ausgehe, dass das unser letztes Gespräch für die nächste Zeit sein wird, werde ich dir das verzeihen." wieder hörte ich sie schluchzen.

Mir wurde unsaffbar heiß. Ich musste aus diesem Auto raus. Ich schnallte mich ab und stieg aus. Jayden tat es mir gleich. "Lyn, du weißt ich hab dich lieb! Ich werde den Teufel tun, damit ich lebend hier weg komme, aber bitte tu nichts Falsches!" sie schniefte "O-okay." "Ich... Ich liebe dich Lyn!" sie räusperte sich, sie wusste das ich so etwas nicht einfach so sagte. "Ich liebe dich auch Bella! Pass auf dich auf!" sie legte auf.

Entführt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt