Kapitel 25.

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Sie sah komplett gestresst und fertig aus. Sie sah mich kurz an, dann setzte sie sich unentschlossen neben mich. Lange sagte sie gar nichts, dann brach sie die Stille "Ich glaube ich träume! Er hat dein Leben aufs spiel gesetzt! Für meins. Ich wäre Vergangenheit gewesen, aber du, du wärst Zukunft gewesen!" ich sah sie an. 

"Nein, du träumst nicht. So komisch das auch ist, ich kann ihn verstehen und ich meine, ich! Die Person die er entführt hat, sagt das. Er liebt dich und er hätte eben alles dafür getan, um dich zu retten. Ich wäre auch über Leichen gegangen, um meine Mutter zu retten. Ich hätte und würde immer noch alles dafür geben, sie jetzt noch bei mir zu haben."

Ich schaute traurig zu Boden. Marie legte eine Hand auf meine Schulter, ich sah sie an. Sie seufzte "Ich verstehe ihn auch, ja ja ich verstehe ihn, aber ihr müsst mich auch verstehen!" ich sah sie an "Natürlich verstehe ich dich, ich verstehe beide Seiten, wir müssen alle versuchen damit irgenwie umzugehen... Wie geht es Jayden?" sie sah traurig zu Boden. "Marie! Was ist mit Jayden?" 

Ich stand auf und wollte schon ins Zimmer stürmen, aber Marie sagte noch etwas, was mich inne halten ließ. "Er hat es mir einfach erklärt und dann bin ich aufgestanden und hab gesagt ich brauche eine Minute und bin raus gegangen. Da hat er in sein Kissen geschrien, ich weiß nicht ob es so gut ist, jetzt mit ihm zu reden..." ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an "Sehe ich so aus, als würde ich ihn jetzt alleine lassen?" sie schüttelte den Kopf. "Na also." ich machte die Tür auf und ging rein.

Jayden stand am Fenster und schaute raus. Ich ging langsam auf ihn zu und umarmte ihn von hinten. Zuerst verspannte er sich, doch als er sich in meinen Armen umdrehte, entspannte er sich sofort. Er hatte geweint, das sah ich an den Salzspuren auf seinen Wangen. "Hey, alles ist gut. Ich bin hier, okay?" er sah mich dankbar an und sein Blick huschte kurz zu meinen Lippen. Aber ich wollte erst mit ihm darüber sprechen und dann den nächsten Schritt tun.

"Du solltest nochmal mit deiner Mutter reden. Ich habe nochmal mit ihr gesprochen und ich denke sie versteht, warum du das alles getan hast. Sie wird dir, genauso wie ich, verzeihen. Vertrau mir." er drückte mich näher an sich ran, was ich als Einladung nahm und meinen Kopf an seine Brust legte. "Danke, dass du mich nicht aufgibst!" 

Ich löste mich von ihm und er seufzte. Er wusste genau, dass ich wollte, dass er mit seiner Mutter sprach. 

Was war das denn bitte für ein hirnrissiger Satz?!

Ach halt doch die Klappe! Ich drehte mich um und holte Marie rein. Sie ging auf Jayden zu und nahm ihn in den Arm. Er war am Anfang total verstört, doch als er realisierte, was gerade passierte, lief eine Träne sein Gesicht runter und er formte mit seinen Lippen das Wort 'Danke'. Ich lächelte nur, wir redeten alle noch eine Weile und um acht Uhr verabschiedete Marie sich. 

Ich brachte sie noch kurz raus und als ich wieder ins Zimmer kam, hatte Jayden nicht mehr diesen komischen Krankenhauskittel an, sondern eine Jogginghose. Er suchte gerade ein T-Shirt aus seiner Tasche raus und ich sah seine Wunde, natürlich steril verpackt.

Ich ging auf ihn zu, er richtete sich auf und sah mich an und ich strich mit meiner Hand darüber. "Es geht schon." ich sah ihn wütend an "Warum hast du das getan?" er sah mich nicht an. "Lass uns eine Runde draußen spazieren gehen." ich nickte, wahrscheinlich wollte er jetzt mit mir reden. Er zog sich das T-Shirt über und nahm zwei Pullis aus der Tasche und hielt mir einen hin. Ich hätte zwar auch einfach meine Strickjacke anziehen können, aber ich nahm den Pulli dankend an und zog ihn mir, wie Jayden auch, über den Kopf.

Wir verließen gemeinsam das Zimmer und spazierten raus. Jayden nahm einfach unbeirrt meine Hand und so liefen wir eine Weile still schweigend nebeneinander, bis er seufzte und auf eine Bank zusteuerte. Wir setzten und hin, aber er ließ meine Hand nicht los.

Er nahm all seinen Mut zusammen und fing an zu reden "Ich... Ich denke du hast es schon gemerkt und es ist mir schon öfters rausgerutscht und so sehr ich auch versuche dagegen anzukämpfen, es ändert nichts daran, dass ich mehr für dich empfinde, als ich darf-" ich unterbrach ihn, das konnte ich mir nicht länger anhören "Dann tus doch nicht, kämpfe nicht dagegen an. Außerdem ist es nicht falsch! Für andere Menschen mag es sich vielleicht komisch anhören, aber für mich ist es richtig. Es ist das was ich möchte und damit müssen die anderen wohl leben und wenn sie mit meiner Entscheidung nicht zufrieden sind, dann sollten sie sich lieber in ihr Haus zurück scheren." 

Jayden lachte kurz "Du redest zu viel!" ich lachte mit "Ja kann schon sein." er nahm wieder meine Hand und stand auf. Ich dachte mir nicht viel dabei, weil ich dachte wir wollten weitergehen. Also stand ich auf und sah hoch zu Jayden. Er hatte jedoch anderes im Sinn.

Er sah mich kurz an, dann huschte sein Blick zu meinen Lippen und keine zwei Sekunden später lagen seine Lippen auf meinen. Ich war ziemlich überrascht, vergrub aber eine Sekunde später meine Hände in seinem Nacken. Es fühlte sich an, als hätte jemand einen Benzinkanister in meinem Bauch ausgeschüttet und angezündet. 

Er löste sich nach viel zu kurzer Zeit von mir und sah mich mit einem Glitzern in dem Augen an und lächelte mich warm an. Ich grinste zurück, kam mir aber vor wie ein Honigkuchenpferd und versuchte meine Wangen zu beruhigen. Ich schaffte es einfach nur zu lächeln, hielt es aber nicht mehr länger aus.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn erneut. Er fasste mich um meine Hüfte und zog mich näher zu sich ran. Fordernd strich er mit seiner Zunge über meine Lippe und ich gewehrte ihm den Eintritt, indem ich meinen Mund ein Stück öffnete. Direkt fand ich seine Zunge in meinem Mund auf Entdeckungstour wieder. 

Nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander, um wieder Luft zu bekommen. Er schaute mich einfach nur mit einem Funkeln in den Augen an. Ich schnappte mir seine Hand und zog ihn weiter. Ich musste das, was da gerade passiert war, erstmal verarbeiten. Jayden lief einfach neben mir her und immer wieder spürte ich seine Blicke auf mir. 

An einer ziemlich hübschen Stelle des Parks blieb er stehen und sagte "Ich hab dich noch gar nicht gefragt, ob du überhaupt mit mir zusammen sein willst!" ich grinste ihn an und schüttelte den Kopf. Er stellte sich vor mich und sah mich an.

"Das ist nun wirklich das Verrückteste, was ich je in meinem Leben sagen werde, aber willst du mit mir zusammen sein? Ich meine ich könnte es vollkommen nachvollziehen, wenn du nicht willst! Ich meine ich habe dich entführt und-" ich drückte meine Lippen auf seine. Ich sah wie er kurz die Augen aufriss, sie dann aber schloss und seine Zunge in meinen Mund steckte. Ich vergrub meine Hände in seinem Nacken und er schlang wieder seine Arme um meine Hüfte.

Wir lösten uns voneinander "Jetzt hast du zu viel geredet. Natürlich will ich mit dir zusammen sein! Du Idiot." ich schüttelte lachend den Kopf und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen. Er löste sich von mir und sah mich wieder an "Übrigens stehen dir meine Klamotten ziemlich gut!" ich schaute an mir runter und schüttelte lachend den Kopf.

Hand in Hand liefen wir zurück zum Krankenhaus und gingen wieder hoch ins Zimmer. Dort zog ich mir für diese Nacht eine Jogginghose von Jayden an und legte mich neben ihn ins Bett. Er schlang seinen Arm um meine Hüfte.

Die einzige Ungewissheit die mir noch blieb, war ob mein Vater sich wirklich ändern wollte oder nicht, doch ich verdrängte den Gedanken schnell und dachte daran, dass ich jetzt mit Jayden zusammen war. Mit diesem Gedanken schlief ich lächelnd ein. Alles nur, wegen einer blöden Entführung!

Entführt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt