Kapitel 13.

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Wir setzten uns an den Tisch und Jayden holte die Lasagne aus dem Ofen. Es roch fantastisch. Jayden tat erst seiner Mutter, dann mir und dann sich selbst etwas auf den Teller. Alle wünschten sich einen guten Appetit und dann fingen wir an zu essen. Eine kleine Weile war es still und jeder war mit seinem Essen beschäftigt.

Dann brach Marie die Stille und ich ging nicht davon aus, dass die Stille so schnell zurück kehren würde "Also Isabelle, wie alt bist du?" lasst die Spiele beginnen "Ich bin 22 und komme aus einem kleinen Dorf in der Nähe. Ich studiere Medizin an der Uni."

Ich schob mir einen Löffel Lasagne in den Mund, es schmeckte fantastisch. "So so und warum bist du jetzt vorübergehend hier eingezogen?" sie sagte es zwar liebevoll, aber trotzdem klang es hart. "Ich wurde kurzfristig aus meiner Mietwohnung rausgeworfen, weil der Besitzer sie selber brauchte und mir innerhalb von zwei Wochen den Vertrag gekündigt hat. Mein Vater hat keine Lust auf mich und ich auch keine auf ihn und meine Freundin wohnt im Studentenwohnheim, da ist leider erst ab nächster Woche ein Platz, also brauchte ich einen Platz zum Schlafen. Ich hoffe ich Falle nicht zu sehr zu last."

"Nein, nein mein Kind. Wo ist deine Mutter, du sagtest dein Vater kann dich nicht aufnehmen, aber was ist mit deiner Mutter?" autsch! Ich schaute zu Jayden, der wiederum schaute mich mitleidig und entschuldigend an und wartete gespannt darauf, was ich erzählte. "Ehm... Sie ist vor knapp zwei Jahren gestorben." Ich senkte meinen Blick in mein Essen.

"Das tut mir furchtbar leid! Entschuldigung ich wollte die Stimmung nicht runterziehen..." ich lächelte sie warm an "Du hast nichts falsch gemacht. Ich rede nur nicht unbedingt gerne darüber." Sie entspannte sich ein wenig "Und wo habt ihr zwei euch kennen gelernt?" Darauf hatte ich mich lange vorbereitet, ohne darauf zu achten, dass Jayden zu einer Antwort ansetzen wollte fing ich an zu reden.

"Jayden arbeitet ja im Embrellas und das ist zufällig mein und das Lieblings Restaurant, von Lyn, meiner besten Freundin und da hat er uns ziemlich oft bedient und irgendwann sind wir ins Gespräch gekommen, haben Nummern ausgetauscht und uns außerhalb der Arbeitszeiten manchmal getroffen und waren tanzen oder ähnliches." ich hoffte doch er ging tanzen! Ich sah ihn an. Er schaute mich komplett platt an.

Haaa! Ich bin so gut. Ein breites Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht aus. Ich bin so unfassbar gut!

G U H T! Du bist nicht gut du bist super schlecht! Wahrscheinlich geht er nicht mal auf Partys!

Ein so gut aussehender Typ geht sicherlich auf Partys! Er hat wahrscheinlich eine Schlange an Mädchen bis nach Budapest vor der Tür stehen.

Ist da jemand einversüchtig????

Nö. Ich schaute zu Marie sie lächelte ihren Sohn warm an, dann schaute sie wieder zu mir "Also kennst du auch Nathaniel?" es war nicht mehr wirklich eine Frage, sondern eher eine Feststellung. "Ja, ja ich kenne ihn" Marie fing an zu strahlen "Ach das ist ja schön! Dann seit ihr jetzt also ein vierer Trüppchen. Das freut mich! Wieso hast du nie von ihr erzählt oder sie mir vorgestellt?" Das Letztere war vorwurfsvoll an ihren Sohn gerichtet.

Er war völlig überrumpelt "Ich ehm... Weiß nicht so genau. Es hat sich einfach nie die Gelegenheit dazu ergeben." Er zuckte mit den Schultern. Er war definitiv nicht so gut wie ich. Der Smalltalk ging noch eine Weile weiter, aber brisante Themen wurden nicht mehr angesprochen. So gegen 22.00 Uhr wurde Marie müde und wollte ins Bett. Ich räumte die Küche auf, während Jayden ihr half den Koffer hochzuräumen.

Ich hörte wie oben die Dusche an ging und Jayden die Treppe runter gepoltert kam. Schwungvoll setzte er sich aufs Sofa und ließ einen Schrei ins Kissen los. Süß, er war komplett fertig. Er legte das Kissen zur Seite und sah mich an. "Danke!" sagte er leise und grade so, dass ich es hören konnte. "Kein Problem. Das war wohl selbstverständlich." er schaute mich an, als hätte ich ihm von fliegendem Brokkoli erzählt.

"Das hier" er zeigte um sich herum "ist alles, aber wirklich alles, nur nicht selbstverständlich!" Ich zuckte mit den Schultern, stellte die Spühlmaschiene an und setzte mich zu Jayden aufs Sofa. Ich war ganz schön müde, also stand ich wieder auf, drehte mich zu Jayden und sagte "Gute Nacht. Ich werde jetzt ins Bett gehen." ich lief Richtung Tür und blieb, aber noch kurz stehen.

"Ach und eine Frage noch, weißt du schon Genaueres wegen der Befreiung?" ich drehte mich langsam um. Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. "Ja, dein Vater hat vor die Übergabe in zwei Tagen zu machen." ich schluckte kurz, in letzter Zeit war mein Leben um einiges Lebenswerter geworden. Zwar durch meinen Entführer und seine Mutter, aber diese Menschen waren mir innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen.

Ich hatte wohl etwas zu lange durch die Gegend gestarrt, da Jayden aufstand und auf mich zukam. Ich schaute ihn verwirrt an. Was hatte er vor? Er ging ohne zu zögern einfach auf mich zu, breitete seine Arme aus und nahm mich fest in den Arm. Erst tat ich gar nichts, doch als sich ein wohliges Gefühl in mir breit machte, legte ich meine Arme um seine Mitte und meinen Kopf an seine Brust.

Nicht Sabbern! Und nicht einschlafen! Und am besten auch wieder loslassen!

Scht ich wollte den Moment genießen. Jayden flüsterte nur "Es tut mir so unendlich Leid!" Ich atmete tief ein und aus und roch dabei seinen Duft und... Okay Stopp. Nein, nein, nein. Ein nein ist ein Nein. Gut wo waren wir stehen geblieben? Achso ja. "Ich bin unfassbar froh, dass du es bist der mich entführt hat! Und nicht irgendein Soziopat wie Justin, der mich nach zwei Minuten weich geprügelt hätte."

Er spannte sich an "Daran will ich hier und jetzt gar nicht erst denken! Geht es dir denn so weit gut?" ich löste mich ein wenig von ihm und sah ihn überrascht an "Ehm... Ich weiß nicht recht. Mein Leben ist in letzter Zeit um einiges Lebenswerter geworden und ich hab eigentlich keine Lust, es mir jetzt von meinem Vater kaputt machen zu lassen, indem er mich einfach abknallen lässt, mein Bauch tut noch ein wenig weh, aber es hält sich in Grenzen und außerdem ist diese Situation hier gerade schon wieder urkomisch." zu Ende hin fing ich an zu grinsen. Jayden schmunzelte "Ja, ja das ist sie definitiv."

Wir lachten beide kurz und trennten uns dann, meines Erachtens nach widerwillig, voneinander. Gerade hatte ich einen Entschluss gefasst und setzte mich wieder auf die Couch. "Ich dachte du gehst ins Bett." Jayden sah mich verwundert an. "Wollte ich auch, nur grade hab ich beschlossen, dir meine Geschichte zu erzählen. Sie ist zwar nicht spektakulär und ziemlich beschissen, aber ich will sie dir noch mitteilen bevor... Naja mal sehen was da eben so kommt." ich sah ihn peinlich berührt an und senkte meinen Blick.

Ich hörte wie Jayden ums Sofa lief und sich neben mich setzte. Zwei Finger drückten sich unter mein Kinn und hoben es an. Die andere Hand war wohl versehentlich auf meinem Oberschenkel gelandet und ich versuchte sie nicht weiter zu beachten.

Ich sah ihm in die Augen. Gott diese Augen! Stoppiiii!!!! Konzentrier dich Isabelle!!! "Ich find es toll, dass du mir deine Geschichte erzählen willst und ich werde dir zuhören, bis du fertig bist, aber ich hab dich entführt und dir Leid zugefügt und du lässt mich einfach so in dein Leben und... Naja das ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar, deswegen hab ich nicht reagiert. Tut mir leid." ich lächelte leicht "Muss es nicht."

Er löste beide Hände von mir und sah dabei, die Hand die auf meinem Oberschenkel gelegen hatte böse an, als wäre sie Gemüse, das er in Gedanken mit einem riesigen Messer zerhackte. Das war unfassbar lustig. Ich hörte fast wie er sie Gedanken anschrie, versuchte mir aber ein Lachen zu verkneifen. Dann wurde ich ernst. Na dann mal los!

Entführt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt