Kapitel 22.

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Ich stieg in den Aufzug. Oh shit! Verdammte scheiße! Marie! Ich hatte sie vergessen. Ich schickte Nate eine WhatsApp, die er direkt beantwortete.

Ich: Gott! Wir haben Marie vergessen! Kannst du mit ihr reden? Ich gehe jetzt zu ihm, er ist stabil und es geht ihm gut. Ich hab die Nummer von Marie nicht und wollte jetzt auch ertsmal zu ihm rein...
Nate: Klar ich fahre später zu ihr. Wenn was ist, rufst du mich an!!!
Ich: Mach ich. Ruh dich noch ein wenig aus.

Ich stieg aus dem Fahrstuhl und suchte das Zimmer. In der Hoffnung, dass Jayden reagiert und schon wach ist, klopfte ich, doch wie erwartet kam keine Antwort und ich ging rein. Okay ganz ruhig. Ich ging auf das Bett zu. Da lag er. Bewusstlos, doch er sah entspannt aus. Es piepte immer wieder gleichmäßig, ein gutes Zeichen.

Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben ihn. Unschlüssig nahm ich seine Hand in meine Hände. Sie war angenehm warm. Ich wusste nicht was ich tun soll, aber ich schaute ihn einfach nur an. Ich war unfassbar müde also legte ich meinen Kopf in meine Arme und versuchte es mir bequem zu machen. Was nicht klappte, aber ich ignorierte es einfach.

Langsam dämmerte ich weg.

......

Eine Hand bewegte sich in meinen Händen unter meinem Kopf. Ich realisierte kurz wo ich war und schreckte dann hoch, als ich wieder wusste, dass Jayden hier lag. Er bewegte seinen Kopf leicht in meine Richtung und seine Augenlider flackerten und schlussendlich schlug er die Augen auf und schaute mich an.

Ich lächelte und fast kamen mir die Tränen. "Nicht weinen!" sagte er mit rauchiger Stimme. Das war zu viel und eine Träne kullerte meine Wange runter. Seine Stimme zu hören, seine Augen zu sehen und seine Wärme zu spüren, machte mich unglaublich glücklich.

Er hob seine Hand und wischte sie weg. "Wie lang bist du schon hier?" "Weiß ich nicht" ich schaute auf mein Handy "Seit gestern mittag denke ich." "Und wo hast du geschlafen?" ich schaute ihn verwirrt an "Hier. Wo sonst?" er schüttelte den Kopf. Ich schaute auf ein Handy. Oh je! So viele Nachrichten! "Ich werde kurz telefonieren müssen..." ich sah ihn entschuldigend an, er nickte nur. Ich drehte mich nur weg, ich war nicht zu kühn das Zimmer zu verlassen. Ich wählte Lyns Nummer, nach einem tuten ging sie ran.

"Bella! Geht's dir gut? Und was ist mit Jayden?" ich lächelte "Er ist grade aufgewacht, deswegen kann ich jetzt auch nicht. Tut mir leid, aber ich rufe dich an, wenn etwas ist oder ich dich brauche okay?" sie schnaubte beleidigt "Meinet wegen.... Ach und sag ihm endlich was du fühlst!" damit legte sie auf.

Ich schmunzelte, sie war so ein Idiot! Ich drehte mich kurz zu Jayden, dann wählte ich Nates Nummer. Er ging direkt ran "Bella? Alles gut? Geht es Jayd gut?" ich lachte erstickt "Nate! Alles ist gut! Du kannst gerne mit Jay reden, er ist eben wach geworden." er atmete erleichtert aus "Ja kannst du ihn mir nur kurz geben? Danach reden wir über Marie, ja?" ich drehte mich zu Jayden und hielt ihm das Handy hin. Er nahm es an und sagte "Hey Bro... Ja, ja mir geht es gut... Halt die Klappe!... Ja sie ist direkt neben mir, also halt verdammt noch mal die Klappe!" Er lachte falsch und sah peinlich berührt aus dem Fenster. Süß!

"Ja ich geb sie dir... Mach dir keine Sorgen Bro, es geht mir gut." Er hörte noch kurz zu und dann hielt er mir das Handy hin. Ich nahm es an und hielt es an mein Ohr "Nate ich bin wieder dran." er lachte noch von dem was Jay gesagt hatte, fing sich aber nach ein paar Sekunden wieder. "Ich habe mit Marie gesprochen, ich hab nur gesagt, dass Jayd erstmal nicht wieder kommt. Sie hat definitiv gemerkt, dass etwas nicht stimmt, aber Jayd muss ihr das selber sagen... Das mache ich nicht für ihn." ich schute nachdenklich durch die Gegend.

"Ja, das verstehe ich. Ich werde mit ihm reden." ich schaute kurz zu Jayden, der mich aber nur leicht verwirrt ansah. "Okay Nate, ich muss jetzt Schluss machen und einen Arzt holen gehen. Meld dich wenn was los ist." Er bejahte und legte dann auf. Ich wandte mich zur Tür, um einen Arzt zu holen, doch Jayden hielt mich am Handgelenk fest, sodass ich ihn verwirrt anschaute. "Belle ich..." er wusste nicht was er sagen soll, also sagte ich einfach etwas. "Du musst nichts sagen. Nicht ein Wort. Eigentlich will ich gar nicht, dass du etwas sagst." ich drehte mich wieder um und befreite mich aus seinem Griff, unter dem meine Hand angefangen hatte warm zu gribbeln.

Ich ging aus dem Zimmer auf den Flur und suchte einen Arzt. Relativ bald fand ich einen und er folgte mir in Jaydens Zimmer. Er machte ein Jeckup und teilte uns mit, dass Jayden später auf die normale Station verlegt werde würde, da es ihm schon relativ gut ging. Bei der Frage ob es ihm gut ging schaute er mich kurz an und sagte dann "Es tut weh, aber es ist in Ordnung." ich schüttelte den Kopf über seine Coolheit. Der Arzt verabschiedete sich und nahm mich noch kurz mit raus.

Ich dachte an meine Mutter und alles was passiert war. Der Arzt unterbrach meine Gedanken.

"Sie waren auch das Mädchen, das beim Unfallort war oder?" ich nickte "Du hast fantastische Arbeit geleistet, ohne dich wäre er jetzt wahrscheinlich tot." "Ich studiere Medizin, es wäre wohl ziemlich traurig gewesen, hätte ich etwas falsch gemacht, aber ich hätte einiges besser machen können, schneller handeln oder-" er unterbrach mich "Du hättest nicht besser handeln können! Besonders da er dein Freund ist, du hast toll gehandelt. Ich werde deiner Uni alles berichten und ein gutes Wort für dich einlegen." ich lächelte gequält "Ich danke Ihnen!"er nickte und huschte an mir vorbei.

Ich drehte mich wieder zu Jaydens Zimmertür und ging rein. Ich hatte noch nicht im Ansatz verarbeitet was alles passiert war und auf einmal sah ich alles wie in einem Film an mir vorbei laufen. Die Bilder meiner Mutter, Jayden wie er an sich runter schaute und langsam das Blut aus seiner Weste raus tropfte, mein Vater der versuchte zu helfen, Nate der panisch mit den Sanitätern alles klärte. Ich rutschte an der Tür runter und schlug mit dem Kopf mehrmals gegen die Tür.

Diese Bilder sollten verschwinden! Einfach verschwinden und nie wieder kommen. Ich wollte nicht meine sterbende Mutter und einen verblutenden Jayden vor mir sehen! Ich wollte ein normales Leben führen, ohne Entführungen und meinen verkorksten Vater. Eine Träne lief meine Wange runter und ich versuchte den Drang zu schreien zu unterdrücken. Ich wollte mir alles von der Seele schreien und einfach nur... ja genau, was wollte ich eigentlich? Ich wusste es nicht und genau das war das Problem.

Ein Schluchzer entfuhr meiner Kehle und ich unterdrückte den Drang nicht mehr zu weinen und zu schreien. Ich schluchzte ohne Halten und die Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich nahm nur am Rand wahr, wie Jayden sich aus dem Bett hob und auf mich zu kam. Er setzte sich vor mich und nahm mich in den Arm. "Scht! Scht. Es ist okay. Ich bin hier, so schnell wirst du mich nicht los. Wir schaffen das zusammen okay?"

Ich beruhigte mich ein wenig, dann sagte ich mit brüchiger Stimme "Ich weiß einfach nicht was... was ich will und ich kann mit dieser Last auf meinen Schultern einfach nicht mehr umgehen. Ich weiß nicht was ich machen soll und wo ich hin will und wo ich überhaupt noch hin kann." Jayden drückte sich sanft von mir weg und sah mir tief in die Augen.

"Du bist nicht alleine! Du hast Freunde, die dir helfen werden und dich nicht alleine lassen werden, egal was kommt!" ich hatte das dringende Verlangen ihn zu küssen, aber dazu war ich einfach nicht in der Lage. Ich fühlte so viel auf einmal, dass ich damit rechnete, gleich mein Herz explodieren zu hören. Ich drückte mich wieder zurück in seine Arme und flüsterte leise "Danke!" er atmete tief ein und aus und drückte mich noch näher an sich.

Entführt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt